Der goldene Thron
längst hinfällig war, was jedoch kaum jemand wusste.
Guillaume schmunzelte. Er konnte nicht umhin, den König und seine Gemahlin für ihre Kraft und Unbeugsamkeit zu bewundern. Sie taten, was sie für sich, ihren Sohn und das Königreich für richtig hielten, und ließen sich weder von einem abtrünnigen Erzbischof noch von einem Papst im fernen Rom vorschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hatten.
Nicht, dass Guillaume nicht gläubig gewesen wäre. Wie alle Menschen glaubte er an den Allmächtigen, ging regelmäßig zur Kirche, betete und beichtete. Was sich jedoch zwischen Becket, dem Papst und dem König abspielte, hatte mit dem Glauben nicht allzu viel zu tun. Es war ein Ränkespiel, bei dem es um Macht und Stärke ging.
Der Gesang der Mönche und die mahnende Stimme des Erzbischofs, die plötzlich anschwollen, zogen Guillaumes Aufmerksamkeit auf sich.
* * *
Adam warf einen kurzen Blick zu Guillaume, der auf der anderen Seite stand und in Gedanken versunken schien. Bald würden sie beide zum Haushalt des künftigen Königs gehören!
Warum die Königin allerdings Guillaume und nicht ihn als Fechtmeister des Prinzen vorgeschlagen hatte, entzog sich seiner Kenntnis. Als er erfahren hatte, dass man ihn mit anderen jungen Rittern dazu auserwählt hatte, die Entourage des jungen Königs zu bilden, hatte sich Adam geschmeichelt gefühlt; er hatte es auf seine Freundschaft mit dem jungen Henry zurückgeführt, mitdem er sich glänzend verstand, obwohl sie doch mehr als zehn Jahre voneinander trennten. Die Bewunderung des Prinzen tat Adam wohl, auch wenn es ihn manchmal zwackte, dass er nicht der Einzige war, zu dem der junge Mann aufblickte.
Niemandem war entgangen, dass Guillaume es ihm besonders angetan hatte. Vermutlich hielt er ihn für einen Helden, seit er nach einer Schlacht gegen die Feinde des Königs von der Königin freigekauft worden war. Guillaume war verletzt worden, und hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, er habe der Königin das Leben gerettet, was, wie Adam wusste, keineswegs der Wahrheit entsprach. Guillaume hatte ihm ausführlich erzählt, was geschehen war. Er hatte weder die Königin beschützt noch seinen Onkel vor dem Tod retten können. Aber aus irgendeinem Grund hatte er die Liebe der Königin gewonnen. Darum war er zum Fechtmeister des jungen Königs ernannt worden und kein anderer.
Zunächst war Adam wütend gewesen, doch nach genauerer Überlegung war er zu dem Schluss gekommen, dass es etwas für sich haben konnte, nicht der Fechtmeister des jungen Henry zu sein. Der zukünftige König war leicht beeinflussbar, unstet und ausgelassen. Ihn disziplinieren zu müssen, war sicher schwerer, als sich mit ihm zu amüsieren und ihn zu unterhalten. Guillaume würde ihn erziehen und darum ständig ermahnen müssen. Er würde ihn zwingen müssen, Dinge zu tun, zu denen der junge König keine Lust hatte, würde ihn gängeln und antreiben, während sich die anderen Ritter seiner Entourage darauf beschränken konnten, ihn zum Lachen zu bringen und sich auf seine Kosten ein schönes Leben zu machen. Vielleicht also hatte Guillaume sich wieder einmal keinen Gefallen damit getan, sich bei dem Prinzen und seiner Mutter so in den Vordergrund zu drängen!
Adam sog die schwere, weihrauchschwangere Luft ein, und ein zufriedenes Lächeln huschte über seine Lippen. Wer hätte sich träumen lassen, dass er einmal so dicht an den künftigen König rücken würde? Dass er hier und jetzt anwesend sein würde,wenn man dem jungen Henry die Krone auf das Haupt setzte, er seinen Eid sprach und man ihn segnete? Diesen erhebenden Moment würde er niemals vergessen. Der junge König würde ihn für immer lieben und bewundern, dafür würde Adam schon sorgen und auf diese Weise seine Zukunft sichern. Wer, wenn nicht der zukünftige Herrscher von England, würde ihm das Leben ermöglichen können, von dem er immer geträumt hatte? Ein Leben in den erlauchtesten Kreisen, Ruhm, Macht, Wohlstand und die Bewunderung der schönsten Frauen.
* * *
Der Augenblick der Krönung war gekommen! Das Scharren ungeduldiger Füße wurde leiser, und das Gemurmel der Anwesenden verstummte. Begleitet von feierlichem Gesang, trat der Erzbischof vor den zukünftigen König. Der Chor der Mönche klang aus, und der Erzbischof sprach einen Segen, ließ den jungen Henry den feierlichen Krönungseid sprechen und besprengte die Krone mit Weihwasser, bevor er sie auf das Haupt des Prinzen setzte.
Von nun an war der junge Henry
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