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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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empört aus. »Sie ist der Preis für meine Hilfe, und nur durch sie werde ich eines Tages König von Leinster!«
    »Gewiss, Richard. Ich weiß, was Diarmaid MacMurchada dir versprochen hat. Doch kann es durchaus sein, dass sich die Prinzessin weigert. Sie soll eine Schönheit sein und trotz ihrer Jugend einen irischen Dickschädel haben.«
    Die Worte seines Onkels verunsicherten Richard. Er würde sich den Iren von seiner starken Seite zeigen müssen, damit sie ihn respektierten. Immerhin war er nur durchschnittlich groß und nicht übermäßig stattlich, eher mager, und sein rötliches Haar war bereits ein wenig schütter. An die vierzig war er und damit ungefähr im gleichen Alter wie der Vater seiner Braut. Wie würde sich die junge Frau entscheiden? Würde sie in Kauf nehmen, dass ihr Vater sein Königreich verlor, und Richard zurückweisen, falls er ihr nicht gefiel? Die Ader an seinem Hals pochte so heftig, dass er unwillkürlich darüberfuhr.
    »Da kommen sie!«, rief sein Onkel plötzlich. »Gehen wir ihnen entgegen und empfangen sie mit allen Ehren!«
    Als Aoife an der Seite ihres Vaters auf ihn zuschritt und ihn mit vor Schreck geweiteten Augen anstarrte, bekam Richard feuchtkalte Hände. Seine junge Braut hatte durch die geplünderte, indie Knie gezwungene Stadt zu ihm kommen müssen. Eine irische Stadt, die seine Männer übel zugerichtet hatten. Sie hatte den Gestank des Todes eingeatmet, war an blutüberströmten Leichen vorbeigeritten und hatte Elend, Trauer und Furcht in den Augen der verschreckten Menschen gesehen.
    Was für eine Brautgabe war das? Richards Hals brannte.
    Aoifes hübsches Gesicht, ihre mit bunten Bändern geschmückten, langen Haare und ihre vornehmen Kleider waren von der Asche der brennenden Häuser gezeichnet, die wie Regen vom Himmel fiel. Furchtsam und zugleich voller Missachtung blickte sie Richard und seine Männer an.
    Richard kannte sich aus mit Frauen. Wenn er nicht wollte, dass sie ihn auf ewig für die Bluttaten hasste, die sie hier gesehen hatte, würde er die Prinzessin mit größter Umsicht behandeln müssen. Zwar wurde eine Ehe zumeist aus Kalkül geschlossen, doch war es leichter, miteinander zurechtzukommen, wenn man sich nicht verabscheute. Hass war eine denkbar schlechte Grundlage für eine gemeinsame Zukunft. Männer, die ihre Ehefrauen als Eigentum ansahen wie Ländereien und Pferde, verlangten Unterwerfung und strikten Gehorsam. Doch Liebe oder Respekt bekamen sie dafür nicht.
    Auf dem Weg zur Kathedrale von Waterford beobachtete er die schöne Aoife, die, so jung sie auch war, etwas Hoheitsvolles hatte. Sein Herz überschlug sich, so sehr gefiel sie ihm, darum würde er ihren Hass nicht ertragen können. Obwohl es sein Recht war, sie zu ehelichen, bat er sie an diesem Tag höflichst, ja beinahe demütig, ihn zum Gemahl zu nehmen, und war erleichtert, als sie zustimmte, auch wenn ihre rot geränderten Augen ihren Mund Lügen zu strafen schienen, als sie »Ja, ich will« sagte.
    »Ich bin nun Euer Weib und werde Euch lieben, wie es sich gebietet, doch wisset, dass ich Euch auf keinen Fall nach England oder gar nach Wales folgen werde«, erklärte sie beim Festmahl mit eiserner Entschlossenheit.
    Richard nickte ergeben und lächelte sie verzückt an. Er sehnte sich danach, das Lager mit ihr zu teilen, und hoffte, schon indieser Nacht einen Erben zu zeugen. Bevor er seine Braut jedoch in das Schlafgemach des Hauses führte, in dem sein Onkel sie untergebracht hatte, ließ er saubere Laken aufziehen und frische Blütenblätter und duftende Kräuter darauf verteilen. Kraft und unbeugsame Härte siegten im Krieg, in der Liebe aber gewannen Freundlichkeit und Verständnis. Richard war beinahe dreimal so alt wie seine Braut und wusste aus Erfahrung, dass er sie nur gewinnen konnte, wenn er ihr Zärtlichkeit und Geduld entgegenbrachte.

Pembroke, Wales, 8. September 1171
    D rei Tage ließ der König ihn nun schon warten, um ihm seine Macht zu demonstrieren. Strongbow strich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand über seine Wangen, sodass sein Gesicht noch schmaler aussah als ohnehin schon. Ein paar sonnige Tage während der letzten Wochen hatten die Sommersprossen auf seinem Gesicht belebt und gaben ihm ein frisches Aussehen, obwohl er sich erschöpft fühlte. Er rutschte auf der harten Holzbank hin und her und starrte auf die Tür zur großen Halle von Pembroke Castle. Seit dem Tod seines Vaters erhob er Anspruch auf diese Burg und den damit verbundenen

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