Der Goldvulkan
Hinsicht van jeder Sorge befreien.
Die gewalttätigen Burschen konnten in ihrer Umgebung immer nur Streit und Zank hervorrufen. Mit dem unverschämten Anspruch, andern stets ihren Willen aufzunötigen, niemandes Rechte zu achten und sich wie Sieger in einem eroberten Lande aufzuspielen, mußten sie bald in schlimme Geschichten verwickelt werden. Der Leser weiß ja, wie weit sich die Verhältnisse auf den Claims am Forty Miles Creek zugespitzt hatten; ganz ebenso gestaltete es sich am Birch Creek. Da hier keine Fremdlinge weilten, mußten ihre eignen Landsleute unter dem übeln Willen und der Heftigkeit der beiden Texaner leiden.
Schließlich sah sich die Regierung von Alaska genötigt, dagegen einzuschreiten. Die Polizei und dann die Gerichte mischten sich ein. Infolge eines gesetzwidrigen Auftretens gegenüber den Vertretern der Behörde wurde die ganze Bande Hunters verhaftet, zu zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und im Gefängnisse von Circle City eingesperrt.
Um Unterkommen und Ernährung im Laufe des Winters brauchten sich die Texaner und ihre Gefährten nun keine Sorge mehr zu machen. Als Entgelt mußten Hunter und Malone allerdings auf die Vergnügungen in den großen Städten verzichten und in der ganzen Zeit waren die beiden »ehrenwerten Herren« in den Kasinos von Skagway, Dawson oder Vancouver natürlich nicht zu erblicken.
Ihre Hast gab Hunter und Malone reichlich Muße, über die Zukunft nachzudenken. Ihre Strafe ging mit Wiedereintritt der schönen Jahreszeit zu Ende. Was würden sie dann selbst, was mit ihrer Arbeiterschar beginnen? Die Bearbeitung des Claims am Forty Miles Creek war unmöglich geworden, die der Lagerstätte bei Circle City lieferte nur unzureichende Erträge und ihre Hilfsmittel mußten bald zur Neige gehen, wenn sie nicht in kurzer Zeit ein günstiges Geschäft anfangen konnten. Zusammengelesen aus aller Herren Ländern, wo es überall an einer wirksam tätigen, fest zugreifenden Polizei mangelte, war ihr Personal – eine Rotte von Bösewichten – den beiden Abenteurern aufs äußerste ergeben. Was diese verlangten, was es auch sein mochte, das wurde von den Leuten ausgeführt. Jetzt konnte ihnen freilich mangels eines Planes, eines bestimmten Zieles, keinerlei Befehl erteilt werden. Ob sich das in der nächsten Zeit wohl ändern, ob sich eine Gelegenheit bieten würde, aus der Sackgasse, in die man sich verirrt hatte, herauszukommen?…
Ja, diese Gelegenheit bot sich, und zwar unter folgenden Umständen:
Unter den Gefangnen, deren Leben er teilte, hatte Hunter einen Indianer namens Krarak gefunden, der auch seinerseits Hunter aufmerksam zu beobachten schien. Zwischen den beiden herrschte eine Art natürlicher Sympathie: Schurken erkennen einander ja immer leicht genug. Die beiden Männer waren wie geschaffen für ein gegenseitiges Verständnis und bald hatte sich zwischen ihnen auch eine Art Freundschaft entwickelt.
Krarak zählte etwa vierzig Jahre. Der untersetzte, kräftige Mann mit seinem unheimlichen Blick und dem wilden Gesichtsausdruck mußte Hunter und Malone selbstverständlich gefallen.
Als geborner Alaskier kannte er das Land, das er van Jugend auf vielfach durchstreift hatte, nach allen Seiten. Er hätte sicherlich einen vortrefflichen Führer abgegeben, auf dessen Intelligenz man sich jedenfalls verlassen konnte, wenn nur sein Äußeres nicht schon das schlimmste Mißtrauen erweckt hätte… ein Mißtrauen, das übrigens völlig gerechtfertigt war. Die Goldgräber, bei denen er gelegentlich gearbeitet hatte, hatten sich alle über ihn zu beklagen gehabt und jetzt war er zur Strafe für einen umfänglichen Diebstahl im Gefängnis von Circle City festgesetzt worden.
Im Laufe des ersten Monats beobachteten Krarak und Hunter gegenseitig eine gewisse Zurückhaltung… der eine behielt den andern nur im Auge. Hunter, der erraten zu haben glaubte, daß Krarak etwas auf dem Herzen habe, was er ihm anvertrauen wollte, wartete, daß jener sein Schweigen bräche.
Damit hatte er auch nicht falsch gerechnet. Eines Tages erzählte ihm der Indianer, ehe er auf die Hauptsache einging, von seinen Streifzügen durch die fast unbekannten Gebiete Nordamerikas, die er als Führer der Einkäufer der Hudsonbai-Gesellschaft wiederholt besucht hätte, vorzüglich in der von der Porcupine bewässerten Gegend, die zwischen dem Fort Yukon und dem Fort Macpherson einerseits und dem arktischen Eismeer anderseits lag.
Krarak begnügte sich anfänglich mehr mit allgemeinen
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