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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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noch rechtzeitig herausgekommen. Sollte man diesen jungen Adepten nicht wegsperren? Die Gaffer draußen werden ihn misstrauisch machen.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht!«, sagte Pfarrer Porstmann. »Aber wir sollten ihn nicht unnötig gegen uns aufbringen. Er muss bald aus der Stadt. Wenn der König von der Goldprobe erfährt, ist er für unsere Sache verloren. Der Herr von Haugwitz hat ein Anwesen in Schlesien, ganz auf dem Lande und mit einem Laboratorium. Ich werde Lips sagen, dass wir ihn vor den Soldaten des Königs in Sicherheit bringen müssen. Er vertraut mir.«
    »Es steht niemand mehr vor dem Haus!«, rief der Apotheker.
    »Sie werden wiederkommen«, sagte Pfarrer Porstmann. »Es wird sich schnell herumsprechen und noch mehr Gaffer anziehen. Ich werde noch mit meinem Schwiegervater die Einzelheiten besprechen, wie wir Lips aus der Stadt bringen. Brüder, lasst uns nun für unsere gute Sache beten. Wir brauchen Gottes Segen mehr denn je.«
    Lips hörte, wie Pfarrer Porstmann das Vaterunser sprach. Ihm schauderte und fröstelte, als hätte ihn schlagartig ein hohes Fieber ergriffen. ›Vertrauen!‹, hämmerte es in seinem Kopf. Er hatte doch vertrauen wollen! Wie sehr hatte er sich nach einem Menschen gesehnt, dem er vertrauen konnte! Lips saß einige Zeit einfach da und überdachte alles. Es sträubte sich in ihm, obwohl alles klar zutage trat.
    Anna fiel ihm plötzlich ein. Sie war oben mit Frieder eingesperrt in der Kammer vom dummen Heinrich! Er musste Anna helfen! Er hatte ihr damals beim Überfall nicht beigestanden. Noch einmal durfte er sie nicht im Stich lassen!
    Lips überlegte eine Weile, dann suchte er wie im Fieber zusammen, was er brauchte. Er musste sich beeilen. Er rieb Holzkohle zu feinem Pulver und vermengte es sorgfältig mit einem Teil Schwefel und sieben Teilen Salpeter. Das Schwarzpulver schüttete er in ein kräftiges Tongefäß mit einem engen Hals. Er flocht eine Lunte und steckte sie in den Hals, dann umwickelte er das Gefäß fest mit Bändern. Er sammelte alles an Bändern und Schnüren zusammen, was er finden konnte, und zog, wie er es von Arnold gelernt hatte, Lage um Lage dicht übereinander, um die Sprengkraft zu erhöhen. Dann horchte Lips noch einmal. Der Richter verabschiedete sich gerade. Schnell baute Lips das Horchrohr auseinander und steckte die Rohre wieder an den Destillierapparat.
    Die Bombe legte er in den Windofen und deckte sorgfältig Späne und Holzkohle darüber. Wahllos griff er einige Gefäße mit chymischen Materien aus dem Regal, öffnete sie und stellte sie auf den Tisch, als habe er in großer Eile laboriert. Einige Bücher schlug er auf und verteilte Bögen, die er einmal beschrieben hatte. Eine lange, eiserne Greifzange legte er an die Seite am Aufgang, und ein Messer steckte er in seinen Stiefel, als wäre er ein Bandit. Dann horchte er im Aufgang. Im Haus war schon Ruhe eingekehrt. Richter Brandenburg musste inzwischen gegangen sein. Er nahm ein Talglicht, schlich hoch zur Bibliothek und horchte. Dumpf hörte er eine Stimme. Lips zauderte einen letzten Augenblick, er atmete noch einmal durch, dann klopfte er.
    Der Apotheker öffnete die Tür und sah Lips verwundert an.
    »Gnädiger Herr Apotheker, ich muss den Herrn Pfarrer sprechen«, sagte Lips. »Es eilt.«
    »Warte!«, sagte der Apotheker und zog die Tür hinter sich zu.
    Kurz darauf kam der Pfarrer heraus. »Was ist, mein Sohn? Fass dich kurz, ich habe mit meinem Schwiegervater Wichtiges zu besprechen.«
    Lips sah in das Gesicht des Pfarrers, in dem nicht eine Spur der Ungeheuerlichkeiten zu erahnen war. »Ich sollte es doch nur dem Herrn Pfarrer sagen«, flüsterte Lips und musste sich bezwingen. »Ich hab etwas gefunden.«
    »Du meinst…« Pfarrer Porstmann blickte sich um.
    »Ja, den Stein«, sprach Lips gehetzt.
    Pfarrer Porstmann blieb für einen Augenblick der Mund offen stehen. »Den Stein der Weisen?«
    Lips nickte. »Ich muss es dem Herrn Pfarrer zeigen! Nur dem Herrn Pfarrer.«
    »Natürlich! Warte!« Pfarrer Porstmann verschwand kurz in der Bibliothek, dann stiegen sie hinunter ins Laboratorium.
    »Ich hab es immer gewusst«, sagte der Pfarrer und blickte sich um. »Immer hab ich dir vertraut! Wo ist der Stein der Weisen?«
    »Wir müssen zuerst den Windofen anfeuern. Ich brauche die Hilfe vom Herrn Pfarrer. Wenn der Herr Pfarrer bitte den Blasebalg nimmt!«
    »Natürlich!« Der Pfarrer stieß den Blasebalg einige Male probehalber. Lips entzündete einen Bogen, den er mit

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