Der Goldvulkan
soll.
Zur Zeit wo der »Foot-Ball« hier eintraf, wimmelte es in Skagway von Auswandrern, die zum Teil mit Paketbooten des Stillen Ozeans, zum Teil auch über die Eisenbahnen Kanadas und der Vereinigten Staaten hierhergekommen waren… alle aber mit der Absicht, sich nach Klondike zu begeben.
Eine Anzahl der Reisenden ließ sich bis Dyea, einem Flecken am inneren Kanalende, befördern, doch nicht auf Dampfern, für die der Kanal zu wenig Wassertiefe gehabt hätte, sondern auf flachen, mehr prahmähnlichen Schiffen, für deren Tiefgang der Kanal zwischen den beiden Ortschaften ausreichte. Damit wurde der beschwerliche Weg über Land wesentlich abgekürzt.
Doch so oder so: in Skagway begann allemal der anstrengendere Teil der Reise nach der verhältnismäßig bequemen Beförderung auf den Paketbooten, die den Dienst längs des Küstengeländes versehen.
Die beiden Vettern hatten sich bald ein Hotel gewählt, denn Skagway enthielt damals schon mehrere solche. Sie bewohnten hier gemeinsam ein Zimmer, jedoch für einen Preis, der über die in Vancouver üblichen Preise noch hinausging. Sie wollten auch alles daransetzen, so bald wie möglich daraus fortzukommen.
Das Hotel war gestrotzt voll Gästen, die sich alle auf die Weiterreise nach Klondike vorbereiteten. Im Dining Saloon (Speisesaale) drängten sich alle Nationalitäten durcheinander, nur das Essen war leider allein alaskisch: die Auswandrer, denen in den nächsten Monaten so viele Entbehrungen bevorstanden, hatten im Grunde freilich kein Recht, sich wählerisch zu zeigen.
Summy Skim und Ben Raddle sollten während ihres Aufenthaltes in Skagway keine Gelegenheit haben, mit den beiden Texanern zusammenzutreffen, mit deren einem Summy kurz vor dem Verlassen des »Foot-Ball« so hart aneinandergeraten war. Hunter und Malone waren gleich nach der Ankunft nach Klondike aufgebrochen. Da sie nur dahin zurückkehrten, von wo sie vor sechs Monaten gekommen waren, fanden sie jetzt die nötigen Transportmittel bereit and brauchten nur abzureisen, ohne sich mit weiterem Material zu belasten, denn das fanden sie auf ihrer Arbeitsstätte am Forty Miles Creek ja wieder vor.
»Wahrhaftig, sagte Summy Skim, es ist ein rechtes Glück, die rohen Tölpel nicht zu Reisegefährten zu haben. Ich bedaure alle, die mit ihnen unterwegs beisammen sind… wenn sie nicht ebensoviel und ebensowenig wert sind wie jene beiden, was ja bei dieser Goldsucherhorde sehr wahrscheinlich ist.
– Gewiß, antwortete Ben Raddle; die beiden Tölpel sind aber besser ausgerüstet und versorgt als wir. Sie haben sich in Skagway nicht aufgehalten, wir dagegen werden mehrere Tage brauchen…
– Tut nichts, Ben, wir kommen schon auch noch an Ort und Stelle! rief Summy Skim, und da werden wir die Burschen auf dem hunderteinunddreißigsten Claim schon wiederfinden. Eine herrliche Nachbarschaft! Eine köstliche Gemeinschaft… wahrlich, eine verlockende Aussicht! Hoffentlich veranlaßt sie uns, unsre Kieselgrube für jeden Preis zu verkaufen und so schnell wie möglich den Rückweg anzutreten.«
Während Summy Skim sich wegen Hunters und Malones nicht weiter zu beunruhigen brauchte, fand er im Gegenteil die beiden jungen Damen wieder, deren er sich so ritterlich herzhaft angenommen hatte. Da diese in demselben Hotel wie die beiden Vettern abgestiegen waren, kreuzten sich ihre Wege ziemlich häufig. Dann wurden im Vorübergehen einige Worte gewechselt, deren Kürze eine gewisse Vertraulichkeit nicht ausschloß, und nachher ging jeder seinen Geschäften nach.
Es war ja nicht schwierig, zu erraten, was den beiden jungen Mädchen besonders am Herzen liegen mußte, denn ohne Zweifel bemühten sie sich in erster Linie, herauszufinden, wie sie am besten und sichersten nach Dawson City ämen. Das war für sie freilich keine so leicht zu lösende Aufgabe. Achtundvierzig Stunden nach ihrem Eintreffen in Skagway deutete noch nichts darauf hin, daß sie in dieser Beziehung einen nennenswerten Fortschritt gemacht hätten, wenigstens wenn man das nach dem Gesichtsausdrucke Jane Edgertons beurteilte, der, trotz der Bemühung des jungen Mädchens, nichts von ihrer Stimmung zu offenbaren, doch leicht eine beginnende Unruhe verriet.
Ben Raddle und Summy Skim, deren Interesse für die jungen Reisenden von Tag zu Tag zunahm, konnten nicht ohne Erregung, ohne Mitleid an die Gefahren und Mühseligkeiten denken, denen Jane und Edith ausgesetzt sein würden. Welche Unterstützung, welche Hilfe würden sie gegebenenfalls jemals
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