Der goldene Thron
aussah, die Wangen vor Aufregung ein wenig gerötet und die Augen funkelnd wie Smaragde! Das Verlangen, sie an sich zu drücken, um ihr ganz nah zu sein, packte ihn. »Na, na, nun übertreib nicht schon wieder, du vorlauter Lausebengel!«, rief er lachend und nahm sie in den Schwitzkasten. Er zerzauste ihr die Haare und sog genüsslich ihren Duft ein. Als er sie noch ein wenig näher an sich zog, flatterte sein Magen, und seine Lenden schmerzten vor Begierde. Er stellte sich vor, wie es wohl sein mochte, sie zu küssen, und für einen Augenblick hoffte er, sie werde ihm endlich gestehen, wer sie in Wirklichkeit war. Alan aber schwieg beharrlich, und so ließ er sie schließlich los.
»Was das Schwert für den berühmten Ritter angeht, damit kannst du bald anfangen. Ein Ritter bin ich nämlich schon!«, erklärte er stattdessen.
»Wie? Ich meine, du solltest doch erst nächstes Jahr …? Hast du nicht gesagt, erst sei dein älterer Bruder dran?«
Wie entzückend sie aussah, wenn sie verwirrt war! Eine Woge von Zärtlichkeit durchflutete ihn. »Die Wege des Herrn …« Guillaume hob lachend die Arme.
»Das musst du mir genau erzählen!« Mit einem Mal wurde Alan ernst. »Verzeihung, das müsst Ihr mir genauer erzählen, Sire«, verbesserte sie sich.
»Schon gut, solange wir unter uns sind, ist Guillaume nach wie vor in Ordnung«, sagte er lächelnd und warf einen Stein in den Bach.
»Also los, nun erzähl schon!«
Guillaume nickte und rutschte einige Male auf dem Baumstamm hin und her, bis er bequem saß. »Ich hoffe, du hast ein bisschen Zeit?«
Alan nickte eifrig.
»Du hättest dein Leben für ihn und den König gegeben, und zum Dank dafür bekommst du nicht einmal dein Pferd ersetzt?«, fragte Alan, nachdem er berichtet hatte, und sah ihn vollkommen entgeistert an.
Guillaume nickte. »Das passiert mir kein zweites Mal, glaub mir, bei der nächsten Gelegenheit werde ich mich bedienen – und zwar reichlich. Ich habe nämlich vor, auch in Zukunft zu den Siegern zu gehören!«
»Lassen wir den Kampf heute mal ausfallen«, schlug Alan vor und legte sich zurück ins Gras.
Sicher war sie beeindruckt! Dankbar für den Aufschub, weil jede Bewegung seiner verletzten Schulter noch immer höllisch wehtat, streckte Guillaume sich wortlos neben ihr aus und krallte den Blick in das Blau des Himmels. Das Gras unter seinen Händen war seidig weich und Alan so wunderbar nah und zugleich so schrecklich fern. Hölle und Himmelreich schienen ihm niemals dichter beieinanderzuliegen als in Augenblicken wie diesen. Guillaume schloss die Lider und sann darüber nach, wie siewohl unter den Männerkleidern aussah, als ihm ein erregender Schauder vom Magen bis in die Knie fuhr. Hastig richtete er sich auf.
»Ich habe dich neulich schon wieder mit dieser englischen Küchenmagd gesehen, wie heißt sie noch gleich?«, fragte er. Er machte eine beschreibende Geste über seiner Brust und zog die Augenbrauen hoch, als gefiele ihm Rose. Hin und wieder musste er sich einfach ein wenig für die Qualen rächen, die ihm die Sehnsucht nach Alan bereitete. Er war sicher, dass auch sie ihn mochte, darum erzählte er ihr zuweilen von erfundenen Liebschaften. Und wenn er ihr dann ansah, dass sie eifersüchtig war, schwebte er im siebten Himmel.
»Du meinst Rose«, antwortete Alan wie erwartet mürrisch.
»Ja, die meine ich. Ganz hübsch, die Kleine. Hast du was mit ihr?« Guillaume hatte die beiden schon seit einer Weile nicht mehr zusammen gesehen und konnte dem Reiz, Alan noch ein wenig zu necken, nicht widerstehen.
»Schon lange nicht mehr«, behauptete Alan und winkte ab.
Du kleine, entzückende Lügnerin!, dachte Guillaume schmunzelnd, setzte seine Unschuldsmiene auf und versuchte, erleichtert auszusehen. »Dann bist du also nicht der Vater.«
»Wie bitte?« Alan fuhr hoch.
»Sie ist in anderen Umständen. Unser lieber Freund Thibault prahlt damit, dass er …« Guillaume hielt kurz inne. Alans entsetztem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie nicht von Roses Schwangerschaft gewusst. »Und ich dachte, du wärst vielleicht …«, fuhr er zögerlich fort. »Kann einem echt leidtun, die Kleine, wenn er es war!«, fügte er eilig hinzu und schüttelte den Kopf. Warum nur fielen hübsche Mädchen wie Rose auf Mistkerle wie Thibault herein?
»Geht das schon lange mit den beiden?«, erkundigte sich Alan. Sie schien verärgert zu sein.
»Scheint so.« Guillaume zuckte mit den Schultern. »Genau weiß ich es natürlich nicht, hab
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