Der Goldvulkan
finden bei dieser Horde von Auswandrern, die vor Verlangen, vor leidenschaftlichem Durste nach Gold jede Empfindung von Gerechtigkeit, jedes Ehrgefühl eingebüßt hatten!
Am 23. April gegen Abend konnte sich Summy Skim nicht mehr zurückhalten und mußte die blonde Cousine ansprechen, die ihm – mit Recht oder Unrecht – von den beiden am zugänglichsten erschien.
»Nun, Fräulein Edith, fragte er, nichts Neues seit Ihrer Ankunft in Skagway?
– Nein, gar nichts,« antwortete das junge Mädchen.
Summy bemerkte jetzt plötzlich, daß es eigentlich das erste Mal wäre, wo er diese Stimme mit dem metallischen Wohlklange vernähme.
»Jedenfalls, fuhr er fort, unterrichteten Sie und Ihr Fräulein Cousine sich über die Beförderungsmittel nach Dawson?
– Ganz recht, mein Herr.
– Sie haben sich aber noch nicht für das oder jenes entschieden?
– Bis jetzt noch für keines.«
Liebenswürdig… ja, ermutigend aber war diese Edith Edgerton nicht. Die dienstfertigen Anerbieten, die Summy noch unklar durch den Kopf gingen, wurden dadurch gelähmt und das Zwiegespräch nahm hiermit vorläufig ein Ende.
Summy hatte aber nun einmal seinen Plan entworfen und die unterbrochne Unterredung wurde am nächsten Tage wieder aufgenommen. Die beiden jungen Mädchen verhandelten gerade über ihren Anschluß an eine Gesellschaft, deren Reisevorbereitungen nach wenigen Tagen vollendet sein sollten. Dieser Trupp bestand aber nur aus ärmlichen, ungebildeten und rohen Burschen. Welche Gesellschaft wäre das gewesen für die so sein auftretenden, so sorgfältig erzogenen jungen Damen!
Sobald er sie gewahr wurde, ging Summy auf sie zu, diesmal auch mutiger, weil Ben Raddle und Jane Edgerton gleichzeitig anwesend waren.
»Nun, Fräulein Edith, begann der brave Summy wie das vorige Mal, nichts Neues?
– Gar nichts, mein Herr, antwortete Edith wie vorher.
– Das kann freilich noch längere Zeit so fortgehen, wertes Fräulein.«
Edith machte eine ausweichende Handbewegung und Summy fuhr fort:
»Erscheint es Ihnen indiskret, wenn ich frage, auf welche Weise Sie Ihre Fahrt bis Dawson fortzusetzen gedenken?
– Keineswegs, erwiderte Edith. Wir beabsichtigen so eine Art kleine Karawane mit den Leuten zu bilden, mit denen wir eben darüber sprachen.
– Nun ja… im Grunde ist das ja… an und für sich ein ganz guter Gedanke. Doch verzeihen Sie, Fräulein Edgerton, wenn ich mich in suchen mische, die mich nichts angehen. Haben Sie sich diesen Entschluß denn auch reiflich überlegt? Die Leute, mit denen zusammen Sie die Reise unternehmen wollen, sehen wenig empfehlenswert aus, und erlauben Sie deshalb, Ihnen zu sagen…
– Ja, mein Gott, man nimmt eben, was man bekommen kann, unterbrach ihn Jane Edgerton lachend. Unsre Vermögensverhältnisse gestatten uns nicht, fürstliche Ansprüche zu machen.
– O, es braucht einer noch lange kein Fürst oder Prinz zu sein, um doch weit über Ihren zukünftigen Reisegenossen zu stehen. Ich bin überzeugt, Sie werden sich veranlaßt sehen, jene bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu verlassen.
– Na, wenn’s so kommt, reisen wir eben allein weiter,« bemerkte Jane entschlossen.
Summy streckte die Arme zum Himmel empor.
»Allein… aber, meine Damen, wo denken Sie hin! Sie kämen ja unterwegs um!
– Warum sollten wir eventuelle Gefahren mehr zu fürchten haben als Sie vielleicht selbst? entgegnete Jane, die sich jetzt selbstbewußt in die Brust warf. Was Sie ausrichten können, das können wir wohl auch.«
Offenbar ließ sich die eifrige Frauenrechtlerin nicht so leicht entwaffnen.
»Natürlich… natürlich, stimmte ihr Summy versöhnlich bei. Die Sache liegt aber so, daß weder mein Cousin noch ich die Absicht haben, die Reise nach Dawson so allein auf unsre Kräfte angewiesen zu unternehmen Wir nehmen uns einen Führer, einen bewährten Führer mit, der uns mit seiner Erfahrung unterstützt und mit allem nötigen Material versorgt.«
Summy machte eine Pause und setzte dann mit einnehmender Stimme hinzu:
»Warum sollten Sie sich diese Vorteile nicht zunutze machen?
– Ja… unter welchen Verhältnissen?
– Natürlich als eingeladne Gäste,« erklärte Summy mit Wärme.
Jane hielt ihm ohne Zieren die Hand entgegen.
»Meine Cousine und ich, Herr Skim, sind Ihnen sehr dankbar für Ihr edelmütiges Anerbieten, wir können es aber leider nicht annehmen. Wir besitzen noch, wenn auch bescheidne, doch hinreichende Mittel und sind entschlossen, niemandem als uns selbst
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