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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zu lachen. Aber wenn man ihn nachts trifft, dazu noch mit einer Pistole, kann man sich nur fürchten . . . und schreien. Ich sah sein Profil so deutlich, daß ich es zeichnen könnte ..."
    „Die Polizei wird Sie sicher darum bitten."
    „Die Polizei?"
    Er nickte. „Es ist notwendig, daß wir Scotland Yard Bericht erstatten. McLean . . . das ist einer der Beamten, die heute abend im Klubhaus waren . . . bat darum, jeden besonderen Vorfall sofort zu melden."
    „Ich möchte nicht zur Polizei."
    „Warum?"
    „Das können Sie sich doch denken! Ich bin von zu Hause weggelaufen. Wahrscheinlich haben meine Eltern schon eine Suchanzeige aufgegeben. Falls das geschehen sein sollte, würde man mich sofort zu Hause abliefern."
    „Wäre das nicht das beste?"
    „Sie wissen nicht, was Sie da reden."
    „Also schön, wir fahren nicht zur Polizei. Ich hoffe, ich mache mich nicht irgendeiner Gesetzesübertretung schuldig. Fertigen Sie meinetwegen die Zeichnung bei dem Doktor an. Ich werde dafür sorgen, daß McLean sie erhält. Es kann doch nicht schwer sein, einen Burschen mit so auffälliger Physiognomie zu stellen."
    Das Mädchen schwieg. Sie gelangten allmählich in belebtere Viertel und fuhren bald darauf im mäßigen Tempo durch die Geschäftsstraßen der Außenbezirke. Auf dem regennassen Pflaster und Asphalt spiegelten sich in skurrilen Formen und Farben die grellbunten Neonreklamen. James warf einen Blick auf das Mädchen. Sie hatte sich in die äußerste Ecke des Wagens gedrängt und schaute mit blassem, ausdruckslosem Gesicht durch die Windschutzscheibe. Er hatte das Gefühl, daß ihre weit offenen Augen nichts von dem wahrnahmen, was sie streiften. Ihr Blick schien gleichsam
    nach innen gerichtet. Sie grübelte über ein Problem nach, von dem er nichts wissen konnte.
    Er räusperte sich. „Was meinten Sie heute Nachmittag, als Sie von der ,Tür zum Grab' sprachen?" fragte er.
    Sie zuckte zusammen und wandte den Kopf, um ihn anzublicken. „Bitte?"
    Er wiederholte die Frage, weil er spürte, daß sie ihn tatsächlich nicht verstanden hatte.
    „Habe ich so etwas gesagt?" murmelte sie mit gerunzelter Stirn.
    „Ich erinnere mich genau daran."
    „Ja . . . jetzt fällt es mir wieder ein. Sie war so seltsam . . . diese Tür. Ich kann nicht sagen, was mich auf den Vergleich brachte. Er war plötzlich da. Beim Anblick der Tür überlief mich ein Frösteln. Was ist überhaupt passiert? Wer gab den Schuß ab?"
    „Doktor Brooks. Er fühlte sich bedroht. Ich nehme an, daß der Mann mit der Hakennase im Keller war. Später gab es noch eine hübsche Explosion, bei der das Wasserrohr barst. Der Doktor und ich fanden uns plötzlich eingeschlossen im Keller vor. Es gibt kaum einen Zweifel, daß der Hakennäsige uns den Garaus zu machen versuchte."
    „Wie schrecklich!" hauchte das Mädchen. „Das ist ja kaum zu glauben!"
    „Sie haben recht, es klingt verdammt unwahrscheinlich. Aber es ist passiert. Eines wissen wir nun mit Sicherheit: der Mörder ist kein Mitglied des Klubs."
    „Der Mörder?"
    „Der Mann, der den Mordversuch unternahm", berichtigte sich James und fragte sich im gleichen Moment, ob das Mädchen die Wahrheit sprach, oder ob es irgendeinen Grund gab, der sie dazu bewegte, irreführende Dinge zu äußern. „Natürlich kann im Moment kein Mensch sagen, ob zwischen dem, was heute geschah, und dem Mord an Sir Ginbourgh irgendein Zusammenhang besteht." Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: „Ich kann mich nicht besinnen, jemals einen Menschen, der Ihrer Beschreibung entspricht, auf dem Golfplatz gesehen zu haben."
    „Warum will man Sie töten?" fragte das Mädchen.
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Ich gäbe etwas darum, wenn ich das wüßte."
    „Wie alt sind Sie?" fragte das Mädchen plötzlich.
    Er lächelte. „Neunundzwanzig."
    „Sie sehen älter aus."
    „Vielen Dank für das Kompliment", spöttelte er.
    „So habe ich es nicht gemeint", sagte sie. „Wahrscheinlich habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich wollte sagen, daß Ihr Gesicht eine Reife ausdrückt, die der Zahl der Lebensjahre um einiges voraus ist."
    „Das hört sich besser an."
    „Sind Sie reich?"
    „Warum fragen Sie?"
    „Ich möchte, daß Sie reich sind. Alle tüchtigen Männer sind reich. Darum kann ich nur die Reichen achten."
    „Eine merkwürdige Auffassung. Wollen Sie mich denn achten? Achtung . . . das ist etwas, das ein junges Mädchen dem hohen Alter entgegenbringt. Anscheinend träumen die jungen Mädchen von heute nicht mehr

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