Der goldene Thron
Großen mit!« Isabelle sah ihn mit einem Funken Hoffnung an, bis Guillaume den Kopf schüttelte.
»Selbst wenn ich ihn dazu überreden kann, Richard freizugeben, unseren Ältesten wird er ganz sicher bei sich behalten. Der König traut niemandem. Nicht einmal mir!« Guillaume schnaubte geringschätzig.
Isabelle nickte und schluckte trocken. Sie versuchte, Zorn und Enttäuschung nicht zuzulassen, doch es gelang ihr nur schlecht. Gewiss doch, es wäre wunderbar, Richard wiederzusehen, doch ihrem Gemahl ging es weder darum, seinen Sohn heimzuholen, noch darum, seinem König zu Diensten zu sein.
»Du gehst ihretwegen nach England zurück, nicht weil John es fordert!«, stieß sie atemlos hervor. Guillaume hatte kein Wort über Ellen verloren, doch sie wusste, dass der Bote des Königs ihm nicht nur ein Schreiben von John, sondern auch einen Brief von William, seinem Sohn mit der Schmiedin, überbracht hatte. Das Pergament hatte offen auf dem Tisch gelegen. Durch Zufall hatte sie im Vorbeigehen einen Blick darauf geworfen. Glücklicherweise konnte sie gut genug lesen, um schnell zu erfassen, wer den Brief unterzeichnet hatte. Mit zitternder Hand hatte sie ihn vom Tisch genommen und überflogen. Die Schmiedin lag im Sterben, und William rief Guillaume an ihr Sterbebett!
Blinde, wütende Eifersucht hatte sie erfasst. So wie früher. Und Unwillen, weil sie Conalls und des Kusses wegen so lange ein schlechtes Gewissen gehabt hatte. Eine unerklärliche Wutauf Guillaume und zugleich die kalte, nackte Angst, dass er sie niemals so sehr geliebt hatte wie die Schmiedin, hatten sie gepackt. Da er nie lesen gelernt hatte, war ihm wohl nicht klar gewesen, dass ihr der Inhalt nicht verborgen bleiben würde, wenn das Schreiben offen herumlag. Andererseits konnte sie Guillaume nicht einmal vorwerfen, die Nachricht vor ihr geheim gehalten zu haben, auch wenn er selbst kein Wort von ihrem Inhalt erwähnt hatte. Sicher hatte er geschwiegen, weil er geahnt hatte, dass sie ihm zürnen würde.
Isabelle fühlte sich hilflos. Sie beneidete die Schmiedin um jeden Augenblick, den sie mit Guillaume verbracht hatte. Diese Momente hatten nur ihr und ihm gehört. Isabelle war ihm in jenen Augenblicken vollkommen gleichgültig gewesen. Dass er sie noch nicht gekannt hatte, ja dass sie zu jener Zeit gerade erst geboren war, spielte keine Rolle. Eifersucht gehorchte keiner Vernunft, schmerzte ohne Wunde und war durch kein Kraut zu lindern. Auch völlige Heilung war unmöglich. Nicht einmal wenn Ellen tatsächlich sterben sollte, würde dieser stechende Schmerz nachlassen. Isabelle schämte sich für ihre Gedanken und ärgerte sich zugleich, dass Guillaume ihr nicht widersprochen hatte. Schweigend hatte er ihren Vorwurf entgegengenommen. Erst jetzt räusperte er sich wieder.
Isabelle spürte unbändige Wut in sich. Warum räusperte er sich nur ständig? Genau wie sein Sohn! Was war das nur für eine dumme Angewohnheit?
»Ich setze in wenigen Tagen nach England über, um an die Seite meines Königs zurückzukehren. Und, ja, ich werde Ellen an ihrem Sterbebett aufsuchen, so sie nicht längst zum Herrn gegangen ist. Wenn du mich liebst, lässt du mich ohne Groll gehen und Abschied von ihr nehmen. Mein Sohn braucht mich, sonst hätte er nicht geschrieben. Ich war nie für ihn da; diesmal muss ich bei ihm sein und seine Mutter mit ihm zu Grabe tragen.«
Isabelle fühlte, dass Guillaume das Richtige tat, und doch war da noch immer diese furchtbare Wut, gegen die sie ebenso wenig ankam wie gegen die Angst.
Hatte sie sein Herz überhaupt jemals besessen? Oder hatte es stets nur der Schmiedin gehört?
Er liebt dich, hat er das nicht immer wieder bewiesen?, klang es lieblich in ihr wider.
Nein! Es ist ihm gleich, ob du dich nach ihm verzehrst oder nach Conall, antwortete eine boshafte Stimme leise fispelnd. Weil du ihm gleichgültig bist!
»Nein!«, entfuhr es Isabelle. Ihr Herz raste.
»Ich muss gehen!«, sagte Guillaume eindringlich, nahm sie sanft bei den Schultern und sah ihr lange in die Augen. »Sie stirbt, Isabelle.«
Hoffentlich ist sie schon tot, wenn er in der Schmiede ankommt!, dachte sie voller Hass und brach schließlich in Tränen aus, weil sie sich für ihre Bosheit schämte. Niemals in ihrem Leben war sie schadenfroh oder hämisch gewesen. Nie hatte sie anderen Unglück, Krankheit oder Tod gewünscht. Wie konnte sie nur so tief sinken?
»Weine nicht, meine Liebste. Du bist mein Leben!«, versicherte Guillaume ihr.
»Ich trage dein
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