Der Goldvulkan
hielt es aber immer auf dem gewünschten Wege. Der letzte Absatz der Stromschnellen ist der gefährlichste, hier ereignen sich auch die meisten Unglücksfälle. Bei der tollen Fahrt über diese Strecke muß man sich fest anhalten, um nicht gelegentlich über Bord geschleudert zu werden.
Neluto hatte jedoch ein scharfes Auge, eine sichre Hand und unerschütterliche Kaltblütigkeit und wenn er es auch nicht verhindern konnte, daß mehrmals eine kleine Menge Wasser über den Bootrand schlug – das übrigens bald wieder ausgeschöpft wurde – so wurde die etwas grauenvolle Fahrt doch ohne Schaden vollendet.
»Jetzt aber, rief Summy Skim, ist doch das Schlimmste überstanden?
– Jetzt… ohne Zweifel: ja! sagte Ben Raddle.
– Sie haben recht, meine Herren, bestätigte der Scout. Nun haben wir nur noch über den Labargesee zu fahren und dem Lewis ungefähr auf einer Strecke von hundertsechzig Lieues (etwa 623 km) zu folgen.
– Hundertsechzig Lieues! rief Summy Skim lachend. Das hört sich ja bald an, als ob wir schon am Ziele angekommen wären!«
Bill Stell entschied sich, in Übereinstimmung mit Neluto, zu einer vierundzwanzigstündigen Rast an der Station des Labargesees, die man am Abend des 10. Mai erreichte. Von Norden her wehte eben ein recht steifer Wind. Nur mit Mühe hätte das Boot unter dem Drucke der Ruder weiter hinausfahren können und der Lotse hielt es für um so weniger geraten, unter diesen Umständen die Überfahrt zu wagen, als ein schnelles Sinken der Luftwärme eine erneute Eisbildung oder -festsetzung befürchten ließ, wodurch die Reisegesellschaft auf dem festgewordnen See vielleicht eingeschlossen werden konnte.
Die Station hier, die im allgemeinen nach demselben Vorbild und zu demselben Zwecke wie die andern am Lindeman-und am Bennettsee eingerichtet war, enthielt jedoch schon gegen hundert Häuser und Hütten. In einem der Häuser, das mit dem Namen eines Hotels prahlte, hatten die Reisenden das Glück, unbesetzte Zimmer zu finden.
Der ungefähr fünfzig Kilometer lange Labargesee besteht aus zwei Teilen, die an der Ursprungsstelle des Lewis knieförmig aneinanderstoßen.
Das am Morgen des 12. Mai abgefahrene Boot brauchte sechsunddreißig Stunden, über den ersten Teil des Sees hinwegzukommen. Erst am Nachmittag des 13. Mai gegen fünf Uhr erreichten also der Scout und seine Begleiter, die oft von stürmischen Winden belästigt worden waren, den Lauf des Lewis, der sich nach Nordwesten, dem Fort Selkirk zu, wendet. Am nächsten Tage glitt das Boot mitten unter treibenden Schollen hin.
Gegen fünf Uhr ließ der Scout am rechten Ufer anlegen, wo die Nacht verbracht werden sollte. Jane und Summy gingen sofort ans Land. Bald hörte man von dort den Knall der Gewehre und einige Paare Wildenten und Haselhühner machten es möglich, an dem vorhandenen Proviant zu sparen.
Die nächtlichen Aufenthalte, auf denen Bill Stell bestand, machten die andern Boote, die den Lewis hinabfuhren, übrigens auch und so flammten mit Dunkelwerden viele Lagerfeuer längs der Ufer auf.
Errichtung eines Lagers am Ufer des Lewis River.
Von diesem Tage an hielt nun entschiednes Tauwetter an. Bei südlichem Winde stieg das Thermometer bis fünf oder sechs Grad über Null; eine nochmalige Eisbildung auf dem Flusse war also nicht zu befürchten.
An einen nächtlichen Überfall durch Raubtiere war auch nicht zu denken. Bären sollte es in der Nachbarschaft des Lewis überhaupt nicht geben… vielleicht zum großen Leidwesen Summy Skims, der einen solchen Plattsüßter gern einmal zur Strecke gebracht hätte. Dagegen mußte man sich gegen entsetzliche Schwärme von Mücken verteidigen und kaum gelang es, ihren schmerzhaften und reizenden Stichen dadurch zu entgehen, daß man bis zum Morgen ein lebhaftes Feuer unterhielt.
Nach einer fünfzig Kilometer langen Fahrt auf dem Lewis sahen der Scout und seine Gefährten am Nachmittage des 15. Mai die Mündungsstelle des Rio Hootalinqua und am nächsten Tage die des Big Salmon, zweier Nebenflüsse des Lewis. Auffällig war es dabei, zu beobachten, wie sich die blaue Farbe des Hauptflusses nach der Aufnahme dieser Zuflüsse veränderte. Am nächsten Tage kam das Boot an der Mündung des jetzt von den Goldsuchern schon verlassenen Rio Valsh vorüber, weiterhin am Cassiar mit seiner bei Niedrigwasser trockenliegenden Sandbank, auf der früher einige Prospektoren in einem Monate für dreißigtausend Francs Gold gewonnen hatten.
Die Weiterreise verlief nun
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