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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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in dem, was er zu sehen geglaubt hatte, bestätigt. Das Überschlagen von Alans Stimme hätte noch als Zeichen des Stimmbruchs durchgehen können. Doch es gab andere Hinweise. Kleinigkeiten nur und doch … Guillaume fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. Offensichtlich war Alan tatsächlich nicht der, der er zu sein vorgab.
    Guillaume kämpfte darum noch härter mit ihm, forderte ihn immer wieder heraus und griff ihn aggressiver an als zuvor.
    Alan aber zuckte niemals zurück, ließ sich weder entmutigen,noch beschwerte er sich. Er konterte, stellte sich auf Guillaumes neuen Kampfstil ein und gab nicht auf.
    Alles Unsinn, dachte Guillaume. Er kann kein Mädchen sein!
    »Was ist?«, erkundigte sich Alan und lachte. »Was starrst du mich so seltsam an?«
    Guillaume schrak aus seinen Gedanken hoch. »Nichts … Es ist nichts«, beeilte er sich zu versichern. »Lass uns einfach weitermachen.«
    Als sie wenig später im Gras saßen, die Köpfe zusammensteckten und Alan von einem Schwert erzählte, das sein Meister gerade fertigte, fiel er Guillaume zum ersten Mal auf. Er war fein, kaum wahrnehmbar und doch da. Unbeschreiblich zart entströmte der Duft Alans Kleidern, wenn er sich bewegte. Weder der würzige Geruch von Holzkohlenfeuer noch der metallische Hauch von Eisen, der in seinem Hemd und auf seiner Haut haftete, konnte darüber hinwegtäuschen. Ohne dass der junge Schmied es merkte, näherte Guillaume sich ihm und sog den Duft mit geschlossenen Augen ein. Er verhieß Weichheit, Wonne und Sinnlichkeit, und er schreckte ihn.
    »Hast du noch ein Stück Brot für mich?«, fragte Alan plötzlich.
    Guillaume fuhr hoch, überrascht, verwirrt, betört und beschämt zugleich. Das zarte, unbekannte Gefühl von Wollust, das er empfunden hatte, war verflogen. Er reichte Alan den letzten Kanten herüber und sprang auf.
    »Lass uns weiterkämpfen!«, rief er und versetzte ihm einen gehörigen Knuff in den Oberarm. »Dafür, dass du in einer Schmiede arbeitest, bist du nicht sehr stark«, zog er ihn auf und sah ihn mit funkelnden Augen an. »Zeig mal her deine Muskeln!« Er packte Alans Arm und begann, ihn zu betasten. »Und hier, wie sieht es hier aus?«, fragte er und wollte soeben nach Alans Brust fassen. Wenn er sich irrte, war schließlich nichts dabei!
    Doch der Schmied stieß ihn heftig von sich. Sein Gesicht war gerötet, und seine Augen blitzten zornig.
    Guillaume fühlte unbändige Wut in sich aufsteigen. Was glaubtedieser Lügner eigentlich, wer er war? Er packte ihn, rang ihn zu Boden und drückte seine Arme nieder. Im Gegensatz zu Bernard war Alan ihm nicht gewachsen. Er keuchte, und mit dem neuerlichen Auftauchen des verführerischen Duftes kam Guillaume die Gewissheit, dass er sich nicht getäuscht hatte.
    »Ich … ich muss gehen, ich habe etwas Wichtiges vergessen!«, behauptete er plötzlich verstört, sprang auf und lief davon. »Ein Mädchen, Alan ist tatsächlich ein Mädchen!«, murmelte er immer wieder vor sich hin, als er weit genug entfernt war, kickte Steine vor sich her, rannte durch den Wald und irrte umher, bis es begann, dunkel zu werden.
    Ein Mädchen in Jungenkleidern! So etwas gab es nicht. Oder doch? Guillaume dachte an den Augenblick hinter der Schmiede, als er gesehen hatte, wie Alan das Leinen um seine Brust gewickelt hatte. Rund und weich wie eine Frauenbrust hatte sie unter dem Stoff ausgesehen – und dennoch … Immerhin hatte so mancher beleibte Ritter eine fleischige Brust. Andererseits war Alan nicht dick … Warum aber sollte er das tun? Warum seine wahre Identität verbergen? Ob er – sie – etwas ausgefressen hatte? Einen Diebstahl begangen oder gar einen Mord? Guillaume schauderte und zweifelte. An sich und seinem Verstand, an Alan und an seinem Gefühl, das ihm immer wieder beteuerte, dass der Schmied ein Mädchen war. Wie in aller Welt konnte er jedoch sicher sein? Wie ohne Zweifel in Erfahrung bringen, ob er recht hatte?
    Guillaume schüttelte den Kopf. Es war einfach absurd, Alan für ein Mädchen zu halten, und doch ließ ihn der Gedanke nicht mehr los.
     
    Jede Nacht lag er von nun an auf seinem Lager, wälzte sich herum und sann darüber nach, warum ein Mädchen behaupten sollte, ein Junge zu sein.
    Er würde seinem Herrn von dem Verdacht erzählen müssen, und vermutlich würde Tancarville ihn auslachen, doch wenn Guillaume darauf bestand, würde man seine Anschuldigungen gewiss überprüfen.
    Bei dem Gedanken, was man tun würde, um festzustellen, ob Alan ein Mädchen

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