Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
Wand- und Bettbehänge hatten den süßlichen, blumigen Duft längst vergessen und den strengen Geruch von Leder und Pferdeschweiß angenommen, der jenem Mann anhaftete, der das Gemach nun bewohnte. Isabelle sah sich wehmütig um. Viel hatte sich nicht verändert. Ein Tisch stand nun zusätzlich zu den beiden Armsesseln vor dem Fenster, das mit einem Holzladen verschlossen war. Ein neuer, schwerer Vorhang schützte vor dem Wind, der durch die Ritzen des Ladens drang.
    Statt Aoifes und Isabelles Stickzeug lagen nun Stapel von Briefen und Dokumenten auf einem der Sessel. Pergament verschiedener Größe, Federkiele, Messer zum Schärfen und ein Tintenfass bewiesen, dass an diesem Tisch häufig gearbeitet wurde.
    »Mutters Harfe!«, entfuhr es ihr. Achtlos lag sie in einer Ecke. Zwei Saiten waren gerissen und hingen herab. Das Holz des Rahmens war gespalten. Wehmütig presste Isabelle das Instrument an ihre Brust und schluchzte. Sie war heimgekehrt und fühlte sich doch fremd.
    Einige der Bediensteten hatten sich ihrer noch erinnert und sie mit freudiger Zurückhaltung begrüßt, doch das allein reichte nicht, um sich heimisch zu fühlen.
    Mit der Zeit werde ich mich schon wieder eingewöhnen, sagte sie sich traurig und bat um heißes Wasser für ein Bad.
    Zwei Knechte trugen die Truhe mit ihren Kleidern in die Kammer und schleppten dann den Badezuber herbei. Sie schürten ein Feuer, um die kalte Kammer zu erwärmen, und breiteten ein großes Leintuch in dem Badebottich aus, damit sich die Lady keinen Splitter in die zarte Haut zog.
    Als das Feuer endlich knisterte und seinen rauchigen Duft in der Kammer verbreitete, schossen Isabelle erneut Tränen in die Augen. Obwohl sich nicht viel verändert hatte, schien doch nichts wie früher zu sein. Eilig packte sie die Kleidertruhe aus,um sich ein wenig abzulenken. Ein Kleid nach dem anderen hob sie in die Höhe und schüttelte den Kopf. Nur das Gewand, das ganz unten in der Kiste gelegen hatte, war noch einigermaßen zu gebrauchen. Die anderen waren während des Unwetters nass geworden und hatten nun Stockflecken und Salzränder. Eine Wäscherin würde sie erst einmal gründlich bearbeiten müssen. Isabelle betrachtete den Schaden, den das Meerwasser angerichtet hatte, als eine Magd mit zwei randvoll gefüllten Wassereimern in die Kammer stampfte und ihr ein wenig scheu zunickte.
    Isabelle war sicher, die junge Frau zu kennen, und musterte sie eingehend, doch so sehr sie auch überlegte, es wollte ihr einfach kein Name zu dem Gesicht einfallen. Vorsichtig goss die Magd das dampfend heiße Wasser in den Zuber. Als beide Eimer geleert waren, hatte sich das Leinen mit Wasser vollgesogen, doch der Boden des Bottichs war kaum bedeckt. Eine zweite Magd kam mit ebenso schweren Schritten und zwei weiteren Eimern in die Kammer. Immer abwechselnd schleppten sie nun Eimer für Eimer herbei und füllten den Zuber. Das heiße Wasser gab mit dem Dampf auch einen großen Teil seiner Wärme in die Kammer ab und war nur noch warm, als der Bottich endlich voll genug für ein Bad war.
    »Sag, bist du nicht Dairenn, die Tochter des Bogenmachers?«, fragte Isabelle die erste Magd, als sie ihr aus den Kleidern half, und lächelte. Es hatte gedauert, bis ihr der Name wieder eingefallen war.
    »Ihr erinnert Euch, Mylady?« Dairenn knickste und errötete beglückt.
    »Du warst hinter Conall her wie der Teufel hinter der armen Seele!«, sagte Isabelle lachend und hob besänftigend die Hand, als Dairenn furchtsam zu stammeln begann.
    »Keine Sorge! Ich bin deshalb nicht böse. Warum sollte ich auch? Sag mir lieber, wie es ihm geht?« Isabelle zog ihr Leinenhemd über den Kopf und stieg nackt ins Wasser. Sie hatte Conall bei ihrer Ankunft nur ganz kurz und bloß aus der Ferne zu sehen bekommen. Er schien der Stallmeister zu sein, denn die Knechte hörten auf seine Anordnungen.
    »Gut, Mylady. Es geht ihm gut. Er ist verheiratet«, antwortete Dairenn leise, beinahe entschuldigend.
    Isabelle nahm im Zuber Platz, kniff sich in die Nase und tauchte unter. Conall war verheiratet. Sie hatte damit gerechnet, und doch fühlte es sich mit einem Mal irgendwie schmerzlich an. Was hast du erwartet? Dass er sich ein Leben lang nach dir verzehrt, ohne jeden Funken einer Hoffnung? Wie grausam du bist!, sagte sie sich und tauchte wieder auf.
    »Mit dir?«, fragte sie mit Unschuldsmiene und wischte sich das Wasser aus den Augen.
    Dairenn schüttelte den Kopf und errötete erneut.
    »Aber du bist auch verheiratet?«

Weitere Kostenlose Bücher