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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass der Kerzenleuchter darauf wackelte und umzukippen drohte. »Und was diesen französischen Unruhestifter angeht, so schert es mich keinen Deut, was er will, das kannst du ihm gern ausrichten, wenn du dich wieder einmal bei ihm verkriechst!«, fuhr er unbeirrt fort.
    Der junge Henry schnaufte. »Ich schwöre, Vater, Ihr werdet Eure Sturheit bereuen, wenn Ihr nicht nachgebt!«
    »Willst du mir etwa drohen?« Der alte König erhob die Stimme. »Nur zu!«
    Henry wandte sich ab. »Ihr werdet schon sehen!«, murmelte er und verließ wutentbrannt die Halle.
    Guillaume folgte seinem Herrn auf dem Fuße und marschierte schweigend neben ihm her, als sie den Hof überquerten und an den Gesindeunterkünften vorbei auf die Stallungen zuliefen.
    »Warum sagt Ihr nichts?« Der junge Henry blieb stehen und sah Guillaume hilflos an.
    »Muss ich das? Ihr kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht glücklich über diesen Streit bin.«
    »Das ist alles?«
    »Es war unvorsichtig, ihm zu drohen. Er ist nun vorgewarnt und ein Überraschungsangriff nicht mehr möglich, falls Ihr gedenkt, Euren Forderungen militärisch Nachdruck zu verleihen. Euer Vater wird Euch von nun an stets im Auge behalten.«
    »Ihr meint also, ich solle klein beigeben?«
    »Nein, Mylord, aber …«
    »Er hat nicht nur die Frechheit, mir zu verwehren, was mir zusteht, sondern auch noch die, meine Burgen zu verschenken!«, brauste der junge Henry auf. »Und das ausgerechnet an John!«
    »Ich weiß, wie empört Ihr seid, wütend und enttäuscht. Trotzdem war es unklug, Eurem Vater zu drohen. Feingefühl ist nicht gerade Eure Stärke«, bemerkte Guillaume sanft.
    »Nun, besonders taktvoll würde ich Euch auch nicht gerade nennen!«, entgegnete der junge König pikiert. »Ich habe nicht den Eindruck, dass mein Vater Euch mit besonderer Zuneigung zugetan ist, und das nicht erst seit dem heutigen Tag. Er war stets der Meinung, dass Ihr zu jung und unerfahren seid, um mein Lehrmeister zu sein. Ihr wisst, dass Ihr Eure Stellung einzig meiner Mutter verdankt.«
    »Gewiss, Mylord, und Ihr habt recht. Ich bin alles andere als taktvoll gewesen, doch bin ich nur ein einfacher Krieger. EinMann der Lanze und des Schwertes, kein König, so wie Ihr. Eure Worte haben mehr Gewicht und sind darum mit größerem Bedacht zu wählen. Was wird Euer Vater schon auf die Meinung eines unbedeutenden Ritters geben?«
    »Oh, nein, Guillaume, das lass ich nicht gelten. Ihr wählt Eure Worte stets mit Bedacht. Ich weiß, dass Ihr, um für mich zu sprechen, bewusst in Kauf genommen habt, den Unmut meines Vaters auf Euch zu ziehen«, erwiderte der junge König versöhnlich. »Ich schätze Euch und weiß, Ihr würdet es lieber sehen, wenn ich mich nicht gegen ihn auflehnte.« Er atmete tief ein. »Aber ich werde keinesfalls nachgeben! Und auch wenn Ihr gegen eine solche Auseinandersetzung seid, so bitte ich Euch doch, mir zu helfen, wenn ich mir nehme, was mir zusteht!«
    »Ihr wisst, Mylord, wie ich zu Euch stehe. Ich habe Euch die Treue gelobt. Zuverlässigkeit, Beständigkeit und Ehre sind keine leeren Worte für mich, und Treue ist mein wertvollstes Gut. Trotzdem bitte ich Euch, Mylord, wartet noch, bis der Augenblick günstiger ist. Lasst Euren Vater nicht merken, dass Ihr Euch entschieden habt, nicht länger stillzuhalten. Er würde Euch nicht einfach ziehen lassen, damit Ihr Euch ungestört auf einen Aufstand gegen ihn vorbereiten könnt. Eure Zeit ist nicht mehr fern, Sire! Ich beschwöre Euch, habt noch ein wenig Geduld!«
    Henry dachte einen Moment nach. »Ihr habt recht, Guillaume«, sagte er dann. »Solange ich in seiner Nähe bin, werde ich mich bemühen, meine Wut zu verbergen, und meinen Vater noch eine Weile in Sicherheit wiegen.«
     
    Schon bald nach den Drohungen, die der junge Henry in Limoges ausgestoßen hatte, waren sie dem König auf dessen ausdrücklichen Befehl nach Chinon gefolgt, am fünften Tag des dritten Monats jedoch bei Nacht und Nebel Richtung Paris geflüchtet. Vor seiner Krönung war der junge Henry zwar rituell zum Ritter geschlagen worden, doch war er zu jung für eine richtige Schwertleite gewesen. Nun aber war er zwanzig und alt genug. Fest entschlossen, Krieg gegen seinen Vater zu führen und diesemauf Augenhöhe entgegenzutreten, hatte er darum den König von Frankreich um Unterstützung gebeten. Louis hatte ihm seine Hilfe zugesagt, war jedoch nicht selbst gekommen, um seinem Schwiegersohn das Schwert

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