Der goldene Thron
konnte von Glück sagen, dass er so geschickt im Umgang mit den Waffen war und so ein einnehmendes Wesen hatte.
»Der Kammerherr wird dir gewiss nicht ewig zürnen«, erwiderte Adam und zwang sich, freundlich zu klingen. »Immerhin hast du silberne Sporen und einen wunderbaren, pelzverbrämten Mantel von ihm bekommen.« Er zog die Brauen hoch.
»Gewiss«, murrte Guillaume, »trotzdem ist es nicht gerecht, dass er mir den Verlust meines Pferdes nicht ersetzt und mich noch immer kaum eines Blickes würdigt.«
Adam zuckte mit den Schultern. Wie es auf Tancarville üblich war, hatte er seinen Ritterschlag in einer feierlichen, aber bescheidenen Zeremonie mit einem guten Dutzend weiterer Knappen erhalten. Er hatte sich lange darauf vorbereiten müssen und wusste darum genau, was man vor, während und nach einer Schlacht von einem Ritter erwartete. Guillaume aber war noch nicht an der Reihe gewesen. Dennoch hatte er sich vordrängen müssen. Geschah ihm recht, dass er sich keinen Gefallen damit getan hatte! Ob er daraus lernen würde und künftig wartete, bis er dran war? Adam konnte ein spöttisches Zucken um seinen Mund nicht unterdrücken. Ach was! Guillaume und Zurückhaltung üben? Wohl kaum. Es reichte nicht, ein guter Kämpfer zu sein, man musste auch wissen, wann man sich lieber im Hintergrund hielt und von dort aus agierte.
»Lass uns zur Halle gehen!«, schlug Adam vor und legte die Hand schwer auf Guillaumes verletzte Schulter. »Oh, verzeih mir, mein Freund, ich vergaß«, behauptete er und heuchelte Bedauern, als Guillaume vor Schmerz zusammenzuckte und das Gesicht verzog. Soll er ruhig ein wenig leiden, dachte er gehässig, und wenn der Kammerherr ihm nicht so bald verzeiht, soll es mir auch recht sein. Laut sagte er jedoch: »Ein neuer Troubadour ist eingetroffen. Er soll wunderbare Lieder über die Schönheit unserer Königin vortragen. Ein wenig Wein, gutes Essen und die Verse eines langen Liedes werden dir guttun.« Er setzte ein Lächeln auf, öffnete die Tür zur Halle und ließ Guillaume den Vortritt.
* * *
Gleich am ersten Sonntag nach seiner Rückkehr lief Guillaume mit klopfendem Herzen in den Wald, um Alan zu treffen und ihr von seinem Ritterschlag, der Schlacht und dem Groll seines Herrn zu berichten. Je näher er der Lichtung kam, auf der sie in den vergangenen Jahren geübt hatten, desto aufgeregter wurde er. Was, wenn Alan nicht da war? Guillaume schüttelte den Kopf. Sie musste gehört haben, dass er zurück war, und wissen, dass er kommen würde. Ob er ihr ebenso gefehlt hatte wie sie ihm? Sie würde es nicht zugeben, doch er hoffte, es in ihren Augen lesen zu können.
Als er sah, dass sie bereits auf ihn wartete, hüpfte sein Herz. »Alan!«, rief er freudig und eilte auf sie zu.
»Guillaume, endlich!«, rief sie, lachte befreit und zerrte ihn zu dem großen Stein, auf dem er häufig gesessen hatte. »Ich muss dir unbedingt etwas erzählen!« Statt ihn nach seinen Erlebnissen zu fragen, barst sie vor Mitteilungsbedürfnis und begann sofort, in allen Einzelheiten zu berichten, wie sie ein Schwert, das als ihr Gesellenstück galt, allein geplant, geschmiedet und gehärtet hatte. »Die Klinge ist scharf und elastisch, ganz so, wie sie sein soll …«, berichtete sie mit vor Aufregung und Stolz geröteten Wangen.
»Meine Herren, Alan, was bist du für eine Schnattergans!«,entfuhr es Guillaume irgendwann. Er war enttäuscht, weil sie ihn noch immer nicht hatte zu Wort kommen lassen. Doch als er sah, wie erschrocken sie ihn anblickte, tat sie ihm leid. »Schon gut, Alan, ich habe es nicht so gemeint«, lenkte er zerknirscht ein. »Kann ich mal in die Schmiede kommen und es mir ansehen?«
»Ich habe es mitgebracht.« Alan strahlte.
»Bist du wahnsinnig?«, fragte Guillaume beunruhigt und sah sich um. Das Bündel, das neben ihr im Gras lag, hatte er zuvor nicht bemerkt.
»Ich wollte es dir eben zeigen«, schmollte sie.
»Und wenn du damit erwischt wirst? Dieses Schwert hier ist doch sicher scharf!«
»Und wie!« Ihre grünen Augen leuchteten vor Stolz, als sie das Schwert aus dem Tuch wickelte.
Guillaume betrachtete die Waffe eingehend und pfiff dann bewundernd durch die Zähne. »Wenn ich genug Geld hätte, würde ich es dir auf der Stelle abkaufen.«
Alan zuckte mit den Schultern und packte es vorsichtig wieder ein. »Wenn du erst ein berühmter Ritter bist, werde ich ein großartiges Schwert für dich schmieden. Selbst der König wird dich darum beneiden!«
Wie wunderbar sie
Weitere Kostenlose Bücher