Der Goldvulkan
Polizistenpatrouille an dieser Stelle des Forty Miles Creek aufgetaucht wäre. Dank diesem halben Hundert handfester und entschlossener Männer wurde der Kampf bald unterdrückt.
Ben Raddle richtete das Wort zuerst an Hunter, der vor Wut selbst nicht sprechen konnte.
»Wie kommen Sie dazu, unser Gut stehlen zu wollen? fragte er den Gegner.
– Dein Gut? entgegnete ihm Hunter, der seinen Nachbar in ihm gewohnter grober Weise gleich duzte, nimms nur hübsch in acht, dein Gut! Lange wirst du’s nicht haben.
– Versuche nur, es dir aneignen zu wollen, drohte ihm Summy mit geballter Faust.
– Ah, was dich angeht, heulte Hunter, der vor Wut buchstäblich schäumte, da haben wir beide ja noch eine alte Geschichte abzurechnen.
– Wann es euch gefällt, erwiderte Summy Skim gelassen.
– Wann es mir gefällt?… Nun gut also!…«
Hunter unterbrach sich plötzlich. In Begleitung Patricks kam Jane Edgerton eben, nach Beendigung ihrer täglichen Arbeit, wie jeden Abend nach dem hundertneunundzwanzigsten Claim. Erschrocken näherte sie sich der lauten Gruppe, die sich gestikulierend an der Grenze hin-und herdrängte. Hunter erkannte sie auf der Stelle.
»O, sagte er hohnlachend, der ritterliche Verteidiger der Frauen warf sich damals für eigne Rechnung so ins Zeug.
– Erbärmlicher Schuft! rief Summy empört.
– Schuft!
– Jawohl, Schuft, wiederholte Summy Skim, der sich nicht mehr zu beherrschen vermochte, und zu erbärmlich, einem Manne Rechenschaft zu geben.
– Das wirst du noch sehen, ich finde dich schon wieder, heulte Hunter.
– Wann ihr wollt, antwortete Summy Skim, schon morgen…
– Ja, morgen!« sagte Hunter.
Von den Polizisten, die die Visierstange wieder an die rechte Stelle gesetzt hatten, langsam verdrängt, mußten die Arbeiter jeder nach seinem Platze zurückweichen. Dabei nahm wenigstens Lorique eine Trophäe mit fort, den kostbaren Goldklumpen, der zur Veranlassung des Streites geworden war.
»Summy, begann Ben Raddle, als sie sich ins Wohnhaus zurückgezogen hatten, mit einem solchen Schurken kannst du dich nicht schlagen.
– Und dennoch werde ich’s tun, Ben.
– Nein, Summy, das wirst du nicht tun.
– O doch, sag’ ich dir, und wenn es mir gelingt, ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen, so wäre das das schönste Jagdereignis meines Lebens. Eine Jagd auf einen solchen Auswurf der Menschheit!«
Soviel er sich auch bemühte, Ben Raddle konnte bei dem Vetter nichts ausrichten; kampfesmüde rief er jetzt Jane Edgerton um Unterstützung an.
»Fräulein Jane! sagte Summy. Gerade um derentwillen war ja der Zweikampf unvermeidlich. Jetzt, wo Hunter sie erkannt hatte, würde er ihr doch ununterbrochen nachstellen.
– O, ich brauche keinen Schutz, Herr Skim, erklärte Jane, die sich so viel wie möglich zu strecken suchte.
– Laßt mich alle in Ruhe, rief Summy erbittert. Ich bin doch wohl alt und groß genug, zu wissen, was mir die Pflicht gebietet. Und was ich jetzt zu tun habe, das ist…
– Nun, das ist?
– Das ist – sehr einfach – zu Abend zu essen,« erklärte Summy Skim und setzte sich mit solcher Wucht nieder, daß sein Schemel gleich in drei Stücke zersprang.
Da machte ein unerwartetes Naturereignis die endgültige Austragung dieses Zwischenfalls unmöglich oder verschob sie doch auf unbestimmte Zeit.
Den ganzen Tag hatte das Wetter schon einen recht bedrohlichen Charakter gezeigt. Gegen sieben Uhr abends wurde die von Elektrizität übersättigte Luft von grellen Blitzen durchfurcht und von Südwesten her hörte man bereits ein dumpfes Donnergrollen. Infolge der Auftürmung schwerer Wolkenmassen wurde es bereits recht dunkel, obwohl die Sonne noch über dem Horizonte stand.
Schon im Laufe des Nachmittags hatte man in verschiednen Claims am Forty Miles Creek seltsam bedrohliche Zeichen beobachtet: ein schwaches, in der Erde schnell fortschreitendes Erzittern, das von langdauerndem, rollendem Geräusch und da und dort von einem Ausströmen schwefeliger Gase begleitet war. Offenbar drohte hier eine gefährliche plutonische Störung.
Als sich dann alle gegen halb elf Uhr im Hause des Claims Nummer 129 zum Schlafe niederlegen wollten, wurde das leichte Bauwerk durch heftige Stöße erschüttert.
»Ein Erdbeben!« rief Lorique.
Er hatte kaum diese Worte hervorgestoßen, als das Häuschen urplötzlich halb umgestürzt wurde, so als ob es ihm an Boden fehlte.
Nicht ohne Mühe, doch zum Glück ohne ernstere Verletzungen, konnten sich die Insassen aus den
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