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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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die Schilde schlugen, war es Guillaume, als wäre es sein Herz, das er da klopfen hörte. Voller Eifer ritt er zur Brückeund wollte schon an seinem Herrn vorüberziehen, als der ihn zurückrief.
    »Warte, Guillaume! Halte dich im Hintergrund, statt dich vorzudrängen, und lass die erfahrenen Ritter vorbei!«
    Guillaume aber war voller Ehrgeiz und gehorchte nur halbherzig. Zu sehr drängte es ihn, dem Feind endlich ins Antlitz zu sehen. Er ließ ein paar ältere Ritter an sich vorbeiziehen und stürzte sich sodann ins Kampfgetümmel.
    Die flämischen Soldaten, die berüchtigt dafür waren, hart und unbarmherzig zu kämpfen, hatten bereits die Siedlungen außerhalb der Stadtmauern überfallen. Obwohl Guillaume viele Übungen und Wettstreite mit Bravour bestanden hatte, begriff er schnell, dass der Krieg anders war, als er vermutet hatte: härter, grausamer, blutiger, bedingungsloser. Jede Niederlage im Kampf konnte endgültig sein, Verstümmelung oder Tod bedeuten.
    Guillaume kämpfte wie im Rausch. Er schrie aus ganzer Kehle, um den Feind einzuschüchtern, stach mit der Lanze, traf einen Schild und stach erneut zu. Als seine Lanze schon nach kurzer Zeit entzweibrach, warf Guillaume sie fort und kämpfte mit dem Schwert weiter. Schweiß rann ihm unter dem Helm aus den Haaren und lief ihm ins Gesicht. Sein ganzer Körper war nass wie frisch gebadet, und sein Herz raste.
    Den Männern um Tancarville gelang es, die Truppen ein wenig zurückzudrängen, doch plötzlich preschten die Angreifer erneut vor.
    »Nehmt die Stadt«, rief ihr Anführer, der Graf von Ponthieu, »und holt euch euren Lohn! Es gibt reichlich Beute für jeden!«
    Gelang es ihnen, so würden sie nicht nur das Hab und Gut der Stadtbewohner stehlen, sondern auch morden, schänden und brandschatzen, bis kein Stein mehr auf dem anderen stand und jedes Leben zerstört war. Darum mussten die Soldaten der Garnison die Stadt beschützen. Alle Bürger, arme und reiche, alte und junge, Männer und Frauen, sogar die Kinder hatten sich mit Äxten, Knüppeln und langen Messern bewaffnet und kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, als der Feind bis zu ihnenvordrang. Von überall her gellten markerschütternde Schreie, wilde, kämpferische, aber auch angsterfüllte, die um Hilfe oder Erbarmen flehten, und kläglich wimmernde, die nach Schmerz und Todesangst klangen.
    Guillaume hielt sich tapfer gegen seine Feinde, kämpfte, schrie und schlug so manchen Mann in die Flucht, bis sich mehrere flämische Fußsoldaten an seine Fersen hefteten. Sie bedrängten ihn immer heftiger. Guillaume sah sich – ganz wie er es bei Ours gelernt hatte – nach einem Versteck um und verschanzte sich kurzerhand hinter einem Schafspferch, was sich jedoch schon bald als Fehler herausstellte, denn der Weg zu seinen Kampfgefährten war ihm nun abgeschnitten, und er blieb auf sich allein gestellt zurück.
    Obwohl seine Feinde in der Überzahl waren, war er im Vorteil, solange er auf dem Rücken seines Pferdes saß. Wie im Fieber hieb er von oben auf die Angreifer herab. Eine Weile konnte er sie sich so vom Leib halten, dann aber schnappte sich einer von ihnen einen mächtigen Eisenhaken, und mit einer beinahe tierisch anmutenden, vom Hass verzerrten Fratze holte er aus und ließ die schreckliche Waffe auf Guillaume niedersausen. Der Haken bohrte sich tief in seine Schulter, als der Soldat daran riss, um Guillaume vom Pferd zu ziehen.
    Der Schmerz war unerträglich. Als stünde seine Schulter in Flammen, als zerrissen seine Muskeln, als schrie sein Fleisch. Der Atem stockte ihm, und Bilder von Gildwin zuckten vor seinem inneren Auge auf. Wenn ich vom Pferd stürze, ist mein Ende besiegelt!, durchfuhr es ihn.
    Er klammerte sich fest. Gehe ich zu Boden, dann schlachten sie mich wie Vieh, lassen mich ausbluten und schneiden mich in Stücke. Allein die nackte Angst ließ ihn die Kraft aufbringen, dem treuen Ares mit ganzer Wucht die Sporen in die Flanken zu schlagen. Das arme Tier wieherte und stieg. Der Eisenhaken riss und zerrte an Guillaumes Schulter, bohrte sich tiefer und schien seine Knochen zum Bersten zu bringen. Ares keilte aus, und Guillaume hörte sich vor Schmerz brüllen. Es klang kehlig, unmenschlich, fremd.
    Plötzlich ließ der Flame den Haken los, und Ares preschte nach vorn. Irgendwie gelang es Guillaume, sich das Eisen aus dem Fleisch zu winden und dabei nicht ohnmächtig zu werden. Ungläubig starrte er seine heftig blutende Schulter an. Lange würde er damit nicht durchhalten

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