Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
spitze Adamsapfel auf und nieder wanderte. „Ich hab' Sie nämlich belogen, Sir . . . Sie und den Doktor, ja, und natürlich auch die Beamten."
„Handelt es sich um die Hundeleine?"
„Ja, Sir. Pepper gehört mir."
James holte tief Luft. Plötzlich fiel ihm die große, klobige Nase des Hausmeisters auf. War es möglich, daß . . .?
„Warum sagen Sie das erst jetzt?"
„Sie müssen das verstehen, Sir. Ich habe Pepper sehr lieb. Auch Mary, meine Frau, hängt an dem Tier. Es gehörte einst einem Klubmitglied. Sir Ginbourgh, um genau zu sein."
„Das weiß ich."
„Sie wissen es?"
„Ja, und es ist auch in Scotland Yard bekannt. Wissen Sie, was man dort annimmt?
Man vermutet, daß das Tier in den Besitz von Sir Ginbourghs Mörder übergegangen ist."
„In den Besitz von . . .?" wiederholte Ricardson. Er schüttelte den Kopf. „Die müssen den Verstand verloren haben."
„Erzählen Sie!" forderte James.
„Ja, es war, ich meine: es ist Sir Ginbourghs Hund", erklärte Richardson. Er drehte noch immer den speckigen Hut zwischen den Händen. In seiner gebückten, devoten Haltung, angetan mit dem grauen Regenumhang und den abgeschabten, von Radspangen zusammengehaltenen Hosenaufschlägen, sah er ziemlich armselig und zerknirscht aus. „Damals, als Sir Ginbourgh starb..."
„Als er ermordet wurde, meinen Sie."
„Ja, Sir. Genau das. Als er starb, war der Hund allein. Sir Ginbourgh gab ihn immer bei uns ab, weil doch die Statuten das Mitbringen von Hunden verbieten. Sie wissen, warum. Ein Hund auf einem Golfplatz ist ungefähr soviel wert wie eine Ratte im Fleischerladen. Richtet nur Schaden an. Rennt den Bällen nach, scharrt Löcher in den wertvollen Rasen . . . naja, Ihnen brauche ich das nicht weiter zu erklären. Sir Ginbourgh gab Pepper also bei uns ab. Regelmäßig. Unser Häuschen liegt am Ende des Golfplatzes, und er mußte ohnehin dort vorbei, wenn er zum Spiel oder nach Hause fuhr."
„Weiter, weiter."
„Vor einem Jahr, anläßlich des Sommerfestes, lieferte er Pepper auch bei uns ab. Er entschuldigte sich damit, daß niemand in seiner Wohnung sei, der auf den Hund achtgeben könne. Er war übrigens immer sehr großzügig, der selige Sir Ginbourgh. Er hat uns großzügig unterstützt."
„Ich verstehe. Sir Ginbourgh wurde an jenem Abend ermordet und Sie saßen nun mit seinem Hund da. War es nicht so?"
„Ja, Sir. Eine verteufelte Situation. Sie müssen sich das mal vorstellen. Ich als Platz- und Hausmeister eines Golfklubs durfte doch keinen Hund haben! So was gibt's gar nicht, das heißt, das sollte es nicht geben. Ich wollte Pepper verkaufen, aber niemand interessierte sich für den armen Kerl. Alle fanden ihn häßlich. Ich weiß nicht, warum. Wahrscheinlich wegen des fuchsroten Fells. Naja, und da beschlossen wir eben, das Tier zu behalten und keinem Menschen davon ein Wort zu sagen. Nur darum habe ich vorhin gelogen. Ich darf doch keinen Hund haben! Die verdammten Statuten verbieten es.“
„Demnach haben Sie die Leine gar nicht gefunden?"
„Nein, Sir.“
„Sie haben uns eine hübsche Komödie vorgespielt. Aber wie kam es, daß der Hund schon nachmittags am Klubhaus war, während Sie erst viel später kamen?"
„Er ist meiner Frau durchgebrannt, Sir. Er jagt für sein Leben gern Ratten und Mäuse, und davon gibt's am Klubhaus mehr als genug. Darum kam ich heute Abend ja auch dorthin . . . obwohl ich erst morgen früh mit dem Saubermachen beginnen sollte. Mir ging es darum, Pepper aufzustöbern und mit nach Hause zu nehmen."
James nickte. „Na gut, Richardson. Ich glaube Ihnen. Ich spreche morgen mit dem Doktor. Vielleicht telefoniere ich auch noch heute nacht mit ihm. Wenn es Ihnen recht ist, lege ich ein gutes Wort für Sie ein. Er wird Ihnen schon erlauben, den Hund zu behalten."
„Vielen Dank, Sir . . . das wäre großartig, wirklich ganz großartig! Sie würden mir und meiner Frau eine große Freude bereiten."
James führte den Besucher hinaus und schloß hinter ihm die Tür. Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand Daphne am Fenster und blickte durch einen Schlitz des geschlossenen Vorhangs nach draußen.
„Das ist er!" flüsterte sie erregt. „Das ist der Mann, der auf Sie schießen wollte!"
„Sind Sie sicher?"
„Ich weiß nicht", meinte Daphne, plötzlich zögernd und etwas lahm. „Die Nase ist sehr ähnlich . . . aber der Mann am Fenster war wohl größer und schlanker."
„Sie haben sich also geirrt?"
„Ja . . . das ist gut möglich."
Sie ließ den
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