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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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lassen. Statt dessen pfiff er leise durch die Zähne. Er wandte sich ab, ging hinauf ins Fremdenzimmer, um zu prüfen, ob alles in Ordnung war, und kam wenige Minuten später zurück.
    „Es wird am besten sein, du gehst jetzt schlafen", empfahl er. „Komm, ich führe dich nach, oben. Du findest alles, was du brauchst, im Badezimmer. Es kann sein, daß dir der Pyjama ein wenig groß ist. Es wird am besten sein, du ziehst nur die Jacke davon an."
    „Ich danke dir", sagte sie und glitt von der Couch. Sie gähnte und legte die Hand vor den Mund. „Ach, bin ich müde . . . hoffentlich kann ich schlafen. Wenn ich nur nicht immer wieder an die schrecklichen Morgenzeitungen denken müßte!"
    „Soll ich dir ein Schlafpulver geben?"
    „O nein", sagte sie, fast ein wenig erschreckt. „Nein, ich hasse Schlafmittel."
    An der Schwelle des Fremdenzimmers wünschte er ihr eine gute Nachtruhe.
    „Küß mich noch einmal", bat sie.
    Er zögerte, dann nahm er sie in die Arme. Ihre Lippen waren diesmal kühl und spröde. Nichts von der ungestümen Leidenschaft, von dem drängenden Fordern des ersten Kusses war in ihnen.
    „Gute Nacht", flüsterte sie dicht an seinem Ohr. „Ich werde von dir träumen."
    „Neben dem Bett steht ein Telefon", sagte er. „Falls du dich fürchtest, hebst du den Hörer ab. Es ist ein Haustelefon. Der andere Apparat steht in meinem Schlafzimmer."
    Sie lachte kehlig. „Wie praktisch!" spöttelte sie. „Ich werde mir sehr überlegen müssen, ob ich mich nicht fürchte!"
    Er lächelte, winkte und ging hinab ins Erdgeschoß. Er betrat das Wohnzimmer und stellte sich vor den Kamin. Dann riß er sich zusammen und lief zum Telefon. Er wählte Doktor Brooks Nummer. Niemand meldete sich. Es war inzwischen Mitternacht geworden und er fragte sich beunruhigt, wo der Doktor stecken mochte.
    Dann ging er hinaus iin die Garderobe und fuhr mit der Hand in Daphnes Manteltasche. Er zog das dicke Banknotenbündel heraus. Es war zusammengerollt und wurde von einem einfachen Gummiband gehalten. Er nahm es ab und begann das Geld zu zählen. Es waren über zweihundert Pfund. Zweihundert Pfund! James schüttelte den Kopf. Das reichte, um wochenlang im besten Hotel der Stadt zu wohnen, Warum hatte sie ihn belogen? Warum hatte sie ihm die blödsinnige Geschichte mit den paar Schillingen aufgetischt? Welchen Zweck verfolgte sie damit? War es ihr nur darum gegangen, bei ihm im Haus schlafen zu dürfen? Oder mußte er aus der Lüge schließen, daß auch die anderen Dinge, die sie ihm erzählt hatte, nicht der Wahrheit entsprachen? Er rollte das Geldscheinbündel zusammen, streifte den Gummi darüber und schob das Ganze zurück in Daphnes Manteltasche.
    Dann ging er ins Wohnzimmer und wählte erneut Doktor Brooks Nummer. Zu seiner Erleichterung kam diesmal die Verbindung zustande.
    „Hallo, Doktor", rief er. „Hier spricht James Lee. Hören Sie, Doktor ..."
    Er unterbrach sich, weil ihm einfiel, daß der Doktor sich gegen seine sonstige Gewohnheit nicht gemeldet hatte.
    „Doktor?" fragte er.
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    „Wer ist am Apparat?" fragte er unwillig und nervös.
    Keine Antwort.
    „He, wer ist denn da? Sprechen Sie doch endlich!" stieß er wütend hervor.
    Tiefe Stille. Es war, als tropfe aus dem Leitungsdraht schweigend und bedrückend jenes Grauen, das schon den ganzen Tag regiert hatte und noch immer nicht abzutreten gedachte. Doktor Brooks hätte sich längst gemeldet. Es war also ein Fremder am Apparat, ein Unbekannter . . .
    „Hallo!" rief James. „Hallo . . .“
    Es klickte. Die Verbindung war unterbrochen. Ratlos betrachtete er den Hörer in seiner Hand. Dann wählte er ein zweites Mal. Diesmal kam keine Verbindung zustande. Er warf den Hörer auf die Gabel, hastete ins Freie und stieg in den Wagen, der noch auf der Straße stand. Innerhalb von zehn Minuten hatte er das Haus von Doktor Brooks erreicht. Es lag nach wie vor in tiefem Dunkel. Er ging durch das offene Gartenportal auf den Eingang zu und klingelte. Niemand öffnete.
    Unentschlossen ging er um das Haus herum. War es nicht besser, die Polizei zu alarmieren? ln diesem Augenblick gewahrte er, daß die Balkontür im Erdgeschoß nur angelehnt war. Kurz entschlossen schwang er sich über die Brüstung und stieß die Tür mit dem Fuß auf.
    „Doktor!" rief er halblaut. „Doktor ..."
    Als sich niemand meldete, trat er ein. Er befand sich in einem stockdunklen Raum. Da er nicht wußte, wo sich der Lichtschalter befand, fing er an, nach

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