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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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einfanden, hieß Guillaume sie willkommen und großzügig mit Wein versorgen, bevor er sich mit eindringlichen Worten an sie wandte.
    »Lords!«, rief er, und die Männer um ihn herum verstummten. Aufmerksam waren alle Blicke auf ihn gerichtet. »Seht die Gräfin, die ich an meinem Arm zu Euch führe. Sie ist Eure Herrin durch Geburt, denn sie ist die Tochter jenes Mannes, der Euch so freigiebig mit Gütern belehnte.« Guillaume machte eine kurzePause, um die Macht seiner Worte wirken zu lassen. Dann fuhr er fort: »Schwanger lasse ich sie in Eurer Mitte zurück.« Er holte Luft und sah die Männer der Reihe nach an. »Bis ich heimkehre, so Gott will, bitte ich Euch inbrünstig, auf sie zu achten und ihr treu zur Seite zu stehen, denn sie ist Eure Herrin, und ich bin Euer Herr nur durch sie!«
    Während allgemeine Zustimmung bekundet wurde, musterte er noch einmal jeden Einzelnen von ihnen. In manchen Augen las er Verschlagenheit und Lüge. In wenigen nur ehrliche Treue. In vielen dafür Unentschlossenheit und die Frage, auf welcher Seite wohl am meisten für sie herauszuschlagen sei. Nichts war gewonnen und die Gefahr für Kilkenny groß, trotzdem musste er es wagen und gehen.
    »Seid wachsam, Freunde«, ermahnte er Jean d’Erlée, Jourdain de Sauqueville und FitzRobert, »nehmt euch vor Meilyr in Acht. Ich traue ihm nicht! Ganz gleich, wann er nach England aufbricht, seine Männer wird er bereits genauestens unterwiesen haben. Ich weiß, dass wir auf die Barone nicht bauen können und dass niemand besser für die Grafschaft und die Gräfin sorgen wird als ihr, darum gehe ich ohne Zweifel. Beschützt Isabelle und meine Kinder!«
    »Sorgt Euch nicht, Mylord!«, sagte Jourdain de Sauqueville. »Es wird ihnen kein Leid zustoßen!«
    Jean d’Erlée nickte bekräftigend. »Ein jeder von uns würde Besitz und Leben für Euch und die Euren geben, Mylord!«
    »Bis zum letzten Mann werden wir kämpfen und nicht eher ruhen, bis auch der letzte Blutstropfen vergossen ist. Doch so weit, Mylord, wird es nicht kommen. Wir werden für Ruhe im Land sorgen. Kehrt Ihr nur recht bald unversehrt zurück!« Der gute alte FitzRobert klopfte Guillaume beruhigend auf die Schulter.
    Erst als alle gegangen waren, nahm Guillaume Jean d’Erlée beiseite. »Der Stallmeister«, flüsterte er ihm mit rauer Stimme zu. »Jag ihn fort, sobald ich weg bin. Ich will ihn hier nie wieder sehen!«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord!«, antwortete Jean.

Herbst 1207 in der Nähe von
St. Edmundsbury
    G uillaume sprengte in den Hof der Schmiede und schwang sich vom Pferd. Sein Rücken schmerzte von dem langen schnellen Ritt, denn er war, zugegebenermaßen, nicht mehr der Jüngste und Zeit das Einzige, das er nicht im Überfluss besaß. Der König erwartete ihn. An keinem genauen Tag zum Glück, doch so bald wie möglich. Guillaume strich sich mit der Hand über den Nacken. Er schmerzte, als hätte er Zug bekommen, und kribbelte. Zu Michaelis waren sie in Haverford gelandet und sogleich ostwärts gezogen. Sie hatten in Striguil haltgemacht, ohne sich lange aufzuhalten, denn eine weitere Nachricht von William hatte ihn dort erwartet. Er müsse sich sputen, drängte sein Sohn in dem Brief, die Mutter leide sehr und frage täglich nach ihm.
    Ellen so schwer krank zu wissen, schmerzte Guillaume und machte ihm Angst. Er wollte nicht zu spät kommen und sie enttäuschen, aber er hätte sie lieber so in Erinnerung behalten, wie sie einst in seinen Armen gelegen hatte. Eigenwillig, stark und verführerisch, nicht leidend, alt und krank. Doch das Leben erfüllte einem nun einmal nicht jeden Wunsch.
    Guillaume hatte seinen Begleiter Henry Hose in St. Edmundsbury zurückgelassen. Die Erklärung, am Sterbebett eines alten Freundes Abschied nehmen zu wollen, hatte Sir Henry mit einem verständnisvollen Nicken quittiert und versprochen, in einem der Gasthäuser auf ihn zu warten, ganz gleich, wie lange es dauern sollte.
    »William!«, rief Guillaume erleichtert, als er seinen Sohn aus dem Haus kommen sah, band rasch sein Pferd an und ging aufihn zu. William hinkte wieder stärker, vermutlich hatte er zu lange am Bett seiner Mutter gekniet. »Mein Sohn!«, flüsterte Guillaume bewegt, als er vor ihm stand, und umarmte ihn zum ersten Mal in seinem Leben. Er hielt ihn so fest an sich gedrückt, dass er Williams Herz an seiner Brust schlagen fühlen konnte. »Wie geht es ihr?«, fragte er mit bebender Stimme.
    »Schlecht, Mylord. Sie stirbt«, antwortete William und räusperte

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