Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
sonst.
„Vielen Dank, nicht nötig. Ich bin ein eingefleischter Junggeselle und kenne mich im Umgang mit Töpfen und Pfannen gut aus."
Sie lächelte sphinxhaft. „Auch im Umgang mit Mädchen?"
Noch ehe er eine Antwort zu geben vermochte, schwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Sie seufzte. „Sie sind besser dran als ich", meinte sie. „Ich habe keine Ahnung vom Kochen. Bestenfalls gelingt es mir, einen passablen Kaffee aufzubrühen."
Er musterte sie und versuchte anhand ihrer Kleidung ein Bild von dem Kreis zu gewinnen, dem sie angehörte. Sie war einfach, aber schick angezogen. Ihrem Gesichtsschnitt nach zu urteilen konnte sie ebensogut die Tochter eines Regierungsbeamten wie eines Kaufmanns sein. Sie sprach gepflegt, gelegentlich ein wenig nachlässig, wie das die Jugend so an sich hat.
„Bevor ich mich um das Essen kümmere, muß ich McLean anrufen", sagte er und ging zum Telefon.
Zwischen Daphnes ungewöhnlich großen, schönen Augen entstand die nadelfeine Falte, die er nun schon so gut kannte. „Muß das sein?" fragte sie.
Er nickte mit einem zerstreuten Lächeln, nahm den Hörer von der Gabel und wählte die Nummer, die McLean ihm aufgegeben hatte. Während er darauf wartete, daß sich der Teilnehmer meldete, sagte er: „Man wollte mich umbringen, mein Kind." Ihm schien der angeschlagene Ton ein wenig zu väterlich, und darum fuhr er ziemlich knapp und sachlich fort: „Ich meine, Scotland Yard hat ein Anrecht darauf, über Ihre Beobachtungen unterrichtet zu werden. Ich verspüre keine Lust, mich von einem hakennäsigen Verrückten meuchlings niederschießen oder sonst irgendwie aus der Welt schaffen zu lassen."
„Apparat 234", sagte eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Hier James Lee. Spreche ich mit Mr. Mc Lean?"
„Gut, daß Sie anrufen. Bin selbst am Apparat. Ich habe Sie und den Doktor schon zu erreichen versucht. Leider bis jetzt vergeblich."
„Haben Sie etwas herausgefunden?"
„Allerdings. Wissen Sie, was das für ein roter Hund war?"
„Keine Ahnung."
„Er gehörte Sir Ginbourgh. Nach seinem Tod ist das Vieh spurlos verschwunden. Ich entdeckte zufällig eine Aktennotiz darüber. Was sagen Sie dazu?"
„Was entnehmen Sie daraus?"
„Dreimal dürfen Sie raten. Wir müssen natürlich annehmen, daß der Mörder den Hund an sich genommen hat."
„Das ist doch kaum zu glauben. Der Hund müßte ihn doch verraten!"
„Haben Sie eine andere Erklärung?"
„Nein.“
„Warum rufen Sie an?“
„Man hat nach Ihrem Weggang versucht, auf mich zu schießen."
„Haben Sie den Kerl gesehen?"
„Nein . . . aber ein Mädchen, das gerade bei mir ist, kann ihn genau beschreiben. Sie hat ihn beobachtet. Ihr Schreckensschrei vertrieb ihn."
„Schicken Sie das Mädchen morgen früh zu mir."
„Ich will es versuchen", versprach James zögernd.
„Versuchen? Wie soll ich das verstehen?"
„Sie hat keine Lust, mit der Polizei zu sprechen."
„Hat sie was auf dem Kerbholz?"
„So genau kenne ich sie nicht."
„Soll ich jetzt zu Ihnen kommen?"
„Nein . . . lieber nicht."
„Also gut. Bis morgen früh dann. Gute Nacht, Sir."
„Gute Nacht."
James legte auf. Plötzlich schrillte die Türglocke. Es klang ziemlich unheimlich.
„Punkt elf", sagte James mit einem Blick auf die Uhr. „Möchte wissen, wer mich um diese Zeit besuchen will."
„Vielleicht ein Mädchen", spöttelte Daphne, aber man merkte ihr an, daß sie sich mit dem billigen Scherz nur Mut zu machen versuchte. James verließ das Zimmer. Er ging durch den Flur und öffnete die Außentür. Draußen stand Richardson. Er drehte verlegen den alten Hut zwischen seinen Händen.
,,'tschuldigen Sie, Sir", sagte er. „Tut mir leid, Sie zu so später Stunde zu stören. Eigentlich wollte ich zu Doktor Brooks, aber der ist nicht zu Hause. Da bin ich zu Ihnen gefahren."
James Blick glitt an Richardsons Beinen herab. Er bemerkte, daß der Hausmeister noch die Radspangen an den Hosen hatte. „Sie müssen verdammt schnell geradelt sein", bemerkte er.
„Ja, ich hatte es eilig."
„Ist etwas passiert?"
Richardsons helle Augen zeigten einen ergebenen, fast flehentlichen Ausdruck. Die Barschheit, die er in McLeans Gegenwart an den Tag gelegt hatte, war völlig verschwunden. „Ich muß Ihnen was beichten, Sir."
„Also gut, kommen Sie herein."
James führte den Besucher ins Arbeitszimmer. „Setzen Sie sich."
„Danke, Sir, ich bleibe lieber stehen", erwiderte Richardson und schluckte. Man sah deutlich, wie der
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