Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Er ließ die Jalousien an den Fenstern herab und steckte sich eine Zigarette in Brand. Dann setzte er sich auf den Stuhl, den eben noch McLean eingenommen hatte. Er rauchte und lauschte auf das gleichmäßige Plätschern des Wassers. Jetzt, wo er allein war, machte es ihn nervös. Er empfand das Geräusch als weniger monoton wie zuvor, und nicht selten zuckte er zusammen, weil er meinte, neben dem Rauschen einen anderen, fremden Laut vernommen zu haben. Nur ruhig Blut, sagte er sich. Du hast behauptet, frei von Furcht zu sein. Nun beweise, daß es stimmt. Er erinnerte sich urplötzlich wieder sehr klar an das schöne, gutgeschnittene Gesicht des jungen Mädchens. Er sah in Gedanken ihre grünlich schimmernden Augen und fragte sich, wohin sie nach dem Schuß gelaufen sein mochte. Sein Blick fiel auf den dunklen Fleck am Boden.
    Bestand tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Sir Ginbourghs Tod und dem heutigen Geschehen?
    War es möglich, daß es dem Mörder immer nur darum gegangen war, Doktor Brooks zu treffen, und daß er in diesem Bemühen so weit ging, auch andere Menschen bedenkenlos zu opfern? Oder legte er es nur darauf an, so wie heute, seine Opfer zu erschrecken und zu zermürben? Kostete er die Furcht und das Grauen aus, die seine Gegner nach menschlichem Ermessen früher oder später befallen mußten?
    Doch wie man es auch betrachtete: die Situation ergab kein klares Bild. Es war, als versuche man aus den Figuren verschiedener Puzzlespiele ein passendes Mosaik zusammenzusetzen. Nur eins stand fest: der Täter kannte das Haus, er kannte auch das Gelände. Er war ohne Zweifel schon vor ihnen mit einem Nachschlüssel in den Keller eingedrungen, um die Dynamitpatrone anzubringen. Er hatte also gewußt, daß sie heute nach hier kommen würden, um das Sommerfest, das ja eigentlich ein Frühlingsfest war und die Saison einleiten sollte, vorzubereiten.
    James grübelte darüber nach, wer davon unterrichtet gewesen war. Meine Sekretärin, Brooks Sprechstundenhilfe, Richardson, ja und natürlich auch Hill vom Vorstand, schließlich die Fernsprechzentrale, die man gebeten hatte, den Apparat wieder anzuschließen, und . . . ach, es war eine endlose Liste. Er gab es auf. Im übrigen, fiel ihm ein, war es für den Täter ein leichtes, das Haus zu beobachten. Aus den bereits verschickten Einladungen zum Sommerfest, von denen er möglicherweise selbst eine erhalten hatte, konnte er mühelos folgern, daß die Vorbereitungen spätestens heute oder morgen ihren Anfang nehmen mußten. Aber warum hatte er so lange gewartet, um erneut zuzuschlagen? Wie erklärte es sich, daß darüber fast zwölf Monate verstrichen waren? James stand auf. Ihm war eingefallen, daß man ihn von draußen, durch die schmalen Ritzen der Jalousien, sehr genau beobachten konnte. Er ging zum Lichtschalter, um die Lampen zu verlöschen.  
    In diesem Moment ertönte von draußen ein Schrei. . . ein langgezogener, in höchster Todesangst ausgestoßener Schrei, der sein Blut in den Adern gerinnen ließ. Dann war Stille. Tiefe, unheimliche Stille, die durch das Rauschen des Wassers nur unterstrichen zu werden schien. James holte tief Luft und stürzte auf die Tür zu, die durch die kleine Vorhalle ins Freie führte.
     
    *
     
    In der unbeleuchteten Vorhalle prallte er mit einem menschlichen Körper zusammen, mit einer weichen, zur Seite torkelnden Figur, die entsetzt aufschrie und gefallen wäre, wenn er sie nicht aufgefangen und festgehalten hätte. Er spürte, daß er einen weiblichen Arm zwischen den Fingern hatte.
    „Au!" rief sie atemlos und versuchte, sich ihm zu entziehen. „Sie tun mir weh!"
    Er erkannte die Stimme sofort wieder.
    „Kommen Sie herein", sagte er, ohne sie loszulassen.
    Sie drängte sich plötzlich wie schutzsuchend an ihn, und er fühlte, wie seine Erregung in andere, fremde Kanäle geleitet wurde, die keine Verbindung zu der Spannung besaßen, die durch den Schrei in der Nacht ausgelöst worden war.
    „Nicht ins Licht", flüsterte sie. „Nicht ins Licht ..."
    „Ich habe es abgedreht", erwiderte er.
    „Nein!" hauchte sie. „Ich gehe nichts ins Innere des Hauses. Ich fürchte mich ..."
    „Warum sind Sie denn hereingekommen?" fragte er. „Wie ist es möglich, daß Sie …"
    Sie trat einen halben Schritt zurück und zerrte an seiner Hand, um freizukommen. Er zögerte, dann ließ er sie los.
    „Es war schrecklich", flüsterte sie. „Er wollte mit der Pistole auf Sie schießen."
    „Wer denn?"
    „Der Mann!"
    „Was für ein

Weitere Kostenlose Bücher