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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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höfische, das sich stets freundlich und beherrscht zeigte, selbst wenn es Anlass zu Trauer, Enttäuschung oder Wut gab. Bei Hof ging es kaum anders zu als im Spiel. Wer sich durch seine Mimik verriet, durfte nicht hoffen, gewinnen zu können.
    Guillaume verfeinerte sein höfisches Verhalten darum tagtäglich. Nur wenige enge Vertraute kannten noch sein wahres Gesicht, wussten, wie verletzlich und unsicher er sein konnte.
    »Ich habe für deinen jüngsten Bruder ein Ehebündnis mit der Tochter von Humbert, dem Grafen von Maurienne, arrangiert!«, unterbrachen die Worte des alten Königs seine Gedanken. Henrys Blick streifte seinen Sohn nur flüchtig, als er in die Runde blickte.
    John war erst neun oder zehn Jahre alt und, wenn man glauben konnte, was Guillaume zugetragen worden war, alles andere als ein Engel. Der junge König kannte seinen jüngsten Bruder kaum, darum verband ihn nichts mit ihm. Wenn der Vater ihm nun von seinem Vorhaben berichtete, steckte gewiss noch etwas dahinter. Gespannt blickte Guillaume zum alten König, dessen kräftige, schwielige Hände zu Fäusten geballt auf die Oberschenkel seiner leicht gespreizten Beine gestützt waren. Seine kleinen, klaren Augen leuchteten zufrieden, als er in die Runde sah.
    »Alice wird eines Tages die Besitzungen ihres Vaters erben, sie umfassen die Savoyen sowie das Piemont und reichen bis nach Turin. Aber wir sichern uns durch dieses Bündnis bereits jetzt bedeutende Alpenpässe.« Er nickte seinem ältesten Sohn wie beiläufig zu. »Du wirst verstehen, dass dein Bruder nicht mit leeren Händen in diese Ehe gehen kann. Darum habe ich beschlossen, ihm Chinon, Laudun und Mirebeau zu geben!« Seine Worte besiegelte er mit einem freundlichen Lächeln, als erwartete er keinerlei Widerspruch vom jungen König.
    Der jedoch blickte entsetzt von seinem Vater zu Guillaume und wieder zurück. Unglauben und tiefe Enttäuschung standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Das werde ich keinesfalls dulden!«, stieß er nach dem ersten Schreck empört hervor. »Ich habe die älteren Rechte an diesen Burgen und werde sie John unter gar keinen Umständen abtreten.« Er sprang auf. »Ihr habt mich zum König gekrönt, Vater, habt mir die Normandie, England und das Anjou in Aussicht gestellt, und wozu das alles? Außer einem wertlosen Titel habe ich rein gar nichts bekommen. Richard und Geoffrey geht es mit Aquitanien und der Bretagne kaum anders. Ich fordere Euch auf, uns endlich mehr Macht zu geben, statt meine Ländereien zu verschenken!«
    Er klingt noch immer wie ein Kind, dachte Guillaume, der die Verzweiflung seines Herrn ganz deutlich fühlen konnte, und beschloss, ihm beizuspringen, auch wenn es klüger gewesen wäre, sich vor dem König bedeckt zu halten.
    »Verzeiht, Sire«, wandte er sich mutig an den König. Er senkte die Stimme, um Henry II. vor seinem Gefolge nicht bloßzustellen. »All die hier anwesenden Barone werden Eurem Sohn eines Tages die Treue schwören! Doch wie, Sire, könnt Ihr hoffen, dass sie ihren Schwur auf Dauer halten, wenn Ihr selbst ihm nicht mehr Achtung zollt?« Guillaumes Herz begann zu rasen, als ihm bewusst wurde, auf welch schmalem Grat er wanderte.
    Ein unruhiges Hüsteln und Fußscharren ging durch den Raum, als der König Guillaume wütend anfunkelte.
    »Wie, Sire, soll Euer Sohn eines Tages sein Reich führen, wenn Ihr ihm heute jegliche Macht und damit Erfahrung und Eigenständigkeit versagt?«, fügte Guillaume trotzdem im Flüsterton hinzu. Er war der Lehrmeister des jungen Königs und hatte seinem Herrn zur Seite zu stehen, ihn wenn irgend möglich zu schützen, auch wenn er selbst dabei in Gefahr geriet.
    Der alte König beugte sich vor und starrte ihn an. »Auch wenn ich meinem Sohn die Krone aufs Haupt setzte, so ist es doch noch immer mein Reich! Das solltet weder Ihr vergessen, Maréchal, noch Henry. Ich bin noch lange nicht tot und habe auch nicht vor, so bald abzudanken!« Sein Gesicht hatte die Farbe von frischen Himbeeren.
    »Es ist nicht nur mein Wunsch, Vater. Auch der König von Frankreich, viele Barone Englands und der Normandie wollen, dass du uns mehr Einfluss zugestehst. Es ist an der Zeit, mit uns zu teilen!«, begehrte der junge König noch einmal auf.
    Guillaume aber ahnte, dass dieser Streit zu nichts Gutem führen würde.
    »Wann es an der Zeit ist, meine Macht mit meinen Milchbärten von Söhnen zu teilen, entscheide immer noch ich und kein anderer!«, donnerte Henry II. ungeachtet der Barone, sprang auf und hieb

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