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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Grafentitel, doch König Henry II. verweigerte ihm seit Jahren beides. Er konnte Strongbow einfach nicht verzeihen, dass er gemeinsam mit seinem Vater einst König Etienne unterstützt hatte.
    Richard atmete tief ein und ließ die Luft langsam und geräuschvoll seiner Brust entweichen. Nach seiner Eheschließung mit Aoife hatte er nicht nur Dublin einnehmen können, ohne Blut zu vergießen, es war ihm auch gelungen, weitere Städte zu besetzen und Rory O’Connor, der sich Hochkönig der Iren nannte, immer weiter zurückzudrängen. So hatten sie die Machtverhältnisse in Irland zu ihren Gunsten verändert. Als König Henry II. von seinen Erfolgen gehört und seinen Baronen darum befohlen hatte, nach England zurückzukehren, war Richard in Irland geblieben, obwohl auch er hätte gehen müssen.
    Plötzlich öffnete sich die Tür zur Halle, und ein Mann, der wie ein Schreiber aussah, näselte: »Der König ist nun gewillt, Euch zu empfangen.«
    Richard sprang erleichtert auf. Ungeduldig folgte er den kleinen,schlurfenden Schritten des Mannes und kniete mit gesenktem Haupt vor dem für sein heftiges Temperament berüchtigten König nieder.
    »Ihr habt drei Tage gewartet, um vorgelassen zu werden, und ich hoffe, sie sind Euch lang geworden, denn mich lasst Ihr bereits seit Monaten warten!«, donnerte Henry II.
    Richard sah zu ihm auf. »Mylord, Sire, bitte verzeiht, dass ich Eurem Befehl erst so spät Folge leiste«, sagte er ohne das geringste Zittern in der Stimme und blickte ihm fest in die Augen. »Ich habe lange überlegt, was ich zu meiner Entschuldigung vorbringen könnte, doch was wäre geeigneter als die Wahrheit, um auf Eure Vergebung hoffen zu dürfen?« Er senkte kurz den Blick.
    »Und was bitte ist die Wahrheit?«
    »Mein Schwiegervater, Diarmaid MacMurchada, starb kurz nachdem Ihr unsere Rückkehr befohlen habt. Rory O’Connor ist ein nicht zu unterschätzender Gegner. Wäre ich früher gekommen, hätten wir alles verloren, wofür wir gekämpft haben.«
    Henry II. nickte. »Ich hörte von den Schwierigkeiten in Irland, doch wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt, kann ich Euch Euren Ungehorsam nicht ungestraft durchgehen lassen.«
    Richard senkte erneut den Blick und verharrte in Demut. Er hatte keineswegs damit gerechnet, dass ihm der König so leicht verzieh, und sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Damals, als Rory O’Connor Dublin besetzt hatte, war er bereit gewesen, sich ihm unterzuordnen, um seine Besitzungen in Irland nicht zu verlieren. Warum also sollte er nicht auch gewillt sein, sich seinem Lehnsherrn, dem König von England, zu unterwerfen?
    »Sire, bitte seht meine Verspätung nicht als Weigerung an, Euch zu gehorchen, ich habe nur versucht, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Eure Stellung in Irland zu festigen«, sagte er, wohl wissend, dass Henry II. der Meinung war, Irland gehöre einzig und allein ihm. Lieber einen Teil freiwillig hergeben und etwas behalten, als alles zu verlieren!, dachte Richard und fuhr fort: »Ich bin gekommen, weil Ihr es befohlen habt, aber auch, um die Städte und Ländereien, die ich erobert habe, sowiedas Königreich von Leinster, das ich durch meine Ehe erhielt, in Eure Hände zu legen.« Richard machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. Er berief sich auf normannisches Recht, nicht auf irisches, und hoffte auf die Gnade seines Herrn. Es war ein Wagnis, ohne Zweifel. Ein hastiger Blick auf den König verriet ihm, dass Henry II. ein solches Angebot nicht erwartet hatte und ihn darum neugierig ansah. »Und ich bitte Euch untertänig, sie mir zum Lehen zu geben«, schloss er.
    Der König nickte einen Moment nachdenklich. Dann huschte ein verschmitztes Lächeln über sein Gesicht. »Mein lieber Richard, ich nehme Eure Gabe mit großer Freude an, doch Eure Bitte kann ich nicht erfüllen.«
    Richard spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Henry II. musste diese Geste doch als Zeichen seiner Treue ansehen! Hatte er seinen König so falsch eingeschätzt? Sein Herz begann, wie toll zu galoppieren. Aoife erwartete sein erstes Kind, einen Sohn, wie er inständig hoffte. Wie sollte er ihr erklären, dass er sein Königreich, ihr Königreich, soeben verschenkt hatte?
    »Dublin, das Umland, einige Burgen sowie die Hafenstädte werde ich Euch nicht zugestehen können.« Der König hustete kurz, bevor er fortfuhr: »Und das Königreich Leinster wird es nicht mehr geben. Welche Ländereien ich Euch überlasse, müssen wir noch klären.« Der König sah

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