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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nur darum gehandelt, etwa bis Skagway zu fahren, da hätte er wohl kaum Ursache sich zu beklagen gehabt. Doch im Gegenteil: dort sollten erst die wirklichen Schwierigkeiten beginnen, wenn es sich darum handelte, die Bergpässe des Chilkoot zu überschreiten und über die Seen hinweg zum linken Yukonufer zu gelangen.
    Und doch, welche Eile hatten sie nicht, alle diese Passagiere, in das Gebiet der von der großen Wasserader Alaskas durchschnittnen Gegend zu kommen! Wenn sie an die Zukunft dachten, kam es ihnen gewiß nicht in den Sinn, sich die bevorstehenden Mühseligkeiten, Gefahren und Enttäuschungen vorzustellen. Für sie stieg der »Goldblink« am Horizonte nur immer höher und höher empor.
    Von Juneau aus folgte der Dampfer dem Kanale, der für Fahrzeuge von gewissem Tiefgange bei Skagway endet. Hier sollte die Ankunft am nächsten Tage erfolgen. Flachgehende Schiffe können dann noch bis zum Flecken Dyea hinausfahren. Im Nordwesten erglänzte der Gletscher des zweihundertvierzig Fuß hohen Muir, von dem viele Lawinen donnernd in den Großen Ozean hinabstürzen.
    Am letzten Abend, der an Bord verlebt werden sollte, fand sich im Spielsalon eine besonders zahlreiche Gesellschaft zusammen, wo so manche von denen, die ihn während der Fahrt gewöhnlich besucht hatten, auch noch ihren letzten Dollar verschwinden sehen sollten. Zu den eifrigsten Spielern gehörten natürlich auch die beiden Texaner Hunter und Malone. Die andern waren freilich auch keinen Heller mehr wert und es wäre sehr schwierig gewesen, einen Unterschied nachzuweisen zwischen diesen Spielwüstlingen, die einander gewöhnlich in den niedrigsten Schenken von Vancouver, Wrangel, Skagway und Dawson City trafen.
    Nach dem Lärm, der aus dem Raum der Spieler hervortönte, konnte man gar nicht bezweifeln, daß dieser der Schauplatz der wildesten Auftritte wäre. Geschrei und grobe Zurufe hallten unablässig durcheinander, so laut, daß man annehmen mußte, der Kapitän des »Foot-Ball« werde sich noch veranlaßt sehen, dagegen einzuschreiten. Die übrigen Passagiere hielten es für das klügste, sich in ihren Kabinen einzuschließen.
    Es mochte gegen neun Uhr sein, als Summy Skim und Ben Raddle auch ihre Kabine aufsuchen wollten. Als sie die Tür des großen Salons, durch den sie gehen mußten, geöffnet hatten, bemerkten sie an dessen entgegengesetzter Seite Jane und Edith Edgerton, die sich eben anschickten, ihre Kammer aufzusuchen. Die beiden Vettern gingen auf sie zu, ihnen gute Nacht zu wünschen. Da sprang die Tür des Spielsalons krachend auf und ein Dutzend Spieler stürzten in den allgemeinen Salon herein.
     

    Welche Gesellschaft wäre das gewesen für die jungen Damen! (S. 88.)
     
    Ihnen voran taumelte Hunter, schon halb berauscht und im höchsten Stadium sinnloser Erregung. Mit der linken Hand schwang er eine mit Banknoten zum Platzen gefüllte Brieftasche und brüllte dazu ein richtiges Siegeslied. Der Schwarm der Abenteurer drängte ihm nach und rief den Texaner mit gurgelnden Tönen an.
    »Hip! Hip! Hip! skandierte Malone.
    – Hurra! schrie der Chor wie aus einem Munde.
    – Hurra!« wiederholte Hunter noch einmal.
    Die Trunkenheit packte ihn von Minute zu Minute mehr.
    »Heda, Stewart! rief er mit Stentorstimme. Champagner her! Zehn, zwanzig, hundert Flaschen Champagner!… Heute abend habe ich alles eingeheimst… alles, alles, alles!
    – Alles, alles, alles, gröhlte der Chor als Echo.
    – Ich lade all und jeden ein, Passagiere und Mannschaft, vom Kapitän bis zum letzten Schiffsjungen!«
    Von dem Lärm herangelockt, füllte bald eine große Zahl von Passagieren den Salon.
    »Hurra! Bravo, Hunter!« brüllten die Abenteurer und applaudierten mit Händen und Füßen, als ob alles in Stücke gehen sollte.
    Hunter hörte sie jedoch kaum. Plötzlich hatte er Edith und Jane Edgerton bemerkt, die durch die Menschenmenge verhindert waren, sich zurückzuziehen. Er stürzte auf die jungen Mädchen zu, umfaßte brutalerweise Jane in der Taille und rief:
    »Ja ja, ich lade alle Welt ein und dabei sind auch Sie nicht vergessen, mein schönes Kind!«
    Gegenüber diesem unerwarteten Überfall verlor Jane doch nichts von ihrer Kaltblütigkeit. Beide Fäuste zurückstreckend, stieß sie den frechen Buben nach den besten Regeln der Boxerkunst mit Gewalt ins Gesicht. Was vermochten aber ihre schwachen Hände gegen einen wütend erregten Mann, dessen Kräfte der genossene Alkohol jetzt noch verdoppelte.
    »Ah, stieß Hunter hervor… sie will auch

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