Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Fenster Platz und Raney stellte sich hinter ihn. Anscheinend dachte er an das Abendessen, das durch die Untersuchung in weite Ferne gerückt schien. Richardson lehnte mit kummervoll gesenkten Mundwinkeln an der Wand. Plötzlich winkte ihn McLean heran.
„Leeren Sie doch bitte mal den Inhalt Ihrer Taschen", sagte er.
Richardson zuckte zusammen. „Wie bitte?" fragte er ungläubig.
„Sie haben mich gut verstanden", kam es scharf über McLeans Lippen.
„Ich protestiere!" schaltete sich der Doktor wütend ein. „Was soll dieser Unsinn? Wie können Sie nur Richardson verdächtigen? Ich finde das empörend! Er war es doch, der uns befreite."
McLean richtete seine dunkelgrauen Augen auf den Doktor.
„Entschuldigen Sie, Sir, aber wir sind es, die hier die Untersuchung führen."
Doktor Brooks preßte die Lippen zusammen und bekam einen roten Kopf wie ein zurechtgewiesener Schuljunge. Richardson begann inzwischen seine Taschen auszuräumen. Ein Schlüsselbund, ein nicht ganz t sauberes Taschentuch, ein Päckchen Tabak, ein krummer Nagel und eine Schachtel Streichhölzer kamen zum Vorschein. „Die Taschen des Regenmantels!" forderte McLean. Richardsen schien zu zögern, dann folgte er McLeans Aufforderung und brachte eine zusammengerollte Hundeleine zum Vorschein. McLean nahm sie entgegen und warf einen Blick auf das kleine, am Griffende befestigte Metallschildchen. Dort war der Name des Hundes eingraviert. Er bestand aus zwei Worten und lautete Red Pepper.
„Roter Pfeffer", buchstabierte McLean und schaute Richardson an. „Der Hund gehört also Ihnen?"
„Nein, nein", erklärte Richardson hastig. „Ich fand die Leine auf dem Weg. Ich hob sie auf und steckte sie ein. Ich dachte gar nicht mehr daran. Die anderen Aufregungen ließen es mich einfach vergessen..."
McLean schob die Leine in seine Manteltasche. „Wo lag sie?"
„Auf dem Pfad zum Golfkurs, Sir."
„Aha . . . und wann entdeckten Sie die Leine?"
„Vorhin, als ich von der Straße abbog, um das Licht im Klubhaus zu löschen."
„Wenn ich den Plan des Klubs und des Geländes richtig im Kopf habe, brauchten Sie diesen Pfad, von der Straße kommend, gar nicht zu passieren. Ist das richtig?"
Richardson bekam einen roten Kopf. „Das stimmt, Sir."
„Nun?" fragte McLean ruhig. „Warum benutzten Sie den Pfad?"
„Ich mußte mal austreten, Sir, und wollte mich seitwärts in die Büsche schlagen."
Raney grinste zum erstenmal, aber McLean blieb ernst.
„Soweit ich informiert bin, befinden sich hier im Haus sehr moderne Toiletten."
„Sie sind verschlossen und nicht in Benutzung, Sir. Während der Wintermonate ist das Wasser abgestellt."
„Hm. Noch eins, mein Freund. Als Sie das Gelände betraten, war es bereits ziemlich dunkel. Wie erklärt es sich unter diesen Umständen, daß Sie die Leine am Boden liegen sahen?"
„Ich habe sie nicht gesehen, Sir. Ich bin darauf getreten und bückte mich, um zu sehen, was auf dem Weg lag."
„Sie sind mit dem Rad gekommen?"
„Ja, Sir. Ich habe es geschoben, als ich auf dem Grundstück war."
McLean stand auf. „Na schön. Da muß ja die Reifenspur noch auf dem Pfad zu erkennen sein. Gehen wir nochmals nach draußen."
„Es ist möglich, daß ich einen anderen Pfad benutzte", sagte Richardson plötzlich. „So genau weiß ich das nicht mehr."
„Das kann Ihnen doch nicht entfallen sein!" meinte der Doktor und schaute Richardson beunruhigt an. „Hören Sie mal . . . da stimmt doch was nicht! Warum verschweigen Sie uns die Wahrheit?"
Richardson zog ein wütendes Gesicht. „Ich hab's nie geglaubt, Sir, mein Wort darauf. Immer habe ich davon gelesen, in den Zeitungen und überall, immer hab ich gehört, daß man von der Polizei zu Unrecht verdächtigt werden kann . . . daß sie einen kopfscheu macht und jedes Wort falsch auslegt . . . aber ich habe nie vermutet, daß mir so etwas zustoßen könnte!"
„Sie brauchen meine Fragen nur so klar und präzise zu beantworten, wie ich sie stelle", sagte McLean. „Mehr wird von Ihnen nicht verlangt. Es kann nicht die Rede davon sein, daß man Ihnen das Wort im Mund umdreht."
Der Doktor legte eine Hand auf Richardsons Schulter. „Ich vertraue Ihnen, Richardson", sprach er. „Ich kenne Sie nun über zehn Jahre. Wir waren mit Ihnen stets zufrieden. Aber jetzt spüre ich genauso wie Mr. McLean, daß Sie uns irgend etwas vorenthalten. Was ist es?"
„Ich habe die Leine gefunden." Richardson blieb mit grimmigem Gesichtsausdruck bei seiner ersten Behauptung.
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