Der Goldvulkan
hier auf den Placers verstreut gewesen war, gezwungen sein werde, die Gegend endgültig zu verlassen, das ließ sich erst nach Kenntnisnahme von dem Umfange der Katastrophe beurteilen.
Jedenfalls den schlimmsten und nicht wieder auszugleichenden Schaden hatte die Ableitung eines Teiles der Wassermenge des Forty Miles Creek auf die den beiden Ufern benachbarten Goldlagerstätten verursacht. Unter dem Drucke der unterirdischen Kräfte war der Boden des Wasserlaufes fast bis zu seinen Uferrändern emporgehoben worden, wonach sich voraussehen ließ, daß die Überschwemmung keine vorübergehende sein werde. Wer hätte aber unter solchen Verhältnissen die Nachgrabungen in einem Erdboden wieder aufnehmen können, der fünf bis sechs Fuß unter strömendem Wasser lag, dessen Ableitung offenbar unmöglich war?
Welch eine Nacht des Schreckens und der Angst hatten die armen, von dieser plötzlichen Katastrophe betroffenen Leute hinzubringen! Ihnen fehlte jedes schützende Dach und das Unwetter hielt bis fünf Uhr früh an. Wiederholt traf ein Blitzstrahl die Weiden und die Espen, unter die sich die Obdachlosen geflüchtet hatten. Gleichzeitig rauschte ein mit Hagelkörnern vermischter Platzregen nieder. Wenn Lorique, der in der Schlucht etwas weiter hinausgegangen war, nicht eine kleine Aushöhlung entdeckt hätte, wohin er mit Summy Skim Ben Raddle tragen konnte, so wäre der Verletzte ohne jeden Schutz gewesen.
Man kann sich wohl leicht vorstellen, welche Gedanken jetzt die beiden Vettern erfüllten. Um die Opfer eines solchen Naturereignisses zu werden, hatten sie also die weite und beschwerliche Reise unternommen! Alle ihre Mühe und Arbeit war jetzt verloren. Von ihrer Erbschaft blieb ihnen nichts mehr übrig, nicht einmal der Betrag, den die Ausbeutung in den letzten Wochen geliefert hatte. Von dem Golde, dem Lohne für ihre Anstrengung und für die ihrer unglücklichen Gefährtin, besaßen sie kein Splitterchen mehr; nach dem Zusammenbruch des Häuschens hatte es die tosende Flut mit weggefegt. Kein Gegenstand war zu retten gewesen und jetzt trieb das Gold mit der Strömung des Rio hinunter.
Als das Gewitter ausgetobt hatte, verließen Summy Skim und der Werkmeister einige Augenblicke die Grotte, worin sie Ben Raddle der Pflege Jane Edgertons übergeben hatten, und versuchten sich nun über die Ausdehnung des Unglücks zu unterrichten. Da die Claims Nummer 129,127b und 131 unter dem Wasser verschwunden waren, war die Frage wegen der Grenze ja mit einem Schlage gelöst. Ob der hunderteinundvierzigste Meridian nun etwas weiter nach Osten oder nach Westen verlegt wurde, das focht die beiden Claims nicht mehr an, ebensowenig, ob das betreffende Terrain in Zukunft zu Alaska oder zu Kanada gehörte… der stark verbreiterte Fluß wälzte sich doch darüber hin.
Die Zahl der Opfer des Erdbebens würde man natürlich erst nach gründlicher Durchsuchung der betroffenen Örtlichkeit erfahren können. Auf jeden Fall mußten die hier siedelnden Familien überrascht worden sein, und zwar durch die Erschütterung des Erdbodens ebenso wie durch die Überschwemmung, ob sie sich nun gerade in ihren Buden oder Hütten befanden oder nicht, und es war zu befürchten, daß die Mehrzahl davon umgekommen wäre, daß sie nicht schnell genug hätten fliehen können.
Ben Raddle, Summy Skim, Lorique und Jane Edgerton waren dem Verderben wie durch ein Wunder entronnen, Ben Raddle freilich nicht ganz heil und gesund, deshalb erschien es nötig, für Transportmittel zu sorgen, um ihn so bald wie möglich nach Dawson City überzuführen.
Selbstverständlich war von der Sache zwischen Hunter und Skim nicht weiter die Rede; das für den folgenden Tag verabredete Duell fiel ja von selbst weg.
Jetzt nahmen andre Sorgen die beiden Gegner in Anspruch und diese würden sich vielleicht niemals wieder Auge in Auge gegenüberstehen.
Als sich dann die Wolken verzogen hatten und die Sonne den Schauplatz des Unglücks beleuchtete, war von den beiden Texanern weder der eine noch der andre zu sehen, auch von dem Hause, das sie am Eingange ihrer Schlucht bewohnten, worüber jetzt der Forty Miles Creek hinrauschte, war keine Spur mehr übrig. Ebenso waren alle Hilfswerkzeuge, Wiegen, Wehre und Pumpen, bis auf den letzten Rest weggeschwemmt. Die Strömung des Flusses war gegenwärtig um so schneller, als das gestrige Gewitter diesem große Wassermengen zugeführt hatte, so daß seine Höhe trotz der Verbreiterung des Bettes vorläufig ganz die gleiche
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