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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sagte sie etwas spitzen Tones. Sie müssen doch glauben, ich wäre hierher nach Dawson City nur gekommen, um meine Absichten zu verändern, so wie der Wetterhahn sich nach jedem Winde dreht. Nein, um so weniger, als ich jetzt Verbindlichkeiten eingegangen bin, denen ich gerecht zu werden denke,« und damit wendete sie sich wieder Ben Raddle zu.
    War nun Summy Skim von Natur vielleicht besonders empfindsam angelegt? Jedenfalls empfand er in dieser Minute einen lebhaften und tiefen Kummer, über dessen Art und letzte Ursache er vorläufig nicht weiter nachdachte.
    »Ja, ja… natürlich… ganz recht!« stotterte er noch ohne Überzeugung hervor, während sich die beiden Cousinen schon schnellen Schrittes nach dem Krankenhause von Dawson City zu entfernten.
Neuntes Kapitel.
Klondike.
    Ein gewaltiges, von den Fluten zweier Weltmeere – des Arktischen und des Großen Ozeans – bespültes Gebiet ist der nordwestlichste Teil Nordamerikas, der den Namen Alaska trägt. Man schätzt seinen Umfang mindestens auf fünfzehnhunderttausend Quadratkilometer, die der russische Kaiser seinerzeit, angeblich ebenso aus Sympathie für die Union wie aus Antipathie gegen Großbritannien, 1867 gegen eine Entschädigung von dreißig Millionen Mark an die Vereinigten Staaten abtrat. Damit machten diese einen weiteren Schritt zur Verwirklichung der berüchtigten Monroe-Doktrin: »Amerika den Amerikanern.«
    Ob aus dem halb kanadischen, halb alaskischen Gebiete, abgesehen von der Ausbeutung seiner Goldablagerungen, noch ein weitrer Nutzen zu ziehen sei, ist mehr als fraglich, denn man darf nicht vergessen, daß das vom Yukon durchströmte Land zum Teil oberhalb des Polarkreises liegt, wo an eine Bodenkultur nicht zu denken ist.
    Dagegen ist jedoch zu beachten, daß Alaska mit Einschluß der dazu gerechneten Baranoff-, Admiralitäts-und der Prinz von Walesinseln sowie der eine lange Bogenreihe bildenden Alëuten eine ungeheure Küstenentwicklung hat, die zahlreiche, den Schiffen vortrefflichen Schutz bietende Häfen aufweist, welche zwischen Sitka, der Hauptstadt des Staates Alaska, und St. Michel an der Mündung des Yukon, eines der größten Ströme der Erde, verteilt liegen.
    Als Grenzlinie zwischen Alaska und dem Gebiete der Dominion hat man den hunderteinundvierzigsten Längengrad festgesetzt. Die südliche Grenze, die sich vielfach krümmt, um die nahe der Küste aufragenden Inseln einzuschließen, entbehrt dagegen der wünschenswerten Genauigkeit.
    Betrachtet man eine größre Karte von Alaska, so sieht man, daß dessen Boden in weiter Ausdehnung eine Ebene bildet. Eine deutliche Gebirgsbildung trifft man nur im Süden an. Hier beginnt die lange Bergkette, die unter dem Namen Cascade Ranger durch Kolumbien und Kalifornien verläuft.
    Am auffälligsten erscheint dem Besucher des Landes der Verlauf des Yukon. Nachdem er, in nördlicher Richtung strömend, die Dominion bewässert hat, über die sich das ungeheure Netz seiner Nebenflüsse ausbreitet, tritt der prächtige Wasserlauf auf alaskisches Gebiet hinüber, beschreibt hier einen großen, bis zum Fort Yukon reichenden Bogen und wendet sich dann nach Südwesten, bis er sich bei St. Michel in das Becken des Behringsmeeres ergießt.
    Der Yukon übertrifft noch in vieler Beziehung den »Vater der Gewässer«, den mächtigen Mississippi. Er wälzt in einer Sekunde dreiundzwanzigtausend Kubikmeter Wasser ins Meer und sein Stromlauf durch ein Becken von der doppelten Größe Frankreichs ist zweitausendzweihundertneunzig Kilometer lang.
    Während die von ihm durchströmten Gebiete keines Anbaues fähig sind, weisen sie einen sehr beträchtlichen Waldbestand auf. Vor allem enthalten die undurchdringlichen Urwälder gelbe Zedern, mit denen nach Erschöpfung der zugänglicheren Wälder immer noch der Bedarf der ganzen Erde gedeckt werden könnte. Was die Tierwelt angeht, findet man hier den schwarzen Bären, das kanadische Elen-und das kanadische Renntier, das Thebai-oder Bergschaf und auch eine Gemsenart mit weißem Fell. Noch reicher ist das Federwild vertreten, worunter man Haselhühner, Bekassinen, Krammetsvögel, Schneehühner und Enten antrifft, die sich alle ungeheuer stark vermehren.
    Die den großen Küstengürtel bespülenden Gewässer sind nicht minder reich an Seesäugetieren und Fischen jeder Art. Von diesen verdient vor allem einer, der Harlatan, eine besondere Erwähnung. Dieser Fisch ist so ölreich, daß man ihn ohne weitres anzünden und mit ihm wie mit einer Fackel beleuchten

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