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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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seinem Feuerzeug zu kramen. Er holte es aus der Tasche und knipste es an. Im gleichen Moment geschah es.
    Er sah eine Fratze vor sich . . . eine widerwärtige Fratze von so abstoßender Häßlichkeit, daß ihm schien, als setze sein Herz mit einem gewaltigen Sprung in die Kehle, um sich dort zu verklemmen und seine Luft abzuschnüren. Es war eine Fratze, die zwar menschliche Züge trug, und die doch nichts Menschliches an sich hatte . . . eine ekelerregende Visage, deren plötzliches und völlig unerwartetes Auftauchen den Charakter eines Schocks hatte. Er sah die Fratze nur für den Bruchteil einer Sekunde . . . denn im gleichen Moment traf ihn irgendein harter Gegenstand an der Schläfe. Er spürte, wie sein Bewußtsein in einen schwarzen, wilden Strudel gerissen wurde.
    Dann brach er ohnmächtig zusammen. Als er die Augen wieder öffnete, strich ein kühler Luftzug über sein Gesicht. Er brauchte einige Sekunden, um sich an das Vorgefallene erinnern zu können. Dann richtete er sich, langsam auf. Sein Schädel schmerzte, und er massierte sich mit den Fingern die Stirn. Er stand auf und ging mit weit ausgestreckten Armen durch das Dunkel. Er stieß an einen Schreibtisch, tastete sich um ihn herum und erreichte endlich die Wand. Kurz darauf fand er den Lichtschalter. Er knipste ihn an und schloß geblendet die Augen, als das Lampenlicht aufflammte. Dann schaute er sich blinzelnd um. Er stand in einem mäßig großen Arbeitszimmer. Die Schmalseiten der Wände waren mit dicht gefüllten Buchregalen bedeckt. Die Balkontür stand noch immer offen. Niemand war zu sehen. Er blickte auf die Uhr. Null Uhr fünfunddreißig. Er konnte nur wenige Minuten bewußtlos gewesen sein. Warum hatte der Mann mit der Fratze ihn nicht getötet? Er erinnerte sich jetzt genau an die klobige, hakenförmige Nase, die das Gesicht des Unbekannten verunziert hatte... es gab kaum einen Zweifel, daß dieser Bursche mit jenem Mann identisch war, den Daphne am Klubhaus bemerkt hatte. Plötzlich fiel ihm Doktor Brooks ein. War er ein Opfer des Fratzenhaften geworden?
    Er stieß die Tür auf und betrat den Korridor.
    „Doktor!" rief er laut. „Doktor"
    Am Ende des Gangs stand eine Tür halboffen. Er ging darauf zu und öffnete sie.
    Als er Licht gemacht hatte, sah er den Doktor. Er lag mit dem Gesicht nach unten vor der geöffneten Tür eines Barschrankes. Er hatte eine blutende Stirnwunde und regte sich nicht. James trat langsam näher und ließ sich auf die Knie. Er zögerte, den Doktor zu berühren. War er tot? In diesem Moment rollte sich der Arzt mit einem schmerzvollen Stöhnen auf den Rücken. Er schlug die Augen auf, erblickte James und stieß einen Schrei aus. James fuhr unwillkürlich zurück.
    „Um Himmels willen, Doktor . . . ich bin es doch . . .!"
    Der Doktor seufzte erleichtert. Er stützte sich mit James' Hilfe auf und schaffte es sogar, in die Höhe zu kommen. Er torkelte zum nächsten Sessel und ließ sich aufatmend hineinfallen. Dann tastete er vorsichtig die Kopfwunde ab.
    „Oh", meinte er und betrachtete das Blut, das an seinen Fingern kleben blieb. „Das hätte leicht das Ende sein können."
    „Wie fühlen Sie sich, Doktor?"
    Brooks lächelte bitter. „Wie fühlt man sich nach einem Mordanschlag, James?"
    James nickte. „Ich weiß, Doktor, ich weiß."
    „Wie sind Sie hereingekommen?" fragte Brooks.
    „Über den Balkon. Die Tür stand offen."
    Der Doktor atmete laut und schnaufend. „Ich war gerade nach Hause gekommen und wollte mir noch ein Gläschen genehmigen", berichtete er. „Da erhielt ich von hinten einen Schlag über den Kopf. Das ist alles, woran ich mich erinnere. Ich kann nicht mal sagen, wer oder was mich geschlagen hat."
    „Aber ich", meinte James. „Ich habe den Kerl gesehen. Er hat auch mich erwischt."
    „Sie?" fragte der Doktor verblüfft.
    „Schauen Sie sich mal diese Beule an."
    „Ach . . . was will der Kerl nur? Was bezweckt er?"
    „Keine Ahnung. Jedenfalls ist er uns nicht sehr freundlich gesonnen, Doktor. Wir müssen sofort die Polizei rufen. Es wird am besten sein, Sie versuchen inzwischen festzustellen, ob etwas gestohlen wurde."
    „Ich habe nie mehr als fünfzig Pfund im Haus", sagte der Doktor und erhob sich mühsam. Er ging auf ein Bild zu und schob es beiseite. Dahinter wurde die Tür eines kleinen Safes sichtbar. „Sieht nicht so aus, als habe man versucht, das Ding anzuknabbern", sprach er.
    „Schauen Sie hinein."
    Der Doktor klopfte seine Taschen ab. „Verdammt!" sagte er dann.

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