Der goldene Thron
nicht freundlicher zu dir war. Er wusste von meiner großen Liebe zu Ellen und hat mich gerügt, weil ich dich nicht in meine Arme geschlossen habe.« Guillaumes Kehle schmerzte von dem Druck, der darauf lastete.
»Ihr habt eben keinen Krüppel als Sohn erwartet«, entgegnete William bitter.
»Nein, William«, sagte Guillaume sanft. »Ich habe überhaupt keinen Sohn erwartet.« Ob Ellen schon bei ihrer Flucht vor Thibault, damals in der Nähe von Chartres, von der Schwangerschaft gewusst hatte? »Und als ich sah, dass du hinkst, da war ich nicht wütend auf dich. Ich zürnte Gott und mir selbst, weil es nicht gerecht ist, dass er dir die Strafe für meine Sünden auferlegt hat.«
»Nun, wie Ihr seht, lebe ich damit, und das recht gut«, hörte er William wie aus weiter Ferne sagen.
»Wir haben gewusst, dass es uns nicht bestimmt ist, mehr als ein kurzes Stück unseres Weges gemeinsam zu gehen«, fuhrGuillaume nachdenklich fort. »Wir hatten große Träume, die aberwitzig und unerreichbar schienen. Darum haben wir nicht zugelassen, dass uns die Liebe daran hindert, sie wahr werden zu lassen. Und glaub mir, es war weder für deine Mutter noch für mich leicht, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Was glaubst du wohl, warum sie die Normandie verlassen hat, ohne mir zu sagen, dass ich Vater werde?«
»Vermutlich wusste sie, dass es Euch gleich gewesen wäre«, antwortete William herausfordernd.
»Nein, William, es wäre mir nicht gleichgültig gewesen und war es nie, seit ich von deiner Existenz wusste. Das magst du mir glauben oder auch nicht.« Guillaume lächelte traurig. »Sie hat es mir verschwiegen, weil sie mich geliebt hat und weil sie genau wusste, dass ein gemeinsamer Weg für uns unmöglich war«, sagte er aus tiefster Überzeugung. »Als Lehrmeister des jungen Königs war ich nicht mehr als ein Habenichts. Eine Schmiede hätte ich ihr niemals geben können. Deine Mutter aber wollte immer nur eines, nämlich schmieden. Ich wusste das ebenso, wie sie wusste, dass ich stets nur meinem König und England dienen wollte.«
»Glaubt nicht, dass ich Euch Vater nennen werde«, schnaubte William.
Guillaume lachte und schüttelte den Kopf. »Das erwarte ich nicht«, behauptete er, obwohl er sich in der Tat heftig danach sehnte. Isabelle jedoch würde kaum dafür Verständnis haben, darum war es vermutlich sogar besser, dass William ein wenig abweisend war. »Aber wenn du meine Hilfe benötigst, mein Sohn, dann komm zu mir, ganz gleich, ob du glaubst, dass ich dir helfen kann, oder nicht. Versprich mir das.«
»Hm«, antwortete William einsilbig, verbeugte sich knapp und stolzierte trotzig davon.
Guillaume sah ihm nach. William würde Zeit brauchen, aber irgendwann, so der Herr wollte, würde er verstehen, und vielleicht würde er ihm dann auch verzeihen.Als Guillaume wieder zu John ging, starrte der nur mit missmutiger Miene ins Leere. Nicht, dass schlechte Laune für den König etwas Ungewöhnliches gewesen wäre. Diesmal aber war die Ursache dafür die junge Königin, die für gewöhnlich die Einzige war, die ihn aufheitern konnte, wenn er dem Trübsinn anheimfiel. Sie war ihrem Gatten seit einigen Tagen offenbar nicht mehr gewogen, und ein jeder fragte sich, was wohl geschehen sein mochte. Wie ein Lauffeuer hatte sich herumgesprochen, dass sie ihrem Gatten gar den Zutritt zur ehelichen Kammer versagt hatte, und auf ihrem Gesicht war unschwer zu erkennen, dass sie wütend auf John war. Warum allerdings, darüber schieden sich die Geister.
Eifersucht, so munkelten einige, sei der Grund, doch obwohl John den Ruf hatte, ein Schürzenjäger zu sein, hatte er sich gewiss nichts zuschulden kommen lassen. Er war verrückt nach seiner jungen Gemahlin und entsprechend erzürnt über ihre plötzliche Wut auf ihn, die er nicht verstand. Andere behaupteten, sie sei guter Hoffnung und darum wie verwandelt. Manche Frauen waren der Liebe mehr zugetan, wenn sie ein Kind erwarteten, andere konnten den Gedanken, ihrem Gatten beizuwohnen, kaum ertragen.
»Also, ich glaube nicht, dass die Königin gesegnet ist«, erklärte Isabelle an ihrem letzten Abend in Canterbury, während Suzanne ihr beim Ankleiden für das bevorstehende Festmahl half. »Die Hoffnung auf einen Thronerben müsste sie strahlend machen, doch ihre Augen glitzern vor Zorn, nicht vor Glück.« Sie griff nach einem Töpfchen mit Fett, das vor ihr stand, und rieb sich die Lippen damit ein. »Marguerite sieht man an, dass sie ein Kind erwartet! Nicht
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