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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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angespannter Stimmung und hieß Lips, den Windofen mit mittlerer Hitze anzufeuern. Dann schickte er Lips hoch in die Bibliothek, um Pfarrer Porstmann und den Apotheker zu holen. Es kamen noch die Frau des Apothekers mit, die ganz elendig in ihrem erdfarbenen Sacktuch aussah, und ein weiterer Herr, der zum engeren Kreis der Erwählten gehörte.
    Als sich alle im Laboratorium im Halbkreis um den Windofen versammelt hatten, bat Böttger Pfarrer Porstmann um ein ›Vater unser‹.
    Böttger schlug ein Kreuz vor der Brust. »Dann brauchen wir fünfundzwanzig silbrige Zweigroschenstücke.«
    »Fünfundzwanzig!« Der Apotheker schüttelte mit dem Kopf. »Damit du sie mir verhunzt!?«
    »Es wird Gold daraus«, sagte Böttger, als hätte er Gewissheit.
    Der Apotheker kniff angespannt die Lippen zusammen. Pfarrer Porstmann flüsterte ihm etwas ins Ohr, dann ging der Apotheker hoch in die Offizin und kam mit einer Schale voller Münzen zurück.
    »Hier hinein, Herr Apotheker«, sagte Böttger und hielt einen großen Tiegel hin.
    Der Apotheker griff aber nach dem Tiegel. Er klopfte darauf und hörte auf den Klang, kratzte mit einem Nagel in den Innenflächen und wog den Tiegel in der Hand. Dann zählte er fünfundzwanzig silbrige Zweigroschenstücke nacheinander hinein.
    Böttger fasste den Tiegel mit einer Zange und stellte ihn in die Glut. »Lips, jetzt langsam mehr Hitze!«
    Lips nahm den Blasebalg und ließ die Kohlen kräftig anglühen.
    Alle waren stockmäuschenstill. Nach einiger Zeit fing das Metall an zu schmelzen. Böttger nahm einen Eisenstab und hielt ihn stumm dem Apotheker hin, der ihn untersuchte und zurückgab, dann rührte Böttger damit in den schmelzenden Silbergroschen. Alle sahen gespannt in den Tiegel. Es dauerte noch eine Weile, dann nickte Böttger. »Das war's. Jetzt muss es schnell gehen!«
    Er fasste den Tiegel flüssigen Silbers mit der Zange und stellte ihn auf dem Rand des Ofens ab. Er räusperte sich, wischte sich die Hände an der Hose ab, dann zog er ein silbernes Büchslein unter seiner Lederschürze hervor. Lips hatte die Büchse nie zuvor gesehen. Im Deckel waren einige alchemistische Schnörkel eingraviert. Böttger öffnete die Büchse und holte ein Stück Materie hervor. Es hatte etwa die Größe einer Haselnuss und eine Farbe wie Goldrubinglas.
    »Der Lapis philosophorum!«, sagte Böttger mit leiser Stimme und hielt das Stück Materie hoch. Dann brach er ein kleines Stück davon ab, zerbröselte es in der Handfläche und streute es über das zerschmolzene Metall. Die Büchse verbarg er gleich wieder unter der Lederschürze und wischte sich die Hand daran ab.
    »Jetzt ganz schnell, Herr Pfarrer!« Er wies auf einen Deckel, der am Windofen lehnte und fasste mit der Zange den Tiegel. »Mach Er schnell den Deckel drauf!«
    »Moment!«, rief der Apotheker und griff nach dem Deckel. Er besah ihn von unten, klopfte und horchte, dann reichte er ihn dem Pfarrer.
    »Schnell doch!«, drängte Böttger. »Der Lapis muss geschützt werden, sonst verflüchtigt er sich. Und Lips, jetzt die Glut mit größter Hitze!«
    Lips drückte den Blasebalg. Nur das Ächzen des Leders und das regelmäßige Fauchen waren zu hören. Böttger hob einmal den Deckel vorsichtig mit der Eisenstange an, und ein feiner Rauch quoll aus dem Tiegel. Ein Geruch nach Muskat und etwas Unbekanntem kitzelte in der Nase.
    »Noch mehr Hitze!«, mahnte Böttger und stellte das Stundenglas um. Alle standen andächtig um den Windofen. Die Zornin hielt die Hände tief vor ihrem Bauch gefaltet, und ihre Lippen gingen, als würde sie mit geöffneten Augen beten. Nach einer Viertelstunde fasste Böttger vorsichtig den Tiegel, ließ alle zurücktreten und stellte ihn auf den Tisch.
    »Noch ein wenig!«, sagte Böttger leise. »Der Lapis philosophorum muss im Metall erkalten.«
    Als das Stundenglas nochmals auf eine Viertelstunde abgelaufen war, hob Böttger den Deckel mit einem Lappen ab und wollte ihn wegwerfen.
    »Warte!« Der Apotheker griff nach dem Lappen und schlug ihn aus, aber es flog nur Staub heraus. Alle beugten sich gespannt über den Tiegel. Zu sehen war nur eine blauschwarze Oberfläche.
    »Zurück!« Böttger drehte den Tiegel mit der Zange um, nahm einen Hammer, schlug ein Kreuz vor der Brust und hämmerte dann auf den Tiegel ein, bis er in viele Teile zersprang. Alle beugten sich vor. Mit einer Eisenstange durchforschte Böttger die Trümmer. Da war eine Kante, die gülden schimmerte! Böttger schlug darauf, bis es ganz frei

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