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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Ingenieur den Berg eingetragen hatte. Die diesen von Dawson City trennende Entfernung war neben einer nordnordöstlich, etwa auf dem hundertsechsunddreißigsten Meridian hinführenden Linie ebenfalls eingeschrieben. Endlich wurde Summy mitgeteilt, daß dieser Berg ein Vulkan sei, ein Vulkan, dessen Krater ungeheure Mengen goldhaltigen Quarzes enthielt und in dessen Innern Milliarden von Pepiten abgelagert wären.
    »Und du glaubst auch an diesen Vulkan aus Tausend und einer Nacht? fragte Summy Skim spöttischen Tons.
    – Ja gewiß, versichert Ben Raddle, der entschlossen schien, über diesen Punkt jede Diskussion zu verhindern.
    – Na… meinetwegen, sagte sein Vetter. Doch was dann?
    – Wie?… Was dann? erwiderte Ben Raddle lebhafter werdend. Ich bitte dich, uns wäre ein solches Geheimnis offenbart worden und wir sollten daraus keinen Nutzen ziehen, sollten es andern überlassen, diese Schätze zu heben!«
    Summy Skim nahm sich nach Kräften zusammen, um sein kaltes Blut zu bewahren, und so begnügte er sich zu antworten:
    »Nun ja, Jacques Ledun hat daraus Nutzen ziehen wollen, auch der, und du weißt ja, wie es ihm dabei ergangen ist. Die Milliarden Pepiten des Golden Mount haben ihn auch nicht beschützt, im Bette eines Krankenhauses zu sterben.
    – Weil er von Verbrechern überfallen worden ist…
    – Was uns nicht widerfahren kann, natürlich nicht… Um diesen Berg auszubeuten, müßten wir, wie ich annehme, noch hundert Lieues weiter nach Norden hinaufziehen.
    – Jawohl, hundert Lieues… vielleicht auch noch etwas mehr.
    – Unsre Abreise nach Montreal ist aber doch auf die ersten Tage des Mai festgesetzt.
    – Da wird sie sich also um einige Monate verschieben; das ist alles.
    – Das ist alles! wiederholte Summy ironisch. Dann wird es aber für den Aufbruch überhaupt zu spät sein.
    – Ja, wenn’s dann zu spät ist, überwintern wir einfach noch einmal in Dawson City.
    – Nimmermehr!« rief Summy Skim so entschlossenen Tones, daß Ben Raddle dieses gar zu interessante Gespräch besser glaubte abbrechen zu sollen.
    Natürlich rechnete er darauf, es wieder aufzunehmen, und das tat er auch trotz des Übelwollens seines Vetters. Er unterstützte sein Projekt mit den besten Gründen. Die Reise wird nach Eintritt des Tauwetters ohne Schwierigkeiten auszuführen sein. In zwei Monaten könnte man den Golden Mount erreicht, dort einige Millionen eingeheimst haben und auch nach Dawson zurückgekehrt sein. Dann wäre es noch Zeit, sich nach Montreal aufzumachen, und die ganze Fahrt nach Klondike würde dann wenigstens nicht vergeblich gewesen sein.
    Ben Raddle hielt noch mit einem wichtigen letzten Argument zurück. Wenn Jacques Ledun ihm jene Mitteilungen gemacht hatte, so hatte er dazu auch noch einen besondern Beweggrund gehabt. Er liebte seine ihn überlebende Mutter, eine arme, unglückliche Frau, für die er sich bemüht hatte, ein Vermögen zu erwerben, und deren alte Tage sich sorgenfrei gestaltet hätten, wenn die Absichten ihres Sohnes in Erfüllung gegangen wären. Konnte Summy Skim wollen, daß sein Vetter das einem Sterbenden gegebne Versprechen nicht einlöste?
    Summy Skim hatte Ben Raddle reden lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Er fragte sich nur, wer hier eigentlich der Tor sei, ob Ben, der so ungeheuerliche Dinge sagte, oder er selbst, der sie widerspruchslos anhörte. Als das Plaidoyer aber zu Ende war, ließ er seiner Entrüstung die Zügel schießen.
    »Ich habe dir nur eines zu erwidern, sagte er mit vor Ingrimm zitternder Stimme, das eine, daß ich so weit gekommen bin, es zu beklagen, dem unglücklichen Franzosen Hilfe gebracht und es dadurch verhindert zu haben, daß sein unseliges Geheimnis mit ihm begraben wurde. Bist du ihm gegenüber eine sinnlose Verpflichtung eingegangen, so gibt es wohl noch andre Mittel, dieser gerecht zu werden. Man kann ja seiner Mutter eine Pension aussetzen und ich selbst erbiete mich, dafür aufzukommen, wenn dir das recht ist. Aber die Spielerei noch einmal anzufangen, die uns so vortrefflich geglückt ist… nein und abermals nein! Ich habe dein Wort, nach Montreal heimzukehren, und das geb’ ich dir niemals zurück. Nun kennst du mein letztes Wort.«
    Vergeblich ging Ben Raddle noch einmal zum Angriff über: Summy blieb unbeweglich. Er schien dem Widerstreben seines Vetters sogar eine illoyale Absicht unterschieben zu wollen und Ben wurde allmählich wirklich unruhig wegen der Wendung, die ihr bisher brüderliches Verhältnis zu nehmen

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