Der Goldvulkan
Leidwesen seines Vetters brach Summy Skim gerade an diesem Tage nicht zur Jagd auf. Das Wetter war drückend und im Südosten ballten sich schwere Wolken zusammen. Im Laufe des Tages kam es jedenfalls zu einem Gewitter und da war es doch besser, sich davon nicht fern von der Wohnung überraschen zu lassen.
Der ganze Morgen wurde zum Sandwaschen angewendet, während eine Gruppe der Arbeiter unter Loriques Leitung das Aufgraben des Erdbodens fast auf der Grenzlinie der beiden Besitztümer fortsetzte.
Bis zur Mitte des Tages verlief alles noch friedlich. Einige höhnische und grobe Redensarten der Amerikaner riefen höchstens mehr oder weniger lebhafte Antworten von seiten der Kanadier hervor. Das war aber auch alles und die Werkführer der beiden Parteien hatten keine Veranlassung, einzuschreiten.
Leider sollte das nach Wiederaufnahme der Arbeit am Nachmittag anders werden. Hunter und Malone trotteten auf ihrem Placer aufgeregt umher, während Summy Skim in Begleitung Ben Raddles auf dem andern ruhig hin-und herging.
»Da sieh, sagte Summy Skim zu Ben Raddle, die beiden Schnapphähne sind ja wieder da. Ich hatte sie noch nicht gesehen, du vielleicht, Ben?
– Ja… ich glaube, gestern, antwortete Ben Raddle ausweichend. Folge aber meinem Beispiele: beachte die beiden gar nicht.
– Solange sie uns nicht in einer Weise anstarren, die mich verletzt…
– Lege kein Gewicht darauf, Summy.«
Die Texaner hatten sich langsam genähert und den beiden Vettern gerade genug herausfordernde Blicke zugeworfen, da sie diese aber vorläufig nicht mit ihren gewohnten Beleidigungen begleiteten, fand Summy Skim noch keine Veranlassung, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Die Arbeiter gruben und schaufelten an der Grenze der beiden Claims inzwischen immer weiter, hoben den Boden aus und schöpften den sandigen Schlamm in Kübel, die sie nach den Schleusen oder den Wiegen trugen. Beide Gruppen berührten einander, absichtlich oder nicht, jetzt fast jeden Augenblick mit ihren Arbeitsgeräten.
Jedenfalls hatte das bisher noch niemand besonders beachtet, als gegen fünf Uhr plötzlich laute Rufe erschallten. Ben und Summy auf Nummer 129 und Hunter und Malone auf der andern Seite stürmten daraufhin aufeinander zu.
Die beiden Kolonnen arbeiteten nicht mehr, auf beiden Seiten aber brach man in einen wilden Siegesruf aus: Die »Tasche«, die Bonanza, war endlich angeschlagen worden. Seit einigen Minuten lieferte der auf beiden Seiten zum Auswaschen beförderte Sand allemal schon über hundert Dollars, als man auf dem Grunde der Ausschachtung eine Pepite, einem wirklichen Barren im Werte von wenigstens zweitausend Dollars erblickte, auf den die einander Auge in Auge gegenüberstehenden Werkführer zu gleicher Zeit den Fuß gesetzt hatten.
»Der gehört uns! rief Hunter, als er atemlos herankam.
– Nein, uns! widersprach ihm Lorique, seinen Fund festhaltend.
– Dir, erbärmlicher Hund?… Sieh dir nur den Pfahl an, das wird dir zeigen, daß dein Fuß auf meinem Grund und Boden steht.«
Ein Blick auf die von den zwei nächsten kleinern Stangen bezeichnete Linie überzeugte Lorique, daß er in seinem Eifer wirklich die Grenze überschritten hatte, und seufzend mußte er seinen Fund aufgeben, als Ben Raddle auf der Bildfläche erschien.
– Wenn Sie über die Grenze hinausgekommen sind, Lorique, sagte er ruhig so liegt das daran, daß diese in der Nacht verändert worden ist. Jedermann kann leicht sehen, daß die Stangen keine gerade Linie mehr bilden und daß die hier ein Stück weiter nach Osten versetzt worden ist.«
Es war in der Tat so. Die Reihe der Visierstangen bildete jetzt eine gebrochne Linie, die in der Höhe der beiden Claims nach Osten einbog.
»Frecher Dieb! schleuderte Lorique Hunter ins Gesicht.
– Der Dieb bist du selbst!« gab dieser zurück und sprang auf den Kanadier los, der infolge der Überraschung niederstürzte.
Da eilte Summy Skim dem Werkmeister, den der Texaner auf der Erde festhielt, zuhilfe. Ben Raddle folgte ihm sofort nach und packte den herzulaufenden Malone an der Kehle. Lorique, der jetzt befreit wurde, sprang sogleich auf und an seiner Stelle wälzte sich nun Hunter am Boden.
Das wurde zur Veranlassung eines allgemeinen Handgemenges. Von kräftiger Hand geschwungne Äxte und Spitzhauen dienten als furchtbare Waffen. Gewiß wäre es zu einem reichlichen Blutbade gekommen und hätte auf beiden Seiten der und jener das Leben eingebüßt, wenn nicht zufällig gerade in diesem Augenblick eine
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