Der Goldvulkan
Strecke befragt hatte, sind fünfhundert Kilometer recht wohl in zwanzig Tagen zu überwinden, und zwar von der zweiten Woche des Mai an.«
Inzwischen wiederholte Summy Skim immer für sich:
»Zum Kuckuck, was mögen die vier nur zu verhandeln haben?«
Obwohl er davon ja nichts wußte, vermutete er doch, daß die so häufigen Gespräche sich um eine neue Expedition drehen mochten, und er war fest entschlossen sich einer solchen mit allen Mitteln zu widersetzen.
»Nur immer zu, Kinderchen! murmelte er in den Bart hin. Setzt eure Rechnung auf, ich entwerfe die meinige und wer zuletzt lacht, lacht doch am besten.«
Der März kam heran und mit ihm eine neue Periode strengster Kälte. Zwei Tage lang zeigte der Thermometer sechzig Zentigrad unter Null. Summy Skim veranlaßte Ben Raddle, sich davon zu überzeugen, und sagte noch, wenn das so fortginge, werde die Gradeinteilung des Instruments bald nicht mehr ausreichen.
Der Ingenieur, der etwas von der verhaltnen Gereiztheit seines Vetters ahnte, zwang sich, auf dessen Vorstellungen einzugehen.
»Ja freilich, sagte er gutmütig, das ist ja eine außerordentliche Kälte, da es aber auch windstill ist, erträgt man sie besser, als ich gedacht hätte.
– Ja, Ben, ja, erwiderte Summy, sich bezwingend, sie hat wohl auch eine sehr heilsame Wirkung, ich glaube wenigstens, sie wird Milliarden von Mikroben töten.
– Und ich, fuhr Ben Raddle fort, muß dir noch bemerken, daß sie nach der Ansicht der Einheimischen nicht von langer Dauer sein dürfte. Man hat, wie es scheint, sogar die Hoffnung, daß die winterliche Periode dieses Jahr nur kurz sein werde und daß die Arbeiten schon mit Anfang Mai wieder aufgenommen werden könnten.
– Die Arbeiten?… Ich sage, wenn du mir das harte Wort erlaubst, daß die mich den Teufel scheren, alter Freund Ben, entgegnete Summy mit lauter Stimme Ich rechne stark darauf, daß wir uns den vorzeitigen Frühling zunutze machen und von hier weggehen, sobald der Scout wieder eingetroffen ist.
– Jawohl… indessen… siehst du, antwortete der Ingenieur, der jetzt die Zeit gekommen glaubte, seinen Vetter ins Vertrauen zu ziehen, es könnte sich doch wohl empfehlen, den Claim 129 vor der Abreise noch einmal aufzusuchen.
– Unser Hundertneunundzwanzig gleicht jetzt völlig einem auf den Meeresgrund gesunknen alten Schiffsrumpfe. Besuchen kann man ihn nur als Taucher und da wir kein Taucherkostüm besitzen…
– Da liegen aber doch verlorne Millionen!
– Meinetwegen Milliarden, Ben, das bestreite ich ja nicht, jedenfalls sind sie aber verloren, endgiltig verloren. Ich sehe die Notwendigkeit nicht ein, nach dem Forty Miles Creek zurückzukehren, denn das würde in dir nur gefährliche Erinnerungen wachrufen.
– O, ich bin kuriert, Summy, gründlich kuriert.
– Doch vielleicht nicht so ganz, wie du’s glaubst. Mir scheint wenigstens, daß das Fieber… das berüchtigte Fieber… du verstehst mich schon… das Goldfieber…«
Ben Raddle sah seinem Vetter gerade ins Gesicht und wie einer, der einen unabänderlichen Entschluß gefaßt hat, entschied er sich jetzt dafür, Summy seine Pläne anzuvertrauen.
»Ich habe mit dir noch etwas zu besprechen, Summy, sagte er, doch komme nicht gleich bei den ersten Worten aus dem Häuschen.
– Und doch… erst recht, rief Summy Skim. Ich erkläre dir im voraus, daß ich für nichts und gar nichts zu haben bin, wenn du auch nur indirekt auf eine Verzögerung unsrer Rückfahrt eine Anspielung machst.
– Nur ruhig Blut! Erst höre mich an, ich habe dir ein Geheimnis zu enthüllen.
– Ein Geheimnis? Wen betrifft es denn?
– Jenen Franzosen, den du halbtot aufgehoben und nach Dawson City geschafft hast.
– Jacques Ledun hätte dir ein Geheimnis anvertraut?
– Jawohl.
– Und davon hast du mir noch kein Wort gesagt?
– Nein, weil das in mir den Gedanken zu einem Plane wachrief, der reiflich erwogen sein wollte.«
Summy Skim schnellte in die Höhe.
»Zu einem Plane? rief er. Zu welchem Plane?
– Ruhig, Summy, erwiderte Ben Raddle. Erst reden wir von dem Geheimnis, der Plan kommt später an die Reihe. Immer Ordnung halten in allen Dingen, und zu allererst: beruhige dich gefälligst.«
Ben Raddle unterrichtete nun seinen Vetter von dem Vorhandensein des Golden Mount, dessen Lage an der Mündung des Mackensie und an der Küste des Eismeers Jacques Ledun genau festgestellt und angegeben hatte. Summy Skim mußte dazu erst die Originalzeichnung besichtigen und dann die Landkarte, worauf
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