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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Cripple passiert ist?
    – Was ist denn euerm Oberst passiert? fragte Summy Skim.
    – O, der fand damals auf seinem Claim, kaum sieben Fuß tief, eine richtige Goldbarre im Werte von hunderttausend Dollars!
    – A bah! stieß Summy Skim verächtlich hervor.
    – Nimm deine Flinte auf den Rücken, Summy, sagte Ben Raddle. Geh’ auf die Jagd bis zum Abend, hüte dich aber vor den Bären!«
    Summy Skim wußte nichts Bessres zu tun. Er stieg mit Neluto in der Schlucht hinauf und nach einer Viertelstunde hörte man schon die ersten Schüsse knallen.
    Ben Raddle selbst nahm seine Arbeit wieder auf und empfahl seinen Arbeitern, alle Sticheleien und Aufreizungen, die von Nummer 131 herüberkämen, ganz unbeachtet zu lassen. An diesem Tage kam übrigens nichts vor, was die Arbeiterkolonnen der beiden Claims hätte in Händel verwickeln können.
    In Abwesenheit Summy Skims, der sich wahrscheinlich nicht ganz hätte im Zaume halten können, fand Ben Raddle Gelegenheit, Hunter und Malone zu beobachten. Die Grenzlinie verlief – abgesehen davon, daß sie später vielleicht verlegt wurde – jetzt in nordsüdlicher Richtung längs des Talwegs der Schlucht. Das den Texanern als Wohnstätte dienende Häuschen bildete, am gegenüberliegenden Bergabhange, eine Art Pendant zu dem Loriques. So konnte Ben Raddle von seiner Stube aus Hunter und dessen Genossen im Auge behalten, als diese auf dem Claim Nummer 131 hin-und hergingen. Ohne besonders zu beachten, was bei und mit seinen Nachbarn vorging, bemühte er sich anderseits gar nicht, ungesehen zu bleiben, sondern lehnte sich im Erdgeschoß des Häuschens ruhig auf ein Fensterbrett.
    Hunter und Malone kamen bis an den Grenzpfahl heran. Sie schienen in lebhaftem Gespräche begriffen zu sein. Erst richteten sie die Blicke auf den Creek hinaus, betrachteten die Claims am jenseitigen Ufer und wandten sich dann mit einigen Schritten der Schlucht zu. Unzweifelhaft waren beide ziemlich schlechter Laune, denn der Ertrag von 131 war seit dem Beginn der heurigen Schürfzeit kaum mittelmäßig gewesen, während die letzten Wochen für den Nachbarclaim recht ertragreich ausgefallen waren.
    Hunter und Malone gingen in der Schlucht noch ein Stück weiter hinauf und machten etwa gegenüber dem Wohnhause Halt. Von dieser Stelle aus bemerkten sie Ben Raddle, der ihnen aber keine Aufmerksamkeit zu schenken schien. Recht gut gewahrte dieser jedoch, daß sie mit der Hand nach ihm hinwiesen, und erkannte auch, daß sie ihn mit ihren drohenden Handbewegungen und ihrer wütenden Stimme zu reizen versuchten. Klugerweise ließ er das ganz unbeachtet, und als die beiden Texaner sich zurückgezogen hatten, suchte er Lorique auf, der an einer Wiege tätig war.
    »Haben Sie sie gesehen, Herr Raddle? fragte der Werkführer.
    – Jawohl, Lorique, antwortete Ben Raddle; ihr herausforderndes Auftreten wird mich aber nie dazu verleiten, meine Zurückhaltung aufzugeben.
    – Na, der Herr Skim scheint nicht so ruhiges Blut zu haben…
    – O, er wird sich bezähmen müssen, erklärte Ben Raddle. Wir dürfen nicht einmal den Schein erwecken, als ob wir diese Leute kennten.«
    Die nächsten Tage verliefen ohne Zwischenfälle. Summy Skim begab sich, von seinem Vetter fast dazu gedrängt, mit dem Indianer jeden Tag schon frühzeitig auf die Jagd und kam erst spät am Nachmittage wieder. Inzwischen wurde es immer schwieriger, die amerikanischen und die kanadischen Arbeiter von kleinern Zusammenstößen abzuhalten. Mit jedem Tage näherten sich ihre Arbeiten dem Grenzpfahle, der beide Claims trennte. Bald mußte der Augenblick kommen, wo die Leute einander sozusagen an die Klinge gerieten. Die geringste Meinungsverschiedenheit konnte dann einen Streit, der Streit einen ernsthaften Zank und dieser eine Balgerei hervorrufen, die in eine wahre Schlacht auszuarten drohte. Kamen die Leute aber einmal miteinander ins Handgemenge, wer hätte ihnen dann Frieden gebieten sollen? Hunter und Malone legten es ja geradezu darauf an, Ruhestörungen auf den andern amerikanischen Claims an der Grenze anzuzetteln. Von solchen Abenteurern war ja alles zu fürchten. Auch die Polizei des Forts Cudahy war dann gewiß nicht immer imstande, die Ordnung wieder herzustellen.
    Die nächsten achtundvierzig Stunden wurden die beiden Texaner nicht sichtbar. Vielleicht waren sie eben unterwegs, um sich die Placers des Forty Miles Creek auf alaskischem Gebiete anzusehen. Kamen in ihrer Abwesenheit auch einige Zänkereien zwischen den Arbeitern vor, so

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