Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
wieder in Besitz von Hundertneunundzwanzig zu kommen, so mußte er diese jetzt endgültig aufgeben.
    Sobald die Straßen einigermaßen gangbar geworden waren, beeilten sich alle, die vorher unterbrochenen Verbindungen wieder herzustellen. Lorique und Neluto erschienen bald im Northern Hotel. Ben Raddle und Summy Skim begaben sich so schnell wie möglich nach dem Krankenhause, wo sie von den beiden jungen Mädchen mit einer Freude begrüßt wurden, die infolge der Einschließung, welche man eben erduldet, an Lebhaftigkeit sichtlich gewonnen hatte.
    Der Doktor Pilcox hatte von seiner gewohnten guten Laune nichts eingebüßt.
    »Nun, fragte ihn Summy Skim, sind Sie auf Ihr Adoptivvaterland denn noch immer so stolz wie früher?
    – Aber ich bitte Sie, Herr Skim, warum denn nicht? antwortete der Doktor. Klondike ist doch ein wunderbares Land, ein Land ohnegleichen! Ich glaube nicht, daß einer seit Menschengedenken einen so übermächtigen Schneefall gesehen hat. Das ist etwas für Ihre Reiseerinnerungen, Herr Skim.
    – Ja, darauf können Sie sich verlassen, Doktor.
    – Na, und wenn nun dem Wiedereintritt ganz strenger Kälte nicht einige Tage Tauwetter vorausgegangen wären, dann hätten wir uns alle zu Mumien verwandelt. Sapperment, das wäre ein Futter für die Journalisten der Alten und der Neuen Welt gewesen! Wahrlich, ein Ereignis, das kaum jemals wiederkehren dürfte, und es ist jammerschade, daß dem der laue Südwind in die Quere kam.
    – Nun ja, wie Sie das eben auffassen, lieber Doktor.
    – Man muß das wohl so auffassen, das ist philosophisch gedacht, mein Herr Skim.
    – Philosophie bei fünfzig Grad unter Null… nein, von dem Artikel habe ich nichts auf Lager,« protestierte Summy Skim.
    Die Stadt hatte bald ihr früheres Aussehen, ihre hergebrachten Gewohnheiten wieder angenommen. Die Kasinos hatten gleich wieder geöffnet. Auf den Straßen wimmelte es von Menschen, soweit sie nicht von Leichenwagen eingenommen waren, die die zahllosen Opfer der furchtbaren Kälte nach dem Friedhofe beförderten.
    Im Januar ist in Klondike freilich noch lange nicht auf das Ende des Winters zu rechnen. In der zweiten Hälfte dieses Monats trat denn auch nochmals eine außerordentliche Erniedrigung der Temperatur ein, doch war dabei wenigstens mit einiger Vorsicht der Straßenverkehr aufrechtzuerhalten und der Monat endete im ganzen günstiger, als er angefangen hatte, insofern als die Blizzards seltner wurden und nicht mehr mit so unerträglicher Heftigkeit auftraten. Wenn die Luft ruhig ist, ist ja die Kälte meist leicht auszuhalten. Gefährlich ist es nur, sich der freien Luft auszusetzen, wenn der von Norden her wehende Wind, der über die Gegenden des Nordpols hingestrichen ist, scharf daherbraust und wie ein Messer schneidend das Gesicht der Menschen trifft, deren Hauch gleich zu Schnee erstarrt. Summy Skim konnte jetzt fast ohne Unterbrechung in Gesellschaft Nelutos, zuweilen auch in der Jane Edgertons, zur Jagd gehen. Niemand hätte es vermocht, ihn trotz der immerhin eisigen Temperatur von einem Pürschgang aufs Land abzuhalten. Ihm wurde die Zeit ja gar zu lang, da er weder die Aufregungen des Hasardspiels noch die Unterhaltungen der Kasinos liebte. Als man ihm eines Tages gar zu arg zusetzte. erklärte er in vollem Ernste:
    »Nun gut, ich werde nicht mehr jagen gehen, das verspreche ich euch, wenn…
    – Also wenn? drängte Doktor Pilcox auf Vollendung der Antwort.
    – Wenn’s einmal so kalt ist, daß das Schießpulver nicht mehr Feuer fängt.«
    Wenn Jane Edgerton Summy nicht begleitete, traf sie gewöhnlich im Krankenhause oder im Northern Hotel mit Ben Raddle zusammen. Überhaupt verging wohl kaum ein Tag, ohne daß die beiden einander nicht wenigstens einmal aufgesucht hätten. Bei ihren Unterhaltungen war Edith stets zugegen, obgleich eigentlich nicht einzusehen war, was ihre Anwesenheit nützte. Dem Ingenieur erschien diese jedoch von einiger Bedeutung, da er die strenge Zurückhaltung, die er sich sonst zur Pflicht gemacht hätte, in Ediths Beisein etwas aufgeben zu dürfen glaubte, und dann erteilte er offner seine Ratschläge bezüglich der geringsten Einzelheiten der geplanten Expidition. Er schien diesen auch einen sehr hohen Wert beizumessen. Vielleicht kam das daher, weil das junge Mädchen selbst keinen solchen zu geben wagte, sondern ihm hierin blindlings ebenso zustimmte, wie sie den ganzen Plan von Anfang an gebilligt hatte; alles, was der Ingenieur sagte, galt ihr für so unbestreitbar

Weitere Kostenlose Bücher