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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Begeisterung entlockt.
    Die Liebe gab John etwas Nahbares, Menschliches. Guillaume atmete tief ein, schüttelte schmunzelnd den Kopf und ging hinaus.
     
    »Der König wird für kurze Zeit nach England zurückkehren«, erklärte Guillaume Jean d’Erlée schon wenige Tage später. »Wir werden ihn begleiten, nach Striguil reiten und vielleicht auch nach Pembroke.«
    »Ihr scheint ungehalten zu sein, Mylord«, wunderte sich Jean d’Erlée.
    Guillaume räusperte sich. Für John war die Hochzeit nur ein Spiel gewesen, das die Erfüllung einer Begierde versprach, aber nicht mehr. Für die Lusignans hingegen war sie ein unerträglicher Affront, mit dem sie sich gewiss nicht einfach abfinden würden. Statt sich aber zu bemühen, sie durch anderweitige Zusagen zu beruhigen, ignorierte John ihre verständliche Wut. Der Franzose hatte sein Netz geschickt ausgelegt, und John war dabei, sich darin zu verfangen, auch wenn er glaubte, Herr der Situation zu sein.
    »Wie könnte ich ruhig bleiben, Jean? Ich sage dir, der König irrt, wenn er glaubt, er käme ungeschoren davon.« Guillaume füllte seine Brust mit Luft und atmete hörbar aus. »Je mehr ich ihm zurede, desto vergeblicher sind meine Worte. Darum frage ich mich, Jean, wird er jemals auf mich hören? Oder wird er sich auch in großer Not jenen zuwenden, die ihm schönreden, statt ihn selbstlos zu beraten?« Guillaume musste an den jungen Henry denken. Auch er war Schmeichlern nicht abgeneigt gewesen. Gift hatten sie in sein Ohr geträufelt und Guillaume bei seinem geliebten Herrn in Verruf gebracht. Diesmal würde er vorsichtiger sein und sich absichern, so gut es ging.
    Jean sah ihn voller Hingabe an. »Glaubt Ihr wirklich, der König hätte Euch zum Earl of Pembroke gegürtet, wenn er Euren Rat missachtete und Euch nicht schätzte?«
    »Vermutlich nicht«, murmelte Guillaume. »Freigiebigkeit ist nicht gerade seine hervorstechendste Eigenschaft, würde ich sagen. Wenn John gibt, erwartet er etwas zurück.«
    Jean d’Erlée nickte bestätigend. »Er wird Euren Rat und Euren Beistand schon bald brauchen, und glaubt mir, Mylord, er wird nicht zögern, beides einzufordern.«
    Guillaume klopfte Jean auf die Schulter. »Du hast recht, mein Freund! Eines Tages wird alles gut.«

Striguil, Winter 1200/1201
    G ildwin!«, empfing Guillaume seinen Schreiber und alten Freund mit einer einladenden Geste. »Bitte, setz dich ein Weilchen zu mir.« Er goss einen Becher Wein ein und reichte ihn über den Tisch. »Ein Bote hat diese Urkunde gebracht.« Guillaume schob Gildwin ein zusammengefaltetes Dokument mit dem königlichen Siegel zu. »Ich schätze, ich weiß, was drinsteht, doch möchte ich den genauen Wortlaut hören.«
    »Erlaubst du, dass ich zunächst einen kurzen Blick darauf werfe?«, erkundigte sich Gildwin und zog die Kerze, die auf dem Tisch stand, ein wenig näher. Er brach das Siegel und entfaltete das Dokument. Dann kniff er die Augen zusammen und las, leise vor sich hin murmelnd. Guillaume vermutete, dass seine Sicht nachgelassen hatte, denn er blinzelte immer wieder. Trotzdem war Gildwin schneller fertig, als er erwartet hatte. Laut und deutlich las er ihm schließlich die Urkunde vor, die Guillaume die Grafschaft von Pembroke mit allen Einkünften offiziell zusprach.
    »Ich gratuliere!«, sagte Gildwin lächelnd und sah von dem Schreiben auf. »Mylord, Earl of Pembroke!« Er faltete die Urkunde zusammen. »Wenn ich das richtig sehe, sind die Ländereien, die dir hiermit zugesprochen werden, gut zweimal so groß wie die, die zu Striguil gehören!« Gildwin lachte. »Damit dürftest du nun einer der bedeutendsten Barone in Wales sein.«
    Guillaume nickte nachdenklich. »Wie ich hörte, besitzen einige meiner neuen Lehnsmänner nicht nur Ländereien in Wales, sondern auch bedeutende Güter in Leinster.« Er strich sich über die nachwachsenden Bartstoppeln auf seinem Kinn. »Mir scheint,dass es an der Zeit ist, nicht nur Pembroke einen Besuch abzustatten, sondern auch meinen Gütern in Irland.« Guillaume legte Gildwin die Hand auf den Arm. »Ich möchte, dass du mich begleitest und sämtliche Bücher, Verträge und Urkunden für mich überprüfst.«
    »Der Herr sei meiner Seele gnädig!« Gildwin stöhnte und bekreuzigte sich.
    »Du fürchtest dich doch nicht etwa vor der Überfahrt?« Guillaume lachte und knuffte ihn in den Oberarm. »Angst lasse ich nicht gelten, Gildwin!«
    »Kannst du nicht einen jüngeren Schreiber mitnehmen und auf mich alten Mann verzichten?

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