Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
Niemand, der nichts hatte, außer seiner Stellung bei Hof«, begann er zu erzählen, ohne William anzusehen. »Außerdem war ich zu allen Zeiten mit Leib und Seele Soldat. Ich wäre nicht nur verhungert, sondern vermutlich vor Kummer gestorben, wenn ich meinem König nicht mehr hätte dienen können. Ich war dem jungen Henry damals ebenso treu ergeben wie später seinem Vater, dann Richard und nun John, ganz so, wie es sich für einen Ritter gehört.« Guillaume rang sich ein verzweifeltes Lächeln ab. Er sah Ellen erwartungsvoll vor sich im Gras liegen, die Augen ebenso leuchtend wie die Wiese, mit der sie zu verschmelzen schien. »Aber ich habe sie geliebt.« Guillaume hatte Mühe zu atmen. »Wir wussten, dass es keine Zukunft für uns gab, doch das war nicht wichtig«, fuhr er fort. »Nur der Augenblick zählte, denn Liebe, William, Liebe fragt nicht nach Vernunft, sie lässt sie vergessen.«
    In Williams Gesicht zeichnete sich eine Mischung aus Unglauben und Verstehen ab.
    »Als sich unsere Wege trennten, wusste ich nicht, dass sie guter Hoffnung war, und als ich sie wiedersah, war sie verheiratet«, erklärte Guillaume. Wie unendlich schwer es ihm doch fiel, über Ellen zu sprechen! Über die Liebe zu ihr und über den Verlust.Er stöhnte leise. »Es hat mich furchtbar geschmerzt, auch wenn ich sie niemals zu meinem Weib hätte machen können.« Er blickte ins Leere und erinnerte sich an jenen Tag in der Schmiede, an dem er William zum ersten Mal begegnet war. »Isaac kam dazu, als wir miteinander sprachen. Ich sah gleich, dass er sofort ahnte, wer ich bin. Es war die Angst in seinem Blick, die ihn verriet. Er fürchtete wohl, seine Frau und ihren Sohn zugleich zu verlieren. Isaac muss die innige Verbindung zwischen deiner Mutter und mir in diesem Moment ebenso bemerkt haben wie die Ähnlichkeit zwischen uns beiden.« Guillaume deutete auf William und dann auf sich selbst und lächelte dünn. »Isaac hat deine Mutter und dich sicher sehr geliebt«, sagte er leise, »aber nicht mehr als ich!« Er sah William an. Schwer wie ein Stein lag ihm das Herz in der Brust. »An diesem Tag in ihrer Werkstatt, da sah ich, dass ihr Traum von der eigenen Schmiede in Erfüllung gegangen war. Ihr hattet ein Heim, wie ich es euch niemals hätte bieten können. Da begriff ich, dass ich kein Recht hatte, irgendetwas von ihr einzufordern.« Guillaume ahnte, dass William sich überrumpelt fühlte, denn er war stehen geblieben und sah ihn ungläubig an. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren.
    »Wollt Ihr damit sagen …?«
    »Ich weiß, das kommt überraschend.« Guillaume nickte.
    Wie gern hätte er ihn in seinen Arm genommen und an seine Brust gedrückt, doch er fürchtete, zurückgewiesen zu werden. »Bitte, William, du musst mir glauben, dass …«, setzte er zu einer weiteren Erklärung an.
    »Isaac ist der einzige Vater, den ich je hatte«, unterbrach William ihn mit gesenktem Blick. »Das habe ich auch meiner Mutter gesagt, als wir ihn zu Grabe getragen haben und sie mich fragte, ob ich noch immer wissen wolle, wer mein Vater sei. Sie hat es mir all die Jahre nicht verraten wollen, obwohl ich sie immer wieder gedrängt habe, es mir doch zu erzählen.« William lachte verzweifelt auf. »Erst als Isaac tot war, wusste ich, dass er mein wahrer Vater gewesen ist. Der Mann, der mir gemeinsam mit Jean Holzschuhe gefertigt hat, damit mein Fuß ein weniggerichtet wird. Und dabei ist es nicht einmal von Bedeutung, ob es etwas genutzt hat. Das Einzige, das zählt, ist, dass er es tat, um mir zu helfen, und nicht, weil er sich für mein Hinken geschämt hat.« Er hielt kurz inne. »Ja, ich erinnere mich noch gut an Euren entsetzten Blick, damals, als Ihr das erste Mal zu uns in die Schmiede gekommen seid. So wie mich hattet Ihr Euch Euren Sohn wohl nicht vorgestellt!« William klang hart.
    Guillaume räusperte sich. Er hatte nichts anderes erwartet als Bitterkeit und Vorwürfe, doch William irrte sich. Es waren weder Missmut noch Enttäuschung, die er beim Anblick seines hinkenden Sohnes empfunden hatte, sondern Schuld! »Als ich dich zum ersten Mal sah, fühlte ich mich auf merkwürdige Weise in eine andere, lange vergangene Zeit zurückversetzt. Ich vermeinte beinahe, den Duft meiner Amme zu riechen und ihre Stimme zu hören. Und als der Blick deiner Mutter mir sagte, dass du mein Sohn bist, begriff ich, dass ich mich in dir wiedererkannt hatte. Auch Baudouin hat sofort durchschaut, wer du bist. Darum hat er nicht verstanden, dass ich

Weitere Kostenlose Bücher