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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Liebhaber! Sein Herz hämmerte erregt.
    Alan keuchte atemlos. Ihr Gesicht war hochrot, und ihre Augen glitzerten wie taunasses Gras in der Morgensonne.
    Ob sie ebenso sehr davon träumte, eins mit ihm zu werden, wie er? Guillaume sah sie an, bis sie den Blick niederschlug. Mehr als einmal hatte er gehofft, sie würde endlich den Mut finden, sich ihm anzuvertrauen, doch er wartete vergeblich. Auch er hatte immer wieder darüber nachgedacht, ihr zu gestehen, dass er ihr Geheimnis kannte, und doch geschwiegen, genau wie sie.
    »Du bist schwer«, japste Alan und sah ihn mit so funkelnd grünen Augen an, dass ihm das Herz in der Brust zu zerspringen drohte.
    Guillaume rollte sich herunter und blieb eine ganze Weile schweigend neben ihr liegen. Große weiße Wolken zogen am Himmel vorüber.
    »Wollen wir noch ein bisschen üben?«, fragte Alan unvermittelt und sprang auf.
    Guillaume schüttelte den Kopf. »Ich bin zu müde, hab während der ganzen Nacht kein Auge zugetan«, erklärte er. »Thibault hat im Schlaf geredet. Wild geträumt hat er wohl, wenn du weißt, was ich meine!« Er sah sie an und versuchte sich an einem Grinsen.
    »Thibault!« Alan verdrehte die Augen.
    Guillaume hatte Mühe zu atmen. Wie machte sie es nur, sein Herz so gefangen zu halten?
    »Ich kann seinen Blick nicht ausstehen«, plapperte sie weiter. »Es liegt etwas Verwerfliches, Schmutziges darin.«
    Ob Thibault doch ahnte, dass Alan ein Mädchen war? Ob er sich darum anzügliche Blicke erlaubte? Nein, dachte Guillaume. Er kann es nicht wissen. Er hätte sie längst verraten oder versucht, einen Vorteil für sich herauszuschlagen. Nicht einmal einen Verdacht kann er hegen. Dann runzelte er die Stirn. Ob Thibault sich womöglich von Alan angezogen fühlte, obwohl er sie für einen Jungen hielt? Ein schadenfrohes Grinsen zuckte umseinen Mund. Würde ihm ganz recht geschehen, sich mit einem schlechten Gewissen herumschlagen zu müssen. Einen Mann zu begehren, war widernatürlich für einen Jungen, sagte die Kirche, und eine große Sünde. Vielleicht hasste Thibault Alan ja, weil er verliebt war! Guillaume schnaubte leise und schüttelte kaum merklich den Kopf. Unsinn! Thibault war sicher nur eifersüchtig wegen Rose …

Manor of Hinton Waldrist, Berkshire, im August 1165
    M atilda spähte durch das Loch im Wandteppich und wagte kaum zu atmen. Ihre Nase kitzelte. Wenn sie nur nicht niesen musste und sich dadurch verriet! Sie kniff sich mit Zeigefinger und Daumen in den Nasenrücken und schloss die Augen.
    »Meine Tochter bringt großzügige Ländereien mit in die Ehe und nach meinem Tod auch meinen Titel«, hörte sie ihren Vater sagen und riss die Augen auf. Sie presste ihr Gesicht an den Teppich und versuchte, etwas zu erkennen.
    Ihr Vater und der Fremde, der am Morgen eingetroffen war, saßen mit dem Rücken zu ihr. Der Mann hatte ähnlich graues Haar wie ihr Vater.
    Ob er mein Gatte werden soll?, überlegte Matilda und ärgerte sich, dass sie ihn bei seiner Ankunft nicht genauer betrachtet hatte. Wenn ihr Vater sie aber mit dem Fremden vermählen wollte, musste er sie ihm doch zeigen. Schließlich kaufte niemand die Katze im Sack! Matilda erschrak. Und wenn der Vater nun nach der Amme rufen ließ und befahl, man möge sie herbringen? Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Der Vater kannte sie und wusste, dass sie sich oft auf dem Gut herumtrieb. Wenn sie also nicht zu finden war, würde sie seinem Gast eben erst später, bei dem abendlichen Festmahl, vorgestellt werden, zu dem er gewiss eingeladen wurde. Matilda drückte ihr anderes Auge an das Loch im Teppich, um vielleicht doch noch einen Blick auf den Fremden zu erhaschen. An seiner Kleidung würde sie sehen, ob er reich und mächtig war. Gewiss, sie ging nicht davon aus, dass ihr Vater sie unter Wert vergeben würde, doch es warbesser, sich selbst davon zu überzeugen. Immerhin hatte er versprochen, dass sie einmal Herrin über große Ländereien werden würde, dass sie Macht über viele Menschen und genügend Geld für die Erfüllung all ihrer Wünsche besitzen würde.
    Diesmal kam das Kribbeln in ihrer Nase so überraschend, dass sie nicht mehr die Zeit hatte, hineinzukneifen.
    »Hatschi!«, tönte es durch die Halle, und die beiden Männer vor dem Wandteppich drehten sich erstaunt um.
    »Was tust du hier?«, fuhr Bernard de St. Valéry seine Tochter an und hielt den Teppich zur Seite. »Raus da, umgehend!«
    Matilda nickte kleinlaut. Der Vater war ihr nie lange böse, aber er musste vor

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