Der goldene Thron
hatten, war Marguerite hinter ihm erschienen.
»Auch vor mir hat sie es geheim gehalten, bis über ihren Tod hinaus«, erklärte John und erhob sich. »Darum umarme ich Marguerite, die ich einst für mein Mündel hielt, heute zum ersten Mal als meine Tochter.« John drückte sie an sich und küsste ihr die Stirn. Mit dieser Geste erkannte er sie wie jeder andere Vater auch als sein Kind an.
Guillaume sah die beiden gerührt an. Dass Marguerite Johns Tochter war, erklärte, warum der König stets eine besondere Zuneigung zu ihr empfunden hatte, auch wenn er offenbar nicht davon gewusst hatte. Als Guillaume jedoch bewusst wurde, dass William durch seine Ehe mit Marguerite plötzlich der Schwiegersohn des Königs war, schluckte er. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Hoffentlich bereute John nicht, die Vermählung der beiden Liebenden gestattet zu haben, und trennte sie womöglich voneinander! Zwar war keine nahe Verwandtschaft zwischen den Eheleuten nachzuweisen, die eine Annullierung erlaubt hätte, doch wer konnte schon wissen, was sich der König ausdenken mochte, um die Verbindung für nichtig erklären zu lassen und Marguerite anderweitig vermählen zu können.
»Woher nehmt Ihr die Gewissheit, dass man Euch nicht zu betrügen versucht, Sire?«, war plötzlich aus dem Saal zu hören.
Die Frage war nicht unberechtigt. Guillaume starrte in die Menge, um herauszufinden, wer sie gestellt haben mochte.
Elmswick war aufgesprungen. Er torkelte bereits leicht.
»Nun, mein lieber Odon of Elmswick, sagen wir es so«, erwiderte der König. »Es gibt ein Zeichen an meinem Körper, das nur wenige meiner Gespielinnen und meine Amme kennen.« John lachte auf und sah Marguerite mit weichem Blick an. »Da meine Tochter dieses reizende Mal ebenso besitzt wie ihr Sohn, zweifle ich nicht daran, dass sie mein Kind und er mein Enkel ist.«
Guillaume musterte Marguerite überrascht. Was mochte das nur für ein Geburtsmal sein, das sie mit dem König gemein hatte? Es musste sich an einer recht intimen Stelle befinden, wenn nur die Geliebten und die Amme des Königs davon wussten. Darum würde er weder William noch John danach fragen können. Gespannt wartete Guillaume ab, was weiter geschehen würde.
Elmswick ließ sich unterdessen enttäuscht zurück auf die Bank fallen.
»Wo ist mein Enkel denn?«, rief John und sah sich suchend um. »Man bringe ihn zu mir, damit ich ihn allen zeigen kann!«, forderte er, und sofort lief einer seiner Knappen aus der Halle.
»Wie schade, dass Ihr so spät von Eurer Tochter erfahren und sie darum unter Wert verheiratet habt!«, richtete Elmswick da noch einmal mit schwerer Zunge das Wort an den König.
Guillaume horchte auf. Wie dreist das Spanferkel mit dem König redete! Ärger stieg in ihm auf. Wieder einmal ließ dieser Elmswick keine Gelegenheit aus, William vor dem König in Misskredit zu bringen!
»Wie ich sehe, sprecht Ihr dem Wein ein wenig zu heftig zu«, entgegnete John scharf. »Aber Ihr sorgt Euch um mich und das Wohlergehen meines Reiches, und das ehrt Euch, auch wenn Ihr sicher wisst, dass Marguerite mir von allen Mündeln immer das liebste war. Aus diesem Grund habe ich nicht irgendeinen Gemahl für sie gewählt. Dass William ein ausgezeichneter Falkner und ein königstreuer Mann ist, hat mir die Entscheidung zwar leichter gemacht, ausschlaggebend jedoch war die hervorragende Herkunft des jungen Mannes.«
Guillaume erschrak.
»Der Sohn einer Schmiedin!«, rief Odon of Elmswick höhnisch. »Das ist wahrlich eine Herkunft, auf die Sir William stolz sein kann!«
Guillaume rang nach Atem. Er brauchte Isabelle nicht anzusehen, um zu wissen, dass nun auch sie aufgehorcht hatte. Mehr als einmal hatte sie ihn nach der Schmiedin gefragt, und die Antwortnach Williams Eltern war er ihr vor einigen Tagen schuldig geblieben!
Odon hatte das Gelächter einiger Männer auf seiner Seite und setzte nach: »Ihr hättet sicher einen besseren Schwiegersohn wählen können.«
»Nun, mein lieber Lord Elmswick, lasst es mich einmal so sagen: Selbst wenn die Stute gewöhnlich ist, so kann doch ein hervorragender Hengst der Beginn einer wunderbaren Zucht sein«, antwortete der König. Wenn er ärgerlich wegen Odons Frechheit war, ließ er es sich nicht anmerken. »So ist es nicht nur bei Pferden. William ist der Sohn unseres alten Freundes und treuen Ratgebers Guillaume le Maréchal«, verkündete er nun laut und nickte Guillaume lächelnd zu.
Der konnte nicht glauben, was gerade geschah. Woher
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