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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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eignet. Sie steht als Schmiedin ihren Mann, die anderen Handwerker fürchten ihre Konkurrenz, weil sie hervorragende Arbeit leistet. Eine wirklich bemerkenswerte Frau und ganz sicher kein Spielzeug für einen Ritter!«
    »Ach, was weißt denn du!«, brummte Guillaume und wandte sich grußlos ab. Ellenweore hieß sie also. Falls das tatsächlich ihrName war. War es ein glücklicher Zufall, dass der Name, verkürzt und nur wenig anders betont, statt eines Mädchens einen Jungen bezeichnen konnte? Hatte man sie anfangs vielleicht gar versehentlich für einen Jungen gehalten, und sie war in die ganze Sache nur hineingeschlittert? Wenn ja, dann hatte sie nicht wirklich gelogen, versuchte Guillaume, eine Entschuldigung für sie zu suchen, sondern vielmehr unterlassen, die Wahrheit aufzuklären, was zugegebenermaßen auch irgendwie eine Lüge war.
    Guillaume atmete tief ein. Wie dem auch sei, absichtlich oder nicht, er spürte an seinem Herzrasen, wie viel sie ihm noch immer bedeutete. Ob auch Alan, nein, Ellen, ihrem Ziel näher gekommen war? Immerhin schmiedete sie ja noch. Und wenn sie inzwischen mit einem Schmied verheiratet war? Der Gedanke, sie könne einem anderen gehören, versetzte Guillaume einen schmerzhaften Stich.
    »Verzeiht, Herr, der junge König wartet auf Euch!«, unterbrach ein Knappe seine Grübeleien und verbeugte sich artig. »Das Turnier beginnt bald. Ihr sollt die Männer aufstellen.«
    »Sicher, ich komme. Geh nur schon vor!«
    Obwohl Guillaume sich bemühte, die Gedanken an Ellen vorerst zu verdrängen, schweiften sie immer wieder ab. Er schwelgte in Erinnerungen, und während er das wattierte Wams anlegte, das man Gambeson nannte, hatte er plötzlich wieder ihren Duft in der Nase. Schweigend ließ er sich Kettenhemd, Waffenrock und Helm überstreifen, nahm seine Waffen entgegen und bestieg sein Pferd. Dem Knappen musste es so vorkommen, als wäre er wie gewöhnlich in Gedanken schon auf dem Schlachtfeld. Diesmal aber waren weder sein Kopf noch sein Herz bei dem bevorstehenden Kampf.
    Das Streitross, das er gewählt hatte, war ein wunderbares Tier. Nicht so beeindruckend, wie Bucephalus es gewesen war, dafür außerordentlich zutraulich. Vor allem aber war es Beute. Guillaume hatte es erst vor wenigen Tagen einem aufschneiderischen Franzosen abgenommen und ritt es heute zum ersten Mal. Sicher war der frühere Besitzer fest entschlossen, ihm das Pferd umgehendwieder abzunehmen, was den Reiz daran ausmachte, es zu reiten.
    Seit Bucephalus’ Tod hatte Guillaume sich geschworen, sich nie wieder so eng an ein Tier zu binden, dass er leiden musste, wenn er es verlor. Zwar lehrte er seine Pferde nach wie vor, auf seinen Pfiff zu hören, doch einen Namen gab er keinem mehr. Guillaume atmete tief durch. Wenn der Franzose ihm erst auf den Fersen war, würde er sich mächtig anstrengen müssen, um das Pferd nicht wieder zu verlieren.
     
    Als die Mêlée begann, stürzte sich Guillaume ins Kampfgetümmel und geriet rasch in Bedrängnis.
    »Wenn Ihr glaubt, ich ließe Euch mein bestes Pferd, dann irrt Ihr!«, brüllte der Franzose und malträtierte Guillaume mit kräftigen Hieben auf den Helm. »Je eher Ihr aufgebt, desto besser für Euch!«
    »Niemals!«, rief Guillaume, obwohl er seinen Gegner nur noch mit einem Auge sehen konnte. »Ich gebe niemals auf!« Sein Lachen schepperte unter dem verrutschten Helm. »Ich werde Euren Gaul noch häufig reiten, wenn er denn durchhält«, höhnte er blechern. Die Hitze unter dem verrutschten Helm war unerträglich. Mit aller Kraft trieb Guillaume das Pferd weiter an und riss sein Schwert hoch, um seinem Gegner einen mächtigen Streich damit zu versetzen.
    Der Franzose aber wich geschickt aus und konterte mit einem erneuten Schlag auf Guillaumes Kopf.
    Benommen von der Wucht des Hiebes, hielt Guillaume einen Moment inne. Diesen Augenblick der Schwäche nutzte sein Gegner aus, um den Knauf seines Schwertes wie einen Schmiedehammer mit kleinen heftigen Schlägen auf das bereits eingedrückte Metall niedersausen zu lassen, bis es so stark verformt war, dass er nun endgültig darin gefangen war und sich ergeben musste.
    Schnaufend und schwitzend stand er nun – ohne das Pferd – am Rand des Kampfplatzes und versuchte, seiner Wut über sein jämmerliches Versagen Herr zu werden.
    »Ich fürchte, wir werden dich da rausschneiden lassen müssen«, hörte er plötzlich eine vertraute Stimme. »Komm schon, gib mir deinen Arm, ich führe dich«, sagte der Norrois mit leicht

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