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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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war mit Blumen geschmückt und ein Würdenträger prunkvoller gekleidet als der andere. Der König hatte weder Kosten noch Mühen gescheut.
    Auch Guillaume hatte einen neuen, bunten Waffenrock und wunderbar weiche Stiefel bekommen, an denen seine silbernen Sporen klirrten. Stolz reckte er den Hals. Weit vorne in demlangen Zug sah er Barone mit prächtigen Falken auf den Fäusten. Männer und Pferde waren herausgeputzt, die Waffen blank poliert, die Mienen stolz, beinahe hochmütig, um Stellung und Wohlstand zu betonen.
    Eleonore von Aquitanien, seine Königin und einstige Retterin, hatte dafür gesorgt, dass Guillaume zum Haushalt des jungen Königs gehören würde, sobald dieser gekrönt war. Fast zwei Jahre waren vergangen, seit ihn die Königin von den Poitevinern freigekauft hatte.
    Bei dem Gedanken an seine Gefangenschaft strich Guillaume unwillkürlich mit der Hand über die Außenseite seines Oberschenkels. Die Wunde war gut verheilt, nachdem sich der Bader der Königin seiner angenommen hatte, trotzdem war eine wulstige, nicht sehr schöne Narbe zurückgeblieben. Als er genesen war, hatte seine Gönnerin ihn mit Kleidung und Waffen ausgerüstet und dafür gesorgt, dass er sich wieder im Kampf üben konnte. Guillaume hatte sich schnell wohl an ihrem Hof gefühlt und sich mit ihrem ältesten Sohn, dem jungen Henry, angefreundet. Kurz vor der Abreise des Prinzen nach England hatte die Königin Guillaume rufen lassen.
    »Erhebt Euch, Guillaume«, hatte sie ihn freundlich aufgefordert, nachdem er voller Ergebenheit das Knie vor ihr gebeugt hatte, und ihn angelächelt. »Wisst Ihr eigentlich, wie sehr mein Sohn Euch liebt und verehrt?« Sie ließ ihm kaum Zeit zu erröten. »Um wie viele Jahre seid Ihr älter als er?« Sie musterte ihn kurz. »Acht, neun Jahre?«
    »Ich weiß es nicht genau, doch ich schätze, das dürfte richtig sein, Mylady«, antwortete Guillaume und senkte erneut demütig den Kopf.
    »Henry blickt zu Euch auf, er sucht Eure Nähe und Eure Aufmerksamkeit. Ich vermute, das ist Euch ebenso wenig verborgen geblieben wie mir.« Sie lächelte, als Guillaume nun doch rot anlief.
    So viel Lob hatte er nicht erwartet. Seit seiner Genesung hatte sie ihn niemals angesprochen, sodass er geglaubt hatte, sie wissenicht einmal mehr, dass er noch immer an ihrem Hof lebte. Nun erfuhr er, dass sie ihn genauestens beobachtet hatte.
    »Ihr seid mutig und wisst die Waffen wohl zu führen. Und obgleich Ihr noch jung seid und Kampfgeist besitzt, scheint Ihr doch kein Hitzkopf zu sein. Mein Sohn wird bald seinem eigenen Haushalt vorstehen«, sie sah Guillaume fest in die Augen, »und mein Gatte wird Euch – auf meine ausdrückliche Empfehlung hin – Henrys Erziehung an den Waffen übertragen.«
    Zu Guillaumes größter Überraschung ergriff sie nun seine Hände und drückte sie. Trotz der Kühle ihrer feingliedrigen Finger strahlte ihre Berührung Wärme aus. »Sein Leben wird davon abhängen, wie gut Ihr ihn das Kämpfen lehrt, Guillaume. Auch wenn er sich bereits für einen Mann hält, ist mein Sohn doch fast noch ein Kind.«
    Auch die Königin ist vor allem eine liebende Mutter, die sich um ihren Ältesten sorgt, dachte Guillaume gerührt, und einen Augenblick lang schweiften seine Gedanken zu seiner eigenen Mutter ab. Sie hatte ihre Tränen nicht verbergen können, als er ihr entrissen und nach Tancarville geschickt worden war, aber sie hatte sich fügen müssen. Ob die Königin ähnliche Wehmut empfand?
    »Mein Gatte hat acht junge Ritter ausgewählt, die Henry beistehen sollen«, sagte die Königin. »Adam d’Yquebœuf, über den ich hörte, er sei Euch ein guter Freund, Thibault de Tournai, dessen Familie dem Haus Plantagenêt zutiefst ergeben ist, Peter FitzGuy und Robert de Tresgoz sind darunter. Ihr kennt sie ebenfalls?«
    Guillaume nickte. Thibault und er würden niemals Freunde werden, aber sie würden miteinander auskommen müssen. Es würde ihnen zugutekommen, dass sie am Hof der Königin gelernt hatten, ihre Gefühle hinter einer Maske aus Höflichkeit zu verbergen. Peter FitzGuy hingegen war in der Tat ein angenehmer Mensch, stets fröhlich und zu Scherzen aufgelegt. Mit seinem dunklen Haar und dem kecken Dreiecksbärtchen an der Unterlippe gefiel er auch dem Weibsvolk. Robert de Tresgoz, dersein Haar im Nacken zusammengebunden trug, erinnerte mit seinem schmalen, etwas spitzen Gesicht und der gebogenen Nase an einen Falken. Er war ernster als FitzGuy, aber ebenfalls ein guter Mann. »Peter und

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