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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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Küchenmagd stellte den Suppentopf auf den Tisch, aber niemand griff zu.
    »Doch!«, sagte der Viehknecht. »Das Gold hat allen Prüfungen standgehalten. Es ist ganz rein. Der Goldschmied war ganz misstrauisch und hätt' den Richter gerufen, wenn's nicht der Herr Pfarrer gebracht hätt'!«
    Am Nachmittag klebten die ersten Kinder mit Huckepack an den Fenstergittern, und die Offizin füllte sich mit Neugierigen, die unter Vorwand billige Abführmittel auf Vorrat kauften und den Hals nach dem Goldmacher Böttger reckten.
    Abends fuhr Kunkel von Löwenstern vor. Das Pferd schäumte und glänzte nass. Kunkel stieg flink aus seiner Kalesche und warf dem Hausknecht die Zügel zu. Kurz darauf kamen der Herr von Haugwitz und der Medicus Dippel gelaufen, die versäumten, vor dem Eintritt den Straßenkot von den Schuhen abzustreifen. In der Nacht stand Lips immer wieder auf und sah hinüber zum Fenster der Bibliothek, wo das Licht bis tief in die Nacht brannte. Er ließ die Tür zum Flur angelehnt und horchte, aber Böttger blieb über Nacht drüben im Haupthaus.
    Am nächsten Morgen standen die Menschen schon lange vor der Öffnung der Offizin an und schubsten und drängten, als endlich die Tür aufging. Als dann einige wagemutige Burschen über das Tor kletterten und versuchten, von hinten in die Apotheke zu gelangen, ging der Hausknecht mit dem Ochsenziemer auf sie los und band Fetzer mit langer Leine vorne ans Tor.
    Mittags hatte sich eine Menschentraube um die Apotheke gebildet. Rufe nach ›Böttger, dem Goldmacher‹, wurden laut. Am späten Nachmittag umstellten Soldaten das Haus. Eine Prachtkarosse fuhr vor, und ein höfischer Kavalier reichte dem Apotheker eine königliche Depesche heraus. Die Soldaten mussten die Schaulustigen mit ihren Gewehren zurückdrängen, damit der Apotheker wieder ins Haus kam. Kurz darauf öffnete der Hausknecht das Tor, und der Apotheker fuhr mit »Hoh hooh!« mitten durch die Menschen, die ihn nicht durchlassen wollten, weil sie annahmen, dass der Goldmacher in der Kutsche verborgen wäre.
    Lips sah Böttger ein letztes Mal, als dieser mit gehetztem Blick im Gesindehaus an ihm vorübereilte und drei Stufen auf einmal die Treppe zu seiner Stube hochsprang. Unter dem Arm trug er einen Packen Aufzeichnungen. Später kam der Apotheker wieder auf den Hof vorgefahren. Er rief dem Hausknecht zu, er solle Böttger sofort in die Bibliothek bringen, und ging mit energischen Schritten und gesenktem Kopf ins Haupthaus. Böttger wurde im ganzen Haus gesucht, aber er war verschwunden. Lips war der Letzte gewesen, der ihn gesehen hatte.
    Anna stand dann mit einigen vom Gesinde am Waschhaus. Sie winkte Lips heran und sah ihn bohrend an. »Weißt du, wo der Böttger ist?«
    »Nein«, sagte Lips. »Woher soll ich das wissen!«
    »Ihr habt doch immer zusammengehockt!«, sagte der Viehknecht. »Jetzt sag schon!«
    »Nein, wirklich nicht! Böttger wird über die Dächer abgehauen sein.«
    Aus dem Haus drang wütendes Geschrei des Apothekers.
    »Der tobt!«, flüsterte Anna. »Er musste dem König das Stück Gold schenken. Und der Böttger soll sofort ins Schloss kommen. Zum König, stellt euch mal vor! Und jetzt ist der nicht da!«
    Am nächsten Tag hingen in der ganzen Stadt königliche Anschläge, die 1.000 Taler Fangprämie für die Ergreifung Böttgers auslobten. Panik kam auf. Die Stadt war in Aufruhr. Die Menschen durchsuchten immer wieder ihre Scheunen, Viehställe, Keller und Dachböden, und es kam zu Handgreiflichkeiten, weil auch die Schuppen der Nachbarn unbefugt durchwühlt wurden. An den Stadttoren ließen die Torschreiber die Ladungen der hinausfahrenden Karren abladen, und selbst die Karossen höchster Herrschaften, die sonst völlig freie Passage hatten, wurden auf königliche Order bei der Ausfahrt gründlich visitiert – was zu großem Unmut führte.
    Gerüchte kamen dann auf, dass Böttger sich in der Spandauer Vorstadt bei einem Kaufmann namens Röber verborgen hielte. Dieser hatte zusammen mit einem Laboranten namens Sievers früher nach dem Stein der Weisen gesucht. Böttger hatte damals nach seiner missglückten Goldprobe Unterschlupf bei Röber gefunden, war aber später wieder reumütig in die Apotheke zurückgekehrt.
    Der Viehknecht kam abends in die Gesindestube, erzählte ganz außer Atem, dass eine aufgeputschte Menschenmenge das Haus des Kaufmanns stürmen wollte. Soldaten hätten das gerade noch verhindert und dann selbst das Haus auf den Kopf gestellt: aber nichts! Jetzt

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