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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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können.
    Guillaume versuchte, den flämischen Soldaten zu entfliehen, doch sie wollten ihn um keinen Preis ziehen lassen und begannen, wie besessen auf Ares einzustechen. Ungläubig starrte er die Männer an. Gewiss hatte er gewusst, dass in Schlachten auch Pferde eingebüßt wurden, doch nicht einen Augenblick hatte er geglaubt, dass Ares, sein Ares, in Gefahr sein könnte! Fassungslos sah er, wie sie ihre vor Blut triefenden Schwerter aus dem Leib seines treuen Pferdes zogen und Ares taumelte.
    »Ares!«, rief er mit Tränen in den Augen. Seine Stimme klang rau und verzweifelt.
    Schnaubend, das edle Haupt mit letzter Kraft schüttelnd, ging Ares unter ihm in die Knie. Schaum troff aus seinem Maul. Guillaume sah sich bereits, von den Flamen niedergemetzelt, neben dem armen Ares am Boden verenden, als der Graf von Ponthieu seinen Männern ganz unerwartet den Rückzug befahl.
    Bebend vor Wut und Trauer, ließ Guillaume sich aus dem Sattel gleiten. Um ein Haar wäre er von Ares’ schwerem Leib begraben worden, als dieser zur Seite sackte. Die gutmütigen braunen Augen des Pferdes, die seinen Herrn immer voller Vertrauen angesehen hatten, waren nun weit aufgerissen vor Angst. Ares wieherte, hob den Kopf und versuchte mit letzter Kraft, wieder auf die Beine zu kommen. Doch es war vergeblich. Die Wunden, die die Schwerter der flämischen Soldaten in seinen Leib geschlagen hatten, waren zu tief.
    Guillaume warf sich an den Hals seines geliebten Pferdes und vergrub die Stirn in seinem Fell, so wie er es früher getan hatte, wenn er sich einsam und verlassen gefühlt hatte. »Ares«, flüsterte er erstickt und streichelte den mit kaltem Schweiß bedeckten Hals des Tieres. »Mein guter, treuer Ares!« Gemeinsam hatten sie einst die Heimat verlassen, um nach Tancarville zu ziehen,und lange Zeit war der Hengst sein einziger Freund gewesen. Guillaume legte die Wange an den zitternden Leib des verblutenden Pferdes.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, wisperte er unter Tränen.
    * * *
    »› Ich bin sehr stolz auf dich! Du hast tapfer gekämpft und dir deine Sporen redlich verdient‹, hat der Kammerherr mich beim anschließenden Festmahl gelobt und mir zugetrunken. ›Sieh nur zu, dass deine Wunde nicht brandig wird, damit du noch viele Kämpfe ausfechten kannst!‹« Guillaume sah Adam voller Stolz an und fasste kurz nach seiner Schulter. »Ich war beseelt von seinem Lob und dem starken roten Wein, der mir half, den Schmerz zu vergessen«, fuhr er lächelnd fort. Seinen Kummer um den Verlust des treuen Ares jedoch behielt er lieber für sich.
    Adam erwiderte sein Lächeln, obwohl ihm ganz und gar nicht danach zumute war. Ahnte Guillaume denn nicht, wie gern auch er sich an dem Kampf beteiligt hätte, über den ganz Tancarville sprach? Doch der Kammerherr hatte ihm eine andere Aufgabe zugewiesen und ihn nicht mit auf den Streifzug genommen. Adam war überaus stolz auf diesen Vertrauensbeweis seines Herrn gewesen, bis er erfahren hatte, welch wichtiger Kampf ihm dadurch entgangen war. Warum nur hatte das Schicksal ihm nicht gestattet, sich zu beweisen?
    »›Zeige mir, dass du ein wahrer Ritter bist, Guillaume, und erweise dich als großzügig‹, sagte Mandeville grinsend, nachdem alle meinen Mut gepriesen haben«, fuhr Guillaume fort. »›Schenke mir ein Kummet oder einen Schwanzgurt!‹ Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte, sah ihn darum beschämt an und sagte, ich könne ihm seine Bitte nicht gewähren, weil Ares, mein guter Ares, mein einziger Besitz gewesen sei und Sattel und Zaumzeug nicht mir, sondern meinem Herrn gehörten. Ich hätte vor Scham im Erdboden versinken können, als alle gelacht haben und Mandeville ungläubig tat. ›Hast du wirklich geglaubt, einzig für die Ehre zu kämpfen? Du hättest den besiegten Feinden Pferde,Waffen und Rüstungen abnehmen müssen, statt neben deinem Pferd hocken zu bleiben, bis es verendet ist. Die Beute wäre dein Lohn gewesen. Einen anderen wirst du nicht bekommen, und den Verlust des Tieres wirst du vermutlich ebenfalls selbst tragen müssen. Wie töricht ist einer, der ärmer aus der Schlacht kommt, als er hineingegangen ist, obwohl er zu den Siegern gehört!‹« Guillaume brach ab und sah niedergeschlagen zu Boden. »Das waren Mandevilles Worte. Und seitdem ist mir der Kammerherr gram.«
    Adam schüttelte den Kopf. Wie konnte Guillaume nur so einfältig sein zu glauben, er kämpfe einzig für die Ehre! Mehr als töricht war das, aber es passte zu ihm. Guillaume

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