Der Goldvulkan
Trümmern retten.
Doch draußen erst… welch ein Anblick! Der Boden des Claims war unter einer wirbelnden Überschwemmung verschwunden. Ein Teil des Creeks war aus seinem Laufe abgelenkt und wühlte sich jetzt ein neues Bett durch die Goldfundstätten hin.
Von allen Seiten ertönten Aufschreie der Verzweiflung und des Schmerzes. Die in ihren Hütten überraschten Goldgräber suchten sich vor den immer weiter vordringenden Fluten zu retten. Entwurzelte oder am Fuße umgebrochne Bäume wurden mit Schnellzugsgeschwindigkeit vom Wasser weggetragen.
Die Überschwemmung erreichte schon die Stelle, wo das eingestürzte Häuschen lag; in wenigen Minuten hätte man hier bis zum halben Leib im Wasser gestanden.
»Fort… fort von hier!« rief Summy Skim, nahm Jane Edgerton auf den Arm und trug sie die Berglehne hinan.
In diesem Augenblick stieß ein abtreibender Weidenstamm Ben Raddle ans Bein, was ihm einen Knochenbruch unterhalb des Knies verursachte. Lorique, nach diesem Neluto, eilten ihm zuhilfe, wurden aber von der Flut weggerissen und kamen in Gefahr, darin umzukommen. Zum Glücke hatte auch Patrick den Vorgang mit angesehen. Während es Summy gelang, seinen Vetter auf den Schultern fortzutragen, packte der Riese den Werkführer und den Steuermann des Scout jeden mit einer Hand und fest wie ein Felsen in dem tosenden Strudel schleppte er beide aus der Strömung ans Land.
Bald waren alle außer Gefahr und ohne andern Schaden als den Knochenbruch Ben Raddles. Jetzt konnte man das ganze Unglück beim Scheine des himmlischen Feuers übersehen. Das Häuschen war verschwunden und mit ihm die von den beiden Vettern und Jane Edgerton gesammelten Schätze. Der Hügel, den diese jeden Morgen und jeden Abend überschritt, hatte seine Form verändert. An ihm brandete eine ungeheure Wassermasse, die auf beiden Seiten der Grenze das rechte Ufer des Forty Miles Creek auf die Strecke von mehr als einem Kilometer bedeckte.
Wie hundert andre benachbarte Besitzstellen waren jetzt auch die der beiden Vettern und Jane Edgertons zehn Meter tief unter gurgelndem Wasser begraben. Vergeblich hatten die Erben Josias Lacostes tausende von Kilometern zurückgelegt, um ihren Claim Nummer 129 bestmöglich zu verwerten. Ihre Erbschaft war für immer verschwunden: es gab keinen Claim Nummer 129 mehr.
Ende des ersten Bandes .
Zweiter Band.
Erstes Kapitel.
Ein Winter in Klondike.
Ein schweres Erdbeben, das übrigens örtlich ziemlich beschränkt blieb, hatte den zwischen der Grenze und dem Yukon gelegenen Teil von Klondike heimgesucht, der vom Mittellaufe des Forty Miles Creek durchströmt wird.
Klondike ist nicht gerade häufigeren seismischen Erschütterungen ausgesetzt. Sein Boden enthält jedoch quarzige Aggregate, Eruptivgesteine, die darauf hindeuten, daß hier in der Vorzeit unterirdische Kräfte tätig gewesen sein müssen, Kräfte, die eigentlich nur schlummern und die zuweilen zu ungewöhnlicher Heftigkeit erwachen. Auch erheben sich im ganzen Gebiete der sogenannten Felsengebirge, deren letzte Verzweigungen bis zum Polarkreis hinausreichen, mehrere Vulkane, deren Erloschensein noch keineswegs gewiß ist.
Wenn aber Erderschütterungen oder gar vulkanische Ausbrüche in dieser Landesgegend im allgemeinen nur wenig zu befürchten sind, so liegt das anders bezüglich verderblicher Überschwemmungen infolge plötzlichen Hochwassers ihrer Creeks.
Dawson City ist davon nicht verschont geblieben und die Brücke, die die Stadt mit Klondike City verbindet, ist auch schon wiederholt weggerissen worden.
Diesmal hatte das Gebiet des Forty Miles Creek eine doppelte Katastrophe zu erleiden gehabt. Die gewaltsame Erschütterung des Erdbodens zerstörte alle Claims an beiden Seiten der Grenze auf eine Strecke von mehreren Kilometern. Dazu kam dann noch die Überschwemmung, bei der das Wasser alle alten Placers überflutete und deren Bearbeitung für die Zukunft ganz unmöglich machte.
Im ersten Augenblicke wäre es sehr schwer, ja rein unmöglich gewesen, den Umfang des Schadens abzuschätzen. Über der Gegend lagerte eine tiefe Dunkelheit. Ob die Häuschen, die Hütten und Zelte zerstört waren, ob der größte Teil der Goldgräber jetzt jeder Unterkunft entbehrte, ob die Zahl der Verwundeten und der Toten, von denen die einen unter herabstürzenden Fels blöcken zermalmt, die andern ertrunken sein mochten, groß war oder nicht… alles das konnte man erst am nächsten Tage erfahren. Auch ob die gesamte eingewanderte Bevölkerung, die
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