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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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dem Gast sein Gesicht wahren, und Matilda war zu klug, ihm das zu verderben. »Verzeiht, Vater«, wisperte sie und presste eine Träne in ihr rechtes Auge. Sie hatte das lange geübt, denn es konnte durchaus hilfreich sein, auf Kommando weinen zu können.
    Der Gast ihres Vaters lachte schallend. »Ein entzückendes Mädchen! Neugierig wie es sich für Weibsbilder gehört!« Er ergriff Matildas Kinn und sah ihr forschend in die Augen. »Hast du Angst vor mir?«, wollte er wissen.
    Matilda überlegte nicht lange. »Nein, Mylord!«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Wenn der Mann ihr Gatte werden sollte, durfte sie keine Furcht zeigen. »Ich bin eine de St. Valéry, und die fürchten niemanden!«, antwortete sie hocherhobenen Hauptes.
    »Meine Tochter!«, sagte Bernard de St. Valéry mit unverhohlenem Stolz. »Matilda, das ist William de Braose, der Lord of Bramber.«
    Matilda knickste, wie es sich gehörte, doch den Blick senkte sie nicht.
    »Ein stolzes Kind«, sagte de Braose und runzelte die Stirn. »Doch nicht hoffärtig, hoffe ich.«
    Matilda, die zwar nicht wusste, was dieses Wort bedeutete, aber fühlte, dass es an ihr lag, den Gast milde zu stimmen, senkte kurz den Blick. Bei ihrer Amme wirkte das immer, wenn sie diesen entsetzten Tonfall in der Stimme hatte, und auch diesmalschien diese einfache Geste ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn der Lord of Bramber legte ihr die Hand auf den Kopf.
    »So ist es recht«, lobte er sie. »Über die weiteren Einzelheiten sollten wir allein sprechen«, sagte er zu ihrem Vater.
    »Gewiss«, antwortete der und schickte sie hinaus.
    Mit einem weiteren Knicks verabschiedete sie sich und verließ die Halle so leichtfüßig, wie sie konnte. Arlette ermahnte sie ständig, sie trample wie ein Pferd und bekäme nie einen anständigen Mann, wenn sie nicht vornehmer laufe. Der Lord of Bramber war reich, das hatte sie am Blick ihres Vaters ebenso erkannt wie an dem edlen Tuch, in das der Mann gekleidet war. Dass er alt war, störte Matilda nicht. Ihr Vater war ebenfalls alt, und sie liebte ihn. Sein kratziger Bart, der nach warmem Talg roch, hatte etwas Aufregendes. Junge Männer hatten weniger Macht und lebten länger. Matilda sputete sich und rannte die Treppe hinauf.
    »Mein Bräutigam sitzt unten bei meinem Vater in der Halle«, platzte sie, an Lesceline gewandt, heraus. »Er ist viel mächtiger und reicher als deiner!«, behauptete sie, obwohl sie weder wusste, wer Lescelines Bräutigam war, noch wie es um die Position des einen oder anderen Mannes bestellt war. Doch Lesceline konnte man mit schnöden Behauptungen leicht beeindrucken.
    »Matilda!«, herrschte Arlette sie an. »Solche Prahlerei schickt sich nicht! Außerdem ist es nicht wahr.«
    Matilda hatte nicht mit der Amme gerechnet und biss sich auf die Lippen. Für das freudige Glitzern aber, das in Lescelines Augen aufgeblitzt war, weil Arlette sie getadelt hatte, würde sich leicht eine Rache finden.
    »Auf jeden Fall sorge ich dafür, dass dich mein Vater hierbehält, wenn ich endlich heirate!«, sagte sie zu Arlette.
    »Ah!« Die Zofe war sprachlos über diese Frechheit.
    »Ich werde mit dem Koch besprechen, was wir unserem Gast heute Abend servieren. Oder geht es Mutter besser?«, fragte Matilda und warf einen Blick auf die geschlossenen Vorhänge des großen Bettes.
    Arlette schüttelte bedrückt den Kopf.
    Matilda wusste, dass ihre Mutter immer mehr der Schwermut anheimfiel. In den ersten Jahren nach ihrer Geburt hatte die Mutter noch Hoffnung auf weitere Kinder gehabt, doch als sich diese nicht erfüllte, war sie immer häufiger mit Kopfschmerzen im Bett geblieben. Seit einigen Monaten stand sie gar nicht mehr auf und dämmerte nur noch vor sich hin. Arlette kümmerte sich liebevoll um sie, sorgte dafür, dass sie nur beste Speisen bekam und wenigstens ein bisschen davon aß. Trotzdem war Lady St. Valéry beängstigend mager geworden.
    Matilda und ihr Vater waren sich in dieser Zeit nur noch näher gekommen; sie strotzten beide vor Kraft und konnten die Schwäche Lady St. Valérys kaum ertragen.

Neufchâtel-en-Bray im August 1166
    W ie so häufig im letzten Jahr, hatte Guillaume seinen Herrn auch diesmal auf einen der üblichen Streifzüge entlang der Grenzen seiner Ländereien begleiten dürfen. Mit einer stattlichen Anzahl bewaffneter Männer waren sie zunächst nach Hallebosc und dann nach Mézidon geritten. Sie befanden sich gerade auf dem Rückweg nach Tancarville, als ihnen ein Bote entgegensprengte.
    »Mylord

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