Der goldene Thron
trocken und sah sich noch einmal um. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt nach Westen.
Guillaume erreichte Bristol, wo man den König erwartete, einen halben Tag vor seinem Herrn und traf noch draußen im Hof auf einen Boten, den Jean d’Erlée ihm gesandt hatte.
»Nicholas! Wie wohl es tut, Euch zu sehen! Bringt Ihr mir gute Nachrichten? Wie geht es meiner Gemahlin und den Kindern? Sprecht!«
»Mylord, ich bringe frohe Botschaft. Meiner Herrin und Eurem Nachwuchs geht es prächtig.«
Erleichtert forderte Guillaume ihn auf, ihn ein Stück zu begleiten.
»Ihr wart kaum fort, als sich die ersten Barone erhoben haben, doch erst nach wenigen Wochen, als Meilyr nach Irland zurückkehrte, wurde die Lage wirklich bedrohlich. Der Justiziar hatte Briefe für Erlée, Sauqueville und Evreux dabei. Aufforderungen des Königs, umgehend zu ihm zu kommen, gewürzt mit der Drohung, ihnen für den Fall, dass sie sich weigerten, ihre Ländereien zu entziehen.«
Ein Lächeln zuckte um Guillaumes Mund.
»Die drei haben sich abgesprochen und einmütig beschlossen, die Aufforderung zu ignorieren«, erklärte Nicholas. »Niemals, Mylord, würden sie Euch enttäuschen!«, sagte er voller Stolz. »Statt klein beizugeben, haben sie Hugh de Lacy um Hilfe gegen Meilyr gebeten.«
Schwere Kämpfe, so erfuhr Guillaume, waren die Folge gewesen, doch Verluste in der Art, wie der König sie ihm berichtet hatte, hatte es nicht gegeben. Die Verräter, die Meilyr zur Seite gestanden hatten, waren gescheitert, der Justiziar gefangen genommen und seiner Ländereien enthoben worden. Sowohl ihm als auch den verräterischen Baronen von Leinster war schließlich keine andere Wahl geblieben, als Isabelle als ihrer Herrin die Treue zu schwören und zur Absicherung ihres Eides Guillaumes Männern einen Sohn oder jüngeren Bruder als Geisel zu übergeben.
»Der König wird in Kürze erwartet«, teilte ihm ein junger Wachsoldat mit, der im Laufschritt auf sie zugekommen war, verbeugte sich kurz und stürzte sogleich wieder davon.
»Sagt der Gräfin, dass ich stolz auf sie und meine Männer bin und hoffe, bald heimkehren zu können«, bat Guillaume den Boten und entließ ihn.
Als der König und seine Männer wenig später in der Halle um das Feuer standen, trat Guillaume vor seinen Herrn, um ihm seine Aufwartung zu machen.
»Maréchal!« John empfing ihn so freundlich wie lange nicht mehr, lächelte ihn gar an und erkundigte sich, ob er Neuigkeiten aus Irland habe. Guillaume verneinte und gab vor, unwissend zu sein, um zu sehen, was geschehen würde. Ob John ihm auch diesmal eine Lügengeschichte auftischte?
»Nun, ich selbst bekam sehr wohl kürzlich Nachrichten aus Irland. Gute, möchte ich meinen! Darum will ich Euch davon berichten, denn ich bin sicher, Euch damit zu erfreuen.« John lächelte ein wenig bemüht. »Eurer Gemahlin, der Gräfin, geht es gut, und Eure Männer erfreuen sich bester Gesundheit.« In allenEinzelheiten erzählte er dann, wie es Guillaumes Getreuen geglückt war, Meilyrs Angriff auf seine Ländereien abzuwenden.
Guillaume tat erstaunt, und als der König seinen Bericht beendet hatte, antwortete er mit wohl gewählten Worten: »Sire, ich danke Gott für diese glückliche Wendung. Nie und nimmer habe ich bei meiner Abreise aus Irland geglaubt, dort einen solch gefährlichen Feind zu besitzen.« Seinen Verdacht, John könne an der Intrige gegen ihn beteiligt gewesen sein, sprach er nicht aus, denn manchmal war Schweigen Gold.
John lächelte nur dünn. »Nehmt an meiner Seite Platz, mein lieber Maréchal, und berichtet mir von meinen Enkeln!«, sagte er freundlich und deutete auf den Stuhl neben sich. »Wie geht es meiner Tochter?«
Guillaume setzte sich und erzählte ihm, wie strahlend schön Marguerite gewesen war. Er berichtete von Richards gewissenhaftem Umgang mit den Falken und von Alix’ leuchtenden Augen, nur von Henry sprach er kaum, denn er fürchtete, John könne William den Jungen fortnehmen, um ihn bei Hof zum Ritter zu erziehen, so wie er es mit Guillaumes ältesten Söhnen getan hatte. Henry aber war noch zu jung für eine Trennung von seinen Eltern und den Einfluss dieses wankelmütigen Königs. Er sollte noch ein Weilchen bei seinem Vater und seiner Mutter bleiben, bevor er eines Tages bei einem strengen, aber liebevollen Ritter ausgebildet wurde. Guillaume höchstselbst würde dafür sorgen, dass er einen guten Herrn bekam, wenn es so weit war. Das hatte er bereits mit William
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