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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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hoffte, dass Henry tief in seinem Herzen wusste, wie es mit der Loyalität so mancher seiner Ritter bestellt war, auch wenn er sich das gewiss nicht gern eingestand.
    Der junge König winkte Guillaume näher heran. »Werdet Ihr mir noch einmal aushelfen?«, flüsterte er ihm ins Ohr.
    Widerstrebend dachte Guillaume daran, dass er Athanor, das wunderbare Schwert, das Ellen geschmiedet hatte, damals nicht hatte kaufen können, weil all sein Geld in die Börse des jungenKönigs geflossen war, und für einen winzigen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, ihm seine Hilfe diesmal zu versagen. Doch das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint und ihm Athanor wenige Monate nach der Auseinandersetzung mit Thibault ein zweites Mal über den Weg geschickt. Einer der französischen Ritter hatte auf einem Turnier damit geprahlt, und Guillaume, der die edle Waffe auf Anhieb wiedererkannt hatte, war nicht eher zur Ruhe gekommen, bis er sie ihm im Kampf abgenommen hatte. Doch auf Ellens Spur hatte Athanor ihn auch nicht bringen können. Nun legte er mit einer beinahe zärtlichen Geste die Hand auf den Knauf des Schwertes und nickte knapp.
    Also wandte sich der junge Henry dem Priester zu. »Teilt meinem Vater mit, dass ich vorläufig zurechtkomme!«, sagte er von oben herab.
    »Aber …« Der Geistliche tippte auf das Pergament mit der Aufstellung.
    »Kein Aber, geht jetzt!«, befahl der junge Henry barsch.
    »Der König hält Euch bewusst kurz, Sire«, sagte Thibault, nachdem der Geistliche gegangen war, und Adam nickte zustimmend. »Er will Euch klein halten!«
    »Was nützt Euch die Krone, wenn Ihr keine eigenen Einkünfte habt? Es ist erniedrigend, dass Ihr für jede Münze bei Eurem Vater betteln müsst«, sagte nun auch Thomas de Coulonces, ein junger Ritter, der erst seit Kurzem von Henry favorisiert wurde.
    Keiner von ihnen hat ihm je ausgeholfen, alle haben stets nur genommen, dachte Guillaume missbilligend.
    »Ihr solltet dafür sorgen, dass Euer Vater endlich die Macht mit Euch teilt und Euch eigene Ländereien zugesteht, damit Ihr Eurer Stellung angemessen leben könnt«, stachelte Thibault den jungen König weiter auf.
    »Richtig!«, riefen nun auch diejenigen, die bis dahin geschwiegen hatten.
    »Was denkt Ihr, Guillaume? Soll ich mir Verbündete suchen, um meinen Forderungen Nachdruck zu verleihen?«
    »Ja, Guillaume, sagt uns, wie es mit Euch steht! Können wirauf Euch zählen?«, fragte Thibault mit einem boshaften Glanz in den Augen.
    Jeder der Anwesenden hatte vor allem das eigene Wohl im Sinn, darum überlegte Guillaume gut, bevor er antwortete. »Ihr wisst, Sire, dass ich Euch ewige Treue geschworen habe und eher sterben würde, als mein Wort zu brechen«, sagte er schließlich, an Henry gewandt. »Was auch immer Ihr beschließt, ich stehe Euch bei, auch wenn ich nicht glaube, dass eine Auseinandersetzung mit Eurem Vater der richtige Weg ist.«
    »Soll ich denn ewig warten?«, murrte der junge König. »Mein Vater hat durch den Tod Beckets den Unmut vieler auf sich gezogen, was mir nun zum Vorteil gereichen könnte.«
    Kurz nach der Krönung des jungen Henry, im Dezember desselben Jahres, war der Erzbischof von Canterbury, Thomas Becket, aus dem Exil zurückgekehrt und schon bald darauf, nach einem Streit mit dem König, in seiner Kathedrale ermordet worden. Obwohl Henry II. geschworen hatte, die Mörder – allesamt Ritter seines Haushaltes – hätten Becket auf eigene Faust und ohne seine Billigung getötet, hatte ihm kaum jemand geglaubt.
    »Mein königlicher Schwiegervater, Louis, lädt uns ein, das Weihnachtsfest bei ihm zu verbringen. Ich bin sicher, dass er uns ebenfalls unterstützen würde, darum gedenke ich, seiner Einladung Folge zu leisten«, sagte Henry und sah Guillaume herausfordernd an.
    Darauf, dass auch Louis ihm nur aus Eigennutz helfen will, kommt er nicht einmal, dachte Guillaume erschüttert.
    »Auch meine Mutter ermutigt mich, mir die Bevormundung und die ständige Zurechtweisung durch meinen Vater nicht länger bieten zu lassen«, fuhr der junge König ungeduldig fort. »Darum sagt mir, Guillaume, worauf soll ich warten? Mein Vater steht in der Blüte seines Lebens. Bis er stirbt, bin ich ein alter Mann!«
    Guillaume zuckte mit den Schultern. So sehr er die Königin auch verehrte, glaubte er doch, dass sie ihre Söhne nicht allein aus politischem Kalkül gegen den Vater aufhetzte. Troubadourebesangen allerorts die schöne Rosamunde, zurzeit bevorzugte Geliebte des Königs. Darum war es

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