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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihre Dienstpflichten abgehaltenen Cousine, Jane Edgerton zu beteiligen liebte. Es war ein wirkliches Vergnügen für die drei Leutchen, entweder aufs Geratewohl umherzuwandeln, wenn die Ruhe der Luft das erlaubte, oder warm angekleidet im Schlitten über den erhärteten Schnee hinzufliegen.
    Eines Tages – es war am 17. November – befanden sich die drei, diesmal zu Fuß, einmal etwa eine Lieue nördlich von Dawson City. Summy Skim hatte Glück auf der Jagd gehabt und schon sollte der Rückweg angetreten werden, als Jane Edgerton plötzlich stehen blieb und nach einem etwa fünfzig Schritt von ihnen entfernten Baum hinwies.
    »Da… da liegt ein Mensch! rief sie.
    – Ein Mensch?« wiederholte Summy Skim.
    Wirklich lag dort neben einer Birke im Schnee ausgestreckt ein Mann, der keinerlei Bewegung machte. Ohne Zweifel war er tot, wahrscheinlich erfroren, denn es herrschte eben eine strenge Kälte.
    Die drei Wandrer gingen auf den Mann zu. Der Unbekannte schien etwa vierzig Jahre alt zu sein. Seine Augen waren geschlossen und seine Gesichtszüge verrieten, daß er schwer gelitten haben mochte. Er atmete zwar noch, doch nur so schwach, daß er voraussichtlich dem Tode schon sehr nahe war.
    Als ob sich das von selbst verstände, nahm Ben Raddle die weitre Leitung der erforderlichen Maßregeln in die Hand.
    »Du, Summy, sagte er kurz, du wirst dich bemühen, einen Wagen irgendwelcher Art aufzutreiben. Ich, ich laufe inzwischen nach dem nächsten Hause, um womöglich eine Herzstärkung für den Armen zu finden. Inzwischen wird Fräulein Jane den Kranken mit Schnee abreiben und alles versuchen, ihn wieder zu beleben.«
    Seine Anordnungen wurden sofort befolgt. Ben Raddle machte sich auf den Weg; Summy Skim war schon auf und davon und eilte, was er konnte, auf Dawson City zu.
    Bei dem Unbekannten allein zurückgelassen, zögerte Jane keinen Augenblick, diesen kräftig abzureiben. Sie begann da mit dessen Gesicht und knöpfte dann den groben Kaftan des Mannes auf, um ihm die Schultern und die Brust frottieren zu können.
    Da glitt aus einer von seinen Taschen ein ledernes Notizbuch, aus dem sich mehrere Papiere auf dem Erdboden verstreuten. Eins davon erregte vorzüglich die Aufmerksamkeit Janes, so daß sie es aufhob und einen Blick darauf warf. Es war ein zweimal zusammengefaltetes Blatt Pergament, das im Laufe der Zeit an den Rändern stark mitgenommen erschien. Aufgeschlagen, erwies es sich als eine geographische Karte, als die einer Seeufergegend, doch mit keiner andern Lagenbezeichnung als einem Breitengrade, einem Meridian und einem großen roten Kreuz an einem Punkte der unbekannten Küste.
    Jane faltete das Blatt wieder zusammen und las, nachdem sie es ohne weitre Überlegung in ihre Tasche gesteckt hatte, die andern Papiere zusammen, die sie wieder in das Notizbuch steckte, und dann begann sie aufs neue mit den Abreibungen, deren gute Wirkung nicht zu verkennen war. Der Kranke begann sich leise zu bewegen. Seine Augenlider hoben und senkten sich abwechselnd und seinen bläulichen Lippen entflohen einzelne kaum hörbare Worte, während seine Hand, die ihm vorher auf der Brust gelegen hatte, die Jane Edgertons leise drückte. Als sich das junge Mädchen niederbeugte, konnte sie einige ihr sinnlos erscheinende Worte verstehen.
    »Da… flüsterte der Sterbende… Brieftasche… Geb’ sie Ihnen… Goldvulkan… Danke Ihnen… Meine Mutter…«
    Eben kam Ben Raddle zurück und von der Straße her hörte man das Geräusch eines Wagens, der in schneller Fahrt näher kam.
    »Sehen Sie hier, was ich gefunden habe,« sagte Jane, indem sie dem Ingenieur die Brieftasche des Sterbenden einhändigte.
    Diese enthielt im übrigen nur Briefe, die alle an denselben Empfänger, einen Herrn Jacques Ledun, gerichtet und von Nantes oder von Paris aus abgesendet waren.
    »Wie… ein Franzose?« rief Ben Raddle.
    Eine Minute später war der wieder in tiefe Bewußtlosigkeit verfallene Mann auf dem von Summy besorgten Wagen niedergelegt und dann ging es mit verhängtem Zügel auf das Krankenhaus von Dawson City zu.
Zweites Kapitel.
Die Geschichte des Sterbenden.
    Nach wenigen Minuten war das Gefährt beim Hospital angelangt. Der Mann, den es mitbrachte, wurde hineingetragen und in demselben Zimmer niedergelegt, das auch Ben Raddle bis zu seiner Genesung eingenommen hatte. Der Kranke hatte damit den Vorteil, von den übrigen Hospitaliten mehr abgesondert zu liegen, eine Begünstigung, die er Summy Skim verdankte, der dazu seine »hohen

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