Der goldene Thron
sein!«
»Deine Absichten sind durchaus edel, Guillaume, und ich weiß sie wohl zu schätzen, doch kann ich dir deine Bitte nicht gewähren, denn du bist nur ein Knappe«, erwiderte der Kammerherr mit offensichtlichem Bedauern. »Es ist aber die Aufgabe der Ritter, ihr Leben im Kampf für den König zu lassen, nicht die der Knappen.« Zwar klang seine Stimme plötzlich dunkel, beinahe streng, doch in seinen Augen blitzte ein wohlwollendes Lächeln auf, das Guillaume ermutigte, beharrlich auf den Knien zu bleiben und seinen Herrn unbeirrt anzusehen.
»Bitte, Herr!«
Als er sich nicht erheben wollte, knieten wie auf ein geheimes Zeichen auch die Knappen von Mandeville und Eu vor ihrenHerren nieder. Die plötzliche Stille in der Halle erinnerte an die Ruhe vor einem Sturm.
Guillaume nahm nun all seinen Mut zusammen. »Wenn ich nur als Ritter kämpfen kann, dann gewährt mir die Ehre, Mylord, und weiht mich hier und jetzt, damit ich an diesem besonderen Tag an Eurer Seite in die Schlacht ziehen kann«, bat er, fest entschlossen, seinen ersten Kampf auf Leben und Tod auszufechten. »Für König Henry!«
»Für König Henry«, klang es aus vielen Kehlen zurück.
Mitgerissen von diesem ergreifenden Augenblick, baten nun auch die beiden anderen Knappen ihre Herren mit nahezu den gleichen Worten um die Ritterweihe. Ratlos schauten sich Mandeville, Eu und Tancarville an. Es war Mandeville, der als Erster zustimmend nickte. Er war selbst nur wenige Jahre älter als die Knappen und verstand darum wohl am besten, wie ihnen zumute war. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, stürzte ein weiterer Späher in die Halle.
»Herr! Eu und Aumale sind verloren! Der Feind ist nicht mehr weit!«
Es war Tancarville, der nun sein Schwert zog, es senkrecht vor sein Gesicht hielt, bevor er die Klinge auf Guillaumes Schultern niedersinken ließ, und sie kurz berührte. Gewichtige Worte, wie sie üblich waren, schienen ihm in dieser außergewöhnlichen Lage nicht einzufallen, dennoch war es ein erhebender Augenblick, denn jetzt zögerten auch die anderen Barone nicht mehr. Sie zückten ihre Schwerter und gaben ihren Knappen in aller Eile die ersehnte Schwertleite, damit sie Ritter wurden, bevor der Feind die Burg erreichte.
»Man bringe uns drei Schwerter«, rief Tancarville, und als man ihm schließlich eines reichte, gürtete er es Guillaume um. »Den heutigen Tag wirst du niemals vergessen, dessen bin ich gewiss!«, sagte er feierlich. Dann umarmte er ihn. »Tu mir nur einen Gefallen und stirb heute nicht!«, raunte er ihm ins Ohr.
Guillaume schluckte. Die Worte seines Herrn trafen ihn mitten ins Herz. Er hatte sich stets eine Schwertleite auf Tancarvilleerträumt, so wie alle sie bekamen und auch Adam sie erst kürzlich erhalten hatte. Nach einem zeremoniellen Bad und einer auf dem Boden der kleinen Kapelle verbrachten Nacht, während der gebetet wurde, gekleidet in ein festliches Gewand, mit einem anschließenden Wettkampf gegen andere Knappen und Ritter, in dem man sich vor den Augen aller bewähren musste. Trotzdem hatte dieser Augenblick eine ganz besondere Bedeutung, denn Guillaume bekam seine Schwertleite, um noch heute dem König zu dienen!
»Der Feind naht!«, rief jemand in Panik und steckte die Ritter damit an.
Nichts war vorbereitet, keine Taktik besprochen. Die Männer waren nicht einmal alle ausreichend bewaffnet! Ein aufgeregtes Durcheinander entstand.
»Wir reiten ihnen entgegen und halten sie noch vor den Toren der Stadt auf«, beschlossen ein paar Männer und stürmten los.
»Dann werden wir die Brücke am Westtor der Stadt sichern«, rief Mandeville seinen Rittern zu.
Guillaume fühlte sich wie berauscht. Sein erster Kampf als Ritter stand ihm bevor! Tancarville hatte ihn in die Rüstkammer geschickt, damit er zusammensuchte, was er für die Schlacht benötigte. Nun stand er vor einer großen Auswahl an Waffen. Die Hand auf dem Knauf des Schwertes, das sein Herr ihm umgegürtet hatte, entschied er sich für eine Lanze, einen Helm und einen Schild. Ein passendes Kettenhemd fand er in der Eile nicht. Als er zu Tancarville stieß, sah er, dass es diesem in kürzester Zeit gelungen war, eine recht vorzeigbare Truppe wehrhaft zu machen.
»Für den König!«, rief der Kammerherr seinen Rittern zu, saß auf und stieß sein Schwert in die Höhe.
»Für den König!«, antwortete Guillaume aus vollem Hals und schwang sich auf Ares’ Rücken.
Als die Männer des Kammerherrn jubelten und mit ihren Schwertern auf
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