Der Goldvulkan
mit großer Geschicklichkeit einrichtete, wonach das verletzte Bein in einen Apparat gelegt wurde, der ihm eine völlige Unbeweglichkeit sicherte. Während er noch mit dem Kranken hantierte, plauderte Pilcox in seiner gewohnten Weise.
»Mein verehrter Freund, sagte er, Sie können sich eigentlich rühmen, ein Glückskind zu sein. Weswegen?… Nun die Beine zu brechen, um dafür später desto solidere zu haben. Ja ja, die Beine eines Hirsches oder eines Elentiers werden Sie haben und, na, wenigstens ein Bein eines Hirsches, wenn Sie nicht vorziehen, daß ich Ihnen das andre auch noch breche!
– O, ich danke schön, murmelte Ben Raddle, der wieder zu vollem Bewußtsein gekommen war, mit trübem Lächeln.
– Na, genieren Sie sich nur nicht, fuhr der joviale Doktor fort. Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung… Nein?… Sie entscheiden sich nicht dafür?… Na, da wird’s also dabei bleiben müssen, daß wir nur das eine kurieren.
– Wie lange wird der Heilungsvorgang wohl dauern? fragte Summy.
– Ja, mein Herr Skim, einen Monat… sechs Wochen, genauer kann man das nicht sagen. Knochen, wissen Sie, lassen sich nicht so leicht aneinanderschweißen wie zwei zur Weißglut erhitzte Stücke Eisen. Hierbei vertritt die Zeit die Stelle der Zange und des Hammers.
– Die Zeit! Die Zeit! brummte Summy Skim.
– Ja, was denken Sie denn eigentlich? erwiderte Doktor Pilcox. Hier arbeitet allein die Natur und es wird Ihnen nicht unbekannt sein, daß die niemals Eile hat. Gerade deshalb hat man ja die Geduld erst erfunden.«
Sich gedulden, etwas Besseres konnte Summy Skim auch nicht tun. Sich gedulden und mit Ruhe dem Eintritte der schlechten Jahreszeit entgegenzusehen, ehe Ben Raddle wieder ordentlich auf den Füßen wäre. Hat jemand denn die richtige Vorstellung von einem Lande, wo der Winter mit der ersten Septemberwoche anfängt. wo Eis und Schnee sich so auftürmen, daß die ganze Gegend völlig unpassierbar wird? Wie hätte da Ben Raddle, wenn er noch nicht ganz und gar bei Kräften war, bei solchen Temperaturen den Beschwerden der Rückfahrt trotzen, den Engpaß des Chilkoot überschreiten und sich in Skagway auf einem der nach Vancouver bestimmten Dampfer einschiffen können? Von den Schiffen, die auf dem Yukon bis St. Michel hinunter verkehren, würde das letzte binnen vierzehn Tagen abgefahren sein und dann begann auch die Eisbildung auf dem Strome.
Genau am 20. August, wie er versprochen hatte, traf der Scout wieder in Dawson City ein.
Bill Stells erste Sorge hier war es, sich zu erkundigen, ob die Herren Ben Raddle und Summy Skim ihre Angelegenheit bezüglich des Claims 129 nun abgewickelt hätten und ob sie sich vorbereiteten, die Rückfahrt nach Montreal anzutreten. Er wendete sich deshalb im Krankenhause an den Doktor Pilcox.
Wie erstaunte er aber, von diesem zu hören, daß Ben Raddle jetzt in seiner Behandlung liege und an seine Genesung vor Verlauf von sechs Wochen nicht zu denken wäre.
»Ja ja, Bill, erklärte ihm bald darauf Summy Skim, so herrlich weit haben wir’s hier gebracht. Den Claim 129 haben wir nicht allein nicht verkauft, sondern diese hundertneunundzwanzig gibt’s auch überhaupt nicht mehr. Und nicht allein das, es ist uns jetzt auch unmöglich geworden, dieses entsetzliche Land zu verlassen, um dafür ein freundlicheres aufzusuchen!«
Der Scout erfuhr nun von der Katastrophe am Forty Miles Creek und wie Ben Raddle bei dieser ziemlich schwer verletzt worden war.
»Das ist ja überhaupt das Beklagenswerteste, fuhr Summy Skim fort, denn wegen der Hundertneunundzwanzig hätten wir uns kein graues Haar wachsen lassen. Mir, wahrlich, mir persönlich war an dem ganzen Claim blutwenig gelegen! Welch törichten Gedanken hatte doch unser Onkel Josias gehabt, diese Hundertneunundzwanzig zu erwerben und dann zu sterben, um den Claim uns zu hinterlassen!«
Hundertneunundzwanzig! Es hätte einer nur hören sollen, wie verächtlich er diese verwünschte Zahl aussprach.
»Ach, Scout, rief er, wenn der arme Ben nicht gerade ein Opfer jenes Erdbebens gewesen wäre… wahrhaftig, ich hätte es von Herzensgrund gesegnet! Es befreite uns ja von einer Erbschaft, die nur eine Bürde war. Kein Claim… keine Ausbeutung eines solchen mehr… das bedeutete für uns doch nur eine Erlösung.
– Sie werden demnach gezwungen sein, unterbrach ihn der Scout, den Winter in Dawson City zuzubringen.
– Das heißt soviel wie am Nordpol, erwiderte Summy Skim.
– So gut wie ich, bemerkte der Scout, der ich
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